Viele Makler hatten sich durch das staatlich geförderten Pflege-Produkt hohe Absätze erhofft. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums wurden bis Anfang April jedoch nur rund 10.000 Policen abgeschlossen. Bei Einführung der Riester-Rente vor nunmehr elf Jahren wurden innerhalb eines Quartals bereits über eine halbe Millionen Verträge eingereichter, berichtet das Wirtschaftsmagazin Euro.

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Die private Pflegevorsorge in Deutschland ist nach der Auffassung der Bundesregierung zu gering ausgeprägt. Eine Studie des Marktforschungsinstituts YouGov gibt dem Recht: So wissen beispielsweise 37 Prozent der Deutschen noch nicht, wer sie Pflegefall betreuen könnte oder die Kosten übernimmt. Um diesem Vorsorgedefizit entgegen zu wirken, führte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) die staatlich geförderte Vorsorgemöglichkeit ein. Die Pflegetagegeld-Policen unterscheiden sich zu den Angeboten am Markt darin, dass die persönliche Vorsorge mit 5 Euro im Monat unterstützt wird. Allerdings müssen noch 10 Euro vom Verbraucher selbst aufgewendet werden, damit die Unterstützung des Staates überhaupt gezahlt wird.

Anbieter ziehen bisher kaum mit

Die Ursache für den geringen Absatz des Pflege-Bahr sieht eine Ministeriumssprecherin darin, dass bisher noch nicht allzu viele Versicherer die Absicherungsform anbieten. Viele Gesellschaften starteten ihren Vertrieb erst kürzlich. Bis Mitte diesen Jahres wird in der Branche erwartet, dass rund 20 der 42 Kranken- und Lebensversicherungsgesellschaften die staatlich geförderten Pflege-Policen verkaufen. Derzeit sind etwa die Produkte der DEVK, Domcura, Signal, oder mit Pflegezusatzleistungen auch die Produkte der VPV auf dem Markt. Bereits seit Anfang des Jahres starteten HUK-Coburg und Münchener Verein den Vertrieb.

Dabei weichen die Leistungen der Anbieter voneinander ab. Unterscheidendes Kriterium ist, in welcher Höhe die einzelnen Anbieter ein Pflegemonatsgeld in den ersten beiden Pflegestufen zahlen, als vom Gesetzgeber gefordert wird. Den Musterbedingungen des PKV-Verbandes zufolge erhält man in Pflegestufe III mindestens 600 Euro Pflegemonatsgeld. In der Pflegestufe I werden davon 20 Prozent, in Pflegestufe II 30 Prozent gezahlt. Ist man in der sogenannten Pflegestufe 0, d.h. besteht eine erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz nach § 45a SGB XI, erhält man 10 Prozent. Die Barmenia beispielsweise garantiert stattdessen in der Pflegestufe I bereits 30 Prozent, in der Pflegestufe II 60 Prozent.

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Nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit waren in der ambulanten Pflege 62,2 Prozent der Pflegebedürftigen in Pflegestufe I, knapp 30 Prozent in Pflegestufe II, 8,8 Prozent in der dritten Pflegestufe. Im stationären Bereich befanden sich in den Pflegestufen I und II jeweils rund 40 Prozent, knapp 20 Prozent in der Pflegestufe III (Zahlen von 2011 bzw. 2010).

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