Und auch wenn sie Unterstützung bekommen, die meisten Pflegeaufgaben bleiben an ihnen hängen - das sagt die große Mehrheit der pflegenden Frauen, ob berufstätig oder nicht. Das bleibt nicht ohne Folgen: Pflege belastet ihre Partnerschaft, berichten 40 Prozent der pflegen-den Frauen, die einen festen Partner haben. Die psychische Belastung wiegt insgesamt deutlich schwerer als die körperliche. Zwei Drittel der pflegenden Frauen ziehen die Bilanz, dass die Pflege sie psychisch stark oder sogar sehr stark belastet - unabhängig von Alter, Zeitaufwand und Pflegestufe des Angehörigen.

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Konkrete Wünsche an die Politik

Kein Wunder, dass sich in der Studie 60 Prozent aller Deutschen eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf wünschen - und damit knapp die Hälfte mehr als noch vor zwei Jahren (41 Prozent). Und die Bundesbürger sagen auch klar, von wem sie sich dabei Hilfe erwarten: Vor allem vom Staat (78 Prozent), aber auch von den Unternehmen (55 Prozent).

Pflegende Frauen haben an die Politik ganz konkrete Erwartungen - vor allem bei der häuslichen Pflege. An erster Stelle steht eine bessere Unterstützung für Menschen, die Angehörige zu Hause pflegen (88 Prozent). Dahinter folgen der Wunsch, dass der Staat die Qualität von Pflegeheimen überprüft (80 Prozent), sowie bessere Möglichkeiten, Pflege und Beruf zu vereinbaren (74 Prozent). Auf der Wunschliste stehen auch eine Erhöhung der Pflegesätze (66 Prozent) und mehr Pflegeheimplätze (47 Prozent).

Prof. Köcher: "Die überwältigende Mehrheit der pflegenden Frauen hofft, dass die Politik Pflegende künftig besser unterstützt - durch einen Ausbau der Infrastruktur, vermehrte Qualitätskontrollen in Pflegeheimen, mehr finanzielle Unterstützung und eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf."

Pflege kostet Geld - Sorge ums Vermögen

Die Mehrheit der Frauen, die demnächst mit einem Pflegefall in der Familie rechnen, will auf Erspartes zurückgreifen: 61 Prozent auf das des Pflegebedürftigen, 34 Prozent auf das eigene Sparbuch, 25 Prozent bitten weitere Familienangehörige zur Kasse. Rund ein Drittel (32 Prozent) rechnet damit, dass sie sich wegen der künftigen Pflegekosten finanziell ein-schränken müssen. Allerdings: 42 Prozent dieser Frauen gehen davon aus, dass die ge-setzliche Pflegeversicherung alles abdeckt.

Die Kostenbelastung spüren am deutlichsten diejenigen Frauen, die bereits pflegen: 84 Prozent dieser Frauen halten es für wichtig, hier privat vorzusorgen. "Private Vorsorge als Ergänzung der gesetzlichen Grundversorgung ist unerlässlich", bestätigt R+V-Vorstand Tillmann Lukosch. Nur: Die Zahlen sprechen bisher eine andere Sprache; hier ist noch viel Überzeugungsarbeit nötig. Lukosch: "Die Einführung der neuen staatlich geförderten Zusatz-versicherung - der so genannte Pflege-Bahr - ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung."

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Grundlage der Studie

Die R+V-Studie "Weil Zukunft Pflege braucht" basiert auf zwei Umfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach im September 2012: Grundlage für die erste Umfrage bilden 1.558 Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahre. Zusätzlich erfolgte eine Umfrage unter einer repräsentativen Stichprobe von 539 Frauen, die bereits Familienangehörige pflegen oder in den nächsten Jahren damit rechnen.

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