Betriebsunterbrechungen: der "unsichtbare" Großschaden
Manhattans Straßen und U-Bahnen stehen unter Wasser, Gebäude sind schwer beschädigt, Millionen von Haushalten und Unternehmen sind tagelang ohne Strom. Es wirkt wie eine Szene aus einem Kinofilm, doch die Spur der Verwüstung, die der Hurrikan Sandy vielerorts hinterlassen hat, ist alles andere als eine Fiktion. Für Unternehmen machen Sachschäden nur einen Teil der Verluste aus. Weit schwerer wiegen finanzielle Einbußen aus Betriebsstörungen und Produktionsausfällen.
Im Industriesegment gehen zwischen 50 bis 70 Prozent von Katastrophenschäden auf direkte oder indirekt verursachte Betriebsunterbrechungen zurück – letztere werden durch den Ausfall eines Lieferanten infolge eines Sachschadens ausgelöst, so die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS). In der neuen Studie „Managing Disruptions“ untersucht der Industrieversicherer, wie Unternehmen und Versicherer Risiken aus Betriebs- und Lieferkettenunterbrechungen neu bewerten.
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Betriebsunterbrechungsversicherungen decken einen Großteil der finanziellen Verluste, die ein Unternehmen oder ein Zulieferer in Folge eines Ausfalls erleiden. Doch die negativen Folgen auf den Unternehmensgewinn können stets nur abgemildert werden. Auch langfristige Auswirkungen wie etwa einen Vertrauensverlust bei Aktionären können sie kaum begrenzen. „Steht der Betrieb still, ist es für das betroffene Unternehmen entscheidend, schnellstmöglich wieder in den Normalzustand zurückzukehren und die Produktion wieder aufzunehmen“, erklärt Volker Münch, der bei AGCS weltweit für die Produktentwicklung im Sachschadenbereich verantwortlich ist.
Lieferantenausfall betrifft ganze Industriezweige
Wenn ein Brand oder eine Naturkatastrophe ein Unternehmen aus dem Takt bringen, mag der Schaden groß sein, aber er ist doch berechenbar und begrenzt. Anders stellt es sich dar, wenn das so betroffene Unternehmen ein wichtiger Lieferant für einen Industriezweig ist. Dann können die Folgewirkungen weltweit spürbar sein und für zahlreiche Unternehmen Schäden aus Lieferkettenunterbrechungen auslösen (sog. Rückwirkungsschäden).
Dieser Domino-Effekt zeigte sich bei der Flutkatastrophe in Thailand im November 2011. Damals mussten wichtige Zulieferer der Elektronikindustrie den Betrieb einstellen. Die weltweite Produktion von Festplatten brach im vierten Quartal 2011 um rund ein Drittel ein, in Folge verzeichneten PC-Hersteller in den USA Lieferengpässe. „Die Flut in Thailand machte deutlich, wie verwundbar die weltweiten Lieferketten geworden sind. Die Schäden aus Lieferkettenunterbrechungen haben eine neue Dimension erreicht“, sagt Dr. Andreas Shell, AGCS-Schadenchef im Bereich Sachversicherung.
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