Die individuellen Gesundheitsleistungen (sind zusätzliche Leistungen, die über das Maß der Gesetzlichen Krankenversicherung hinausreichen. Meist sind dies Vorsorgeuntersuchungen.) sind ein Streitthema für viele Gesundheitsexperten. Kritiker sprechen von unnötigen Leistungen, die lediglich für Verunsicherung beim Patienten sorgen und zur optimalen Monetarisierung des Patientenbesuchs nutzen. Journalist Jörg Blech titulierte die IGeL-Untersuchungen sogar als ein „intransparentes Gemisch entbehrlicher Leistungen“. Ärzte halten dagegen und sprechen von sinnvollen Tests zur Früherkennung von zum Beispiel Prostatakrebs.

Anzeige

Laut dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Informationen (DIMDI) kassieren deutsche Ärzte jährlich 1,5 Milliarden Euro für individuelle Gesundheitsleistungen. Laut einer Studie des DIMDI sind diese nicht zwingend notwendig. Weiterhin gibt es bei einigen Leistungen keine fundierte Studie, die eine Wirksamkeit oder einen Nutzen der Leistung belegen können. Oft führen die Untersuchungen zu falschen Befunden und zu unnötigen Eingriffen. So deckt nur einer von rund 20 Eingriffen aufgrund des Glaukom Screening tatsächlich ein Krebsgeschwulst auf. Zu den beliebtesten Leistungen zählt das Glaukom-Screening auf Grünen Star und der vaginale Ultraschall auf Eierstock- und Gebärmutterkrebs.

Prinzipiell ist die Förderung für kleine und mittlere Unternehmen gedacht. Sie können aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) bis zu 3.000 Euro an Zuschüssen erhalten. Auch Ärzte zählen zu den kleinen Unternehmen und sind so förderberechtigt. Auf Anfrage der Berliner Zeitung räumte das Bundeswirtschaftsministerium ein, auch Zuschüsse für Verkaufsoptimierung bei IGeL-Leistungen vergeben zu haben.

Anzeige

Im Internet gibt es für solche Praxiscoachings ala „Erfolgreicher mit individuellen Gesundheitsleistungen“ diverse Anbieter. Hier können Ärzte und das Praxisteam Grundlagen des Verkaufs erlernen. Ziel ist es, den Arzt dazu zu befähigen sich optimal auf den Patienten und seinen Bedarf einzustellen und zielgerichtet zu verkaufen. So lernen Ärzte und Mitarbeiter mittels empathischem Auftreten und offenen Fragen den Patienten zu aktivieren und von den Untersuchungen zu überzeugen. Fraglich bleibt, ob dann die angebotenen Untersuchungen weiter im Sinne des Kunden sind oder eher ein gutes Geschäft für die Ärzteschaft.

Anzeige