Balance der Leistungsbilanzen statt Transferunion

Die Forscher halten es daher für unverzichtbar, die Binnenwirtschaft in Deutschland zu stärken. Dazu schlagen sie Reformen vor, die die negativen Folgen der Arbeitsmarkt-Deregulierung des letzten Jahrzehnts korrigieren und eine kräftigere Entwicklung von Löhnen und Konsum ermöglichen. Eine Stabilisierung des Tarifvertragssystems durch verstärkte Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen zählt das IMK ebenso dazu wie einen gesetzlichen Mindestlohn und Neuregelungen, die verhindern, dass Leiharbeit und Minijobs als Instrumente zur Kostensenkung missbraucht werden können.

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Als eine wesentliche institutionelle Reform für den Euroraum schlägt das IMK die Gründung eines Europäischen Währungsfonds (EWF) vor. Er soll präventiv verhindern, dass die Leistungsbilanzen der Euroländer zu stark auseinanderlaufen. Falls gleichwohl eine Krise eintritt, sollte der EWF genug Geld zur Verfügung haben, um notleidende Mitgliedsländer mit niedrig verzinsten Krediten unterstützen zu können. Im Gegenzug müssten die Problemländer Auflagen akzeptieren, um ihre Leistungsbilanz wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Finanziert werden sollte der EWF durch Einlagen der Mitglieder, wobei Länder mit Leistungsbilanzüberschüssen einen erhöhten Beitrag zu zahlen hätten. Damit, so das IMK, entstehe auch bei ihnen ein Anreiz, eine Wirtschaftspolitik zu betreiben, die zum Ausgleich ihrer Leistungsbilanz beiträgt. Der bereits beschlossene Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) könnte der Kern einer solchen Institution sein, so das IMK. Ohne eine derartige sanktionsbewährte Kontrolle der Leistungsbilanzen sehen die Forscher nur zwei Alternativen für die Eurozone: Entweder kommt es zur Umwandlung in eine Transferunion - oder die Währungsgemeinschaft zerbricht.

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