Wer hätte gedacht, dass auch das Versicherungsgewerbe Stoff für Seifenopern bietet? Aber in einem milliardenschweren Milieu ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass sich die Diven unter den Versicherern gegenseitig mit Schmutz bewerfen. So ist es jetzt bei der Allianz und der HUK Coburg geschehen: Beide sind Marktführer im KFZ-Bereich, und beide sind im Moment nicht gut aufeinander zu sprechen.

Streit um die Bewertung der eigenen Tarife

Getroffen und gezofft haben sich die beiden Diven Online, oder genauer gesagt: bei einem Vergleichsportal. Dieses hört auf den Namen Transparo und befindet sich seit Mitte des Jahres im Besitz der Versicherer HUK-Coburg, Talanx und WGV. Auch die Tarife der Allianz wurden auf dem Portal geführt. Doch nun hat die Allianz ihren Kooperationsvertrag mit Transparo gekündigt.

Die Gründe für die Kündigung sind durchaus nachvollziehbar. "Wir wollen unsere Tarife in Vergleichsportale bringen, die sich nicht auch auf die Herstellung eigener Produkte konzentrieren", sagte Allianz-Deutschland-Chef Markus Rieß gegenüber der Financial Times Deutschland. Die HUK Coburg ist also an einem Vergleichsportal beteiligt, das auch die Tarife der HUK Coburg führt - liegt da nicht zumindest der Anfangsverdacht nahe, dass die eigenen Tarife bevorzugt behandelt werden?

Zwar wehrt sich Transparo gegen den Vorwurf der Abhängigkeit. Der Vorstand des Mutterunternehmens Aspect Online betont, dass man keine eigenen Produkte anbiete und die Neutralität sowohl durch die Verträge als auch die organisatorische Trennung gewährleistet sei. Auch würden die neuen Eigentümer des Portals untereinander im Wettbewerb stehen, was ebenfalls eine gewisse Unabhängigkeit gewährleiste. Ein Zertifikat des TÜV Saarland soll zusätzlich die Unabhängigkeit von Transparo betonen. Doch unfreiwillig haben die beiden Streithähne Allianz und HUK Coburg den Blick auf ein grundsätzliches Problem der Vergleichsportale gelenkt: wer legt eigentlich fest, welche Tarife geführt werden? Und wer bestimmt die Bewertungskriterien?

Kein Vergleichsportal listet alle Versicherer

So ist die Welt der Vergleichsportale derzeit in zwei Lager geteilt. Auf der einen Seite steht Transparo mit der Huk-Coburg. Im vergangenen Jahr avancierte der Versicherer zum Marktführer der Kasko-Branche und verwies die Allianz auf Rang zwei. Auf der anderen Seite steht der Branchenriese der Vergleichsportale, Check24. Diese führen jedoch die Huk-Coburg nicht in ihren Vergleichen. Womit ein grundsätzliches Manko der Onlineportale bereits angesprochen wäre, denn generell listet kein Portal alle Versicherer. Derzeit fehlen bei Check24 beispielsweise die Tarife von Ergo Direkt, HDI24, Huk24, HuK-Coburg, WGV und WGV-Himmelblau. Die Website Transparo dagegen hat keine Tarife von DEVK, Allianz und Cosmos Direkt.

Lediglich die Unternehmensberatung Nafi wirbt mit einem Gesamtüberblick - jedoch ist ein direkter Abschluss dort nicht möglich. Auch wurde der Dienstleister wegen seiner mangelhaften und umständlichen Bedienung kritisiert.

Um einen neutralen Überblick über die Kfz-Versicherung zu haben, müsste der Verbraucher folglich mehrere Vergleichsportale testen. Erfahrungsgemäß machen das die wenigsten Kunden. Aber selbst dann wäre nicht garantiert, dass der Kunde eine objektive Auswahl aller Tarife erhält, denn bei der Bewertung der Angebote lassen sich die Portalsanbieter ungern in die Karten gucken. Es mangelt den Portalen schlichtweg an Transparenz. Dass eine Ermittlung der individuellen Kundenbedürfnisse online kaum möglich ist, kommt erschwerend hinzu.

Verwerfungen bei Kasko-Tarifen erwartet

Bis Ende November können wechselwillige Autofahrer noch bei ihrem alten Anbieter kündigen. Generell wird in diesem Jahr ein interessanter Wettbewerb auf dem Markt der Kfz-Versicherungen erwartet. Nach Angaben der Financial Times Deutschland erhöht die Allianz die Beiträge um bis zu 30 Prozent. Die neuen Preise will man den Kunden jedoch erst im November mitteilen. Diese können dann noch im Dezember gehen, denn bei Beitragserhöhungen gilt ein Sonderkündigungsrecht.

In Allianzkreisen bereitet man sich bereits auf eine Kündigungswelle vor. Diese muss nicht zwingend eintreten, sanken doch die Beiträge seit 2005 überproportional. Vielleicht hatte dies auch ein wenig mit Eitelkeit zu tun, denn ihre Marktführerposition im KFZ-Bereich wollte die Allianz bisher nicht aufgeben. Womit wir wieder beim Zoff der beiden Diven wären, denn seit Ende 2010 hat ausgerechnet die HUK die meisten Fahrzeuge in Deutschland versichert. Spieglein Spieglein an der Wand, wer ist die Größte im ganzen Land?

Doch der Wettbewerb kommt an seine Grenzen. Die KFZ-Versicherer hatten zu knapp kalkuliert, längst ist daraus ein Zuschussgeschäft geworden. Lag die Schaden-Kosten-Quote branchenweit im Jahr 2005 noch bei 95,1 Prozent der Beitragseinnahmen, kletterten die Ausgaben für Schäden, Schadenbearbeitung, Verwaltungs- und Vertriebskosten bis 2010 auf 107,4 Prozent der Einnahmen. So machen die Versicherer bei jedem eingenommen Euro momentan acht Cent minus. Die Notbremse der Allianz könnte deshalb eine Trendwende auf dem Markt auslösen und zur Konsolidierung in dieser Sparte beitragen.


Mirko Wenig