„Der Absatz fondsgebundener Versicherungsprodukte hat sich im Jahr 2010 noch nicht von den Auswirkungen der Finanzmarktkrise erholt“, erklärt Marcel Schmitz, Berater bei Towers Watson, im Rahmen einer Pressemitteilung. „Ihre Bedeutung für das Neugeschäft im Lebensversicherungs-Markt ist auf dem Tiefpunkt des Jahres 2003, nach der letzten Kapitalmarktkrise, angelangt.“

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Produkte gegen Einmalbeitrag entwickeln sich positiv

Während der deutsche Lebensversicherungsmarkt 2010 im Neugeschäft insgesamt um elf Prozent gewachsen ist, ging das fondsgebundene Segment produktübergreifend um zehn Prozent zurück. Dabei sank das Vertragsvolumen mit laufenden Beiträgen – der Großteil des Angebots im Fondssegment – sogar um 15 Prozent auf 970 Mio. EUR (Vorjahr: 1,1 Mrd. EUR). Vor allem der Absatz fondsgebundener Riester- und Basisprodukte ist nach wie vor rückläufig.

Positiv entwickelte sich lediglich der Verkauf fondsgebundener Produkte gegen Einmalbeitrag: Nach zwei Jahren des Marktrückgangs stieg er 2010 um 35 Prozent an. „Hier spiegelt sich der Trend des Gesamtmarkts wider, in dem Einmalbeiträge ebenfalls um 36 Prozent zulegen konnten“, so Schmitz.

Entwicklungen nach Produktkategorien

Fondsgebundene Rentenversicherung

Der Anteil des Neugeschäfts mit fondsgebundenen Rentenversicherungen (FRV) am Fondssegment stieg auf 58 Prozent (Vorjahr: 53 Prozent), am Gesamtmarkt fiel er dagegen leicht auf 9 Prozent (Vorjahr: 11 Prozent). Mit einem Neuvertragsvolumen auf APE-Basis von 640 Mio. EUR hielt sich die FRV stabil (- 5 Prozent), was vor allem auf den starken Anstieg (40 Prozent) bei Produkten gegen Einmalbeitrag zurückzuführen ist. Größer war der Rückgang dagegen im staatlich geförderten Bereich der Fondsrente: Sowohl Riester- als auch Basisrentenprodukte verloren 2010.

Riesterrenten

Nach einem Verlust von 30 Prozent im Vorjahr sank das Neugeschäft für die fondsgebundene Riesterrente erneut um 19 Prozent auf jetzt 260 Mio. EUR. Dagegen legte der Verkauf von nicht-fondsgebundenen Riesterverträgen sogar leicht zu (3 Prozent). Insgesamt handelte es sich im Jahr 2010 bei jedem zweiten verkauften Riestervertrag um eine fondsgebundene Police. Dies bedeutet einen weiteren Rückgang gegenüber 2009 (54 Prozent waren fondsgebunden) und 2008 (61 Prozent). Fondsgebundene Riesterverträge hatten einen Anteil von 24 Prozent am Neugeschäft fondsgebundener Produkte. Nachdem dieser Anteil seit 2004 jedes Jahr angestiegen war, sinkt er nun erstmals wieder.

Basisrenten

Das Neugeschäft mit fondsgebundenen Basisrentenprodukten sank auf APE-Basis um 15 Prozent auf jetzt 172 Mio. EUR und war damit im dritten Jahr in Folge rückläufig. Im Segment der fondsgebundenen Produkte blieb der Anteil dagegen stabil bei 16 gegenüber 17 Prozent in den beiden Vorjahren. Wie auch bei den Riesterprodukten waren lediglich die fondsgebundenen Policen vom Rückgang betroffen. Der Umsatz mit nicht-fondsgebundenen Basisrenten stieg ebenfalls um 3 Prozent auf APE-Basis.

Fondsgebundene Lebensversicherung

Der Anteil der fondsgebundenen Lebensversicherungen (FLV) am Fondssegment ist mit 2 Prozent gering. Das Neugeschäft ging 2010 um weitere 27 Prozent auf APE-Basis zurück, nachdem es bereits 2009 Einbußen von etwa einem Drittel zu verzeichnen hatte. Der Rückgang war sowohl bei Produkten mit laufendem Beitrag (- 26 Prozent) als auch bei Einmalbeiträgen (- 55 Prozent) signifikant.

Hybridkonzepte vorn – auch bei Riester


Versicherungsunternehmen setzen nach wie vor auf Konzepte zur Garantieabsicherung, um den noch andauernden Auswirkungen der Finanzmarktkrise zu trotzen. Dabei verloren traditionelle Garantiefonds wie im Vorjahr zwar an Bedeutung: Wurden 2009 im Bereich FRV und FLV noch 38 Prozent beim jeweils wichtigsten Produkt durch Garantiefonds erzeugt, waren es 2010 noch 31 Prozent. Daneben etablieren sich aber zunehmend die dynamischen Hybridprodukte. Sie lagen 2010 fast gleichauf mit Garantiefonds und erstmals vor klassischen Hybriden. Auch bei den wichtigsten Riester-Produkten standen die Hybridkonzepte weit oben auf der Beliebtheitsskala: Knapp 75 Prozent der Gesellschaften setzten auf die klassische oder die dynamische Variante dieser Form. Andere Konzepte (Garantiefonds, Hedging, I-CPPI) lagen mit Anteilen von jeweils unter 10 Prozent deutlich zurück.

Ausblick 2011


Die Sorgenkinder der fondsgebundenen Produkte bleiben, wie auch im Gesamtmarkt, die Verträge gegen laufende Beitragszahlung. „Hier scheint kurzfristig keine Trendwende möglich zu sein“, erklärt Schmitz. „Neubeitragswachstum können die Versicherer derzeit eher bei Einmalbeitragsprodukten generieren – hier besteht nach wie vor ein erheblicher Nachholbedarf bei den fondsgebundenen Verträgen.“

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