Schon im Shinkansen, dem japanischen Schnellzug, auf dem Weg von Hiroshima nach Tokio, erreichte mich die Meldung über einen Zwischenfall im Kernkraftwerk Fukushima 1, keine 300 Kilometer von Tokio entfernt.

Als am 11. März 2011 im Norden der japanischen Hauptinsel Honshu die Erde bebte, befand ich mich im Süden des Landes. Doch persönliche Gegenstände wie Reisetasche, Mobiltelefon oder Schlüssel verwahrte ich in der Hauptstadt Tokio, die wie auch andere Ortschaften im Norden vom Erdbeben erfasst wurde.

Was ist zu tun? Wie soll man reagieren? Von wem kann ich Hilfe erwarten? Wäre eine Flucht in den Süden des Landes oder eine Ausreise übertrieben? Besteht eine ernstzunehmende Gefahr? Bin ich sicher?

Frage nach Absicherung und Versicherung

Man kann ja nie wissen. – „Nein, kann man nicht“, denke ich mir heute.

Erst kurz vor Reiseantritt habe ich mich vor dem Hintergrund der Geschehnisse in Ägypten und Tunesien mit dem Unterschied von Reisehinweisen und Reisewarnungen des Auswärtigen Amts beschäftigt.

Die Reiserücktritt- bzw. Reiseabbruchversicherung zahlt, wenn eine Reisewarnung vorliegt. Das ist aber nur für den Norden der Insel Honshu der Fall.

Bezahlbare Flüge Mangelware

Auch wenn ein vorgezogener Rückflug von einer Reiseversicherung übernommen wird, ein Sitzplatz in einem der Flugzeuge nach Europa war schwer zu bekommen.
An den Schaltern am Flughafen Kansai (Osaka) wurden teilweise nur Flüge für zwei Tage später angeboten, und zwar zu einem Preis von 3.000 Euro bis über 8.000 Euro.
Glücklicherweise war es am 13. März noch möglich, günstigere Flugverbindungen auch über das Internet zu recherchieren und zu buchen. Einen Tag später hieß es, dass dies in Japan nicht mehr möglich sei.

Zwischenzeitlich fuhren keine Züge mehr zum Flughafen Narita, der 60 Kilometer von Tokio entfernt liegt. Auch wurde der Flughafen unmittelbar nach dem Beben zeitweilig geschlossen.

Japaner sehen atomare Bedrohung nicht

Die Japaner verstanden uns Ausländer nicht, die das Land verlassen wollten. Sie schienen sich der Gefahr, die vom AKW Fukushima ausgeht, nicht bewusst zu sein. Zudem haben sich viele Japaner mit den ständigen Erdbeben abgefunden und nehmen die Gefahr scheinbar reaktionslos hin.

Das japanische Fernsehen berichtete über die verheerenden Folgen durch Beben und Tsunami, doch über die Ereignisse an den Reaktoren des Kernkraftwerks wurde nur peu à peu informiert. Am Flughafen Kansai (Osaka), von dem aus ich das Land verlassen konnte, flimmerten jedenfalls keine Bilder aus der Gefahrenzone Fukushima über die TV-Bildschirme.

Auch wenn man wieder heimischen Boden unter den Füßen hat – die Sorge bleibt. Newsticker informieren kontinuierlich von den verzweifelten Bemühungen in Japan, Fukushima in den Griff zu bekommen. Ich mag zwar in Sicherheit sein, Japan ist es noch lange nicht.



Melanie Kunoth