"Beinahe wöchentlich verlängert sich die Liste der Euro-Länder, denen Finanzmarktakteure massive finanzielle Probleme unterstellen. Wenn sogar ein Land wie Belgien ins Gerede kommt, hat das nichts mehr mit einer rationalen Bewertung wirtschaftlicher Daten zu tun. Dahinter steckt entweder eine grenzenlose Nervosität oder spekulative Attacken", sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn, der Wissenschaftliche Direktor des "IMK". "So oder so liefern die Finanzmärkte erneut ein Beispiel für ihre gefährliche Irrationalität. Die Fundamentalskepsis gegenüber dem Euro ist zum Selbstläufer geworden."
Die EU-Staaten könnten die Entwicklung stoppen, indem sie den Garantieschirm massiv erweiterten. Dabei sei es besser, keine Obergrenze für das Garantievolumen mehr zu nennen, sondern alle existierenden Staatsanleihen zu garantieren, empfiehlt das "IMK". "Das nimmt Spekulanten einen Ansatzpunkt, die Entschlossenheit der Politik immer wieder zu testen", so Horn.

Um die Eurokrise dauerhaft zu entschärfen, empfehlen die Wissenschaftler für die kommenden Jahre einen aufeinander abgestimmten Mix von Maßnahmen.
So sollten ab 2013 Eurobonds aufgelegt und ein Europäischer Währungsfonds gegründet werden. Die Steuerbasis in den Krisenländern sollte verbreitert und ein verbindliches Mindestniveau der Besteuerung EU-weit etabliert werden. Schließlich sollte es in Deutschland und anderen EU-Staaten mit Leistungsbilanzüberschüssen in den kommenden Jahren weiterhin Investitionsprogramme geben, um die Binnennachfrage zu stärken.
Dies sei notwendiger Bestandteil eines Stabilisierungskonzepts. Wenn alle EU-Länder undifferenziert und gleichzeitig auf Sparkurs gingen, bringe das mehr Schaden als Nutzen. "Das könnte die Konjunktur schwer schädigen und eine echte Konsolidierung der Staatsfinanzen unnötig erschweren", so das "IMK".

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