Zusammen mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) führte Allianz Global Investors AG eine Umfrage durch und befragte dabei 216 Experten aus den sechs wichtigsten Altersvorsorgemärkten in Europa (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweiz und Niederlande) über die Zukunft der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) in den kommenden zehn Jahren. Im Fokus der Befragung standen die beitragsorientierten Altersvorsorgemodelle.

SRI-Kriterien wichtiger für Anlageentscheidungen, auch jenseits von Aktien

Die Mehrheit der Experten (60 Prozent) denkt, dass Pensionsfonds zukünftig stärker SRI-Kriterien bei ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen werden. Hinter dieser Trendaussage liegen deutliche regionale Unterschiede.
Während fast 90 Prozent der Befragten in Frankreich, 80 Prozent in den Niederlanden und 63 Prozent in Italien von dieser Entwicklung ausgehen, sind die Befragten in Deutschland (54 Prozent) und in der Schweiz (46 Prozent) etwas weniger optimistisch. Mit weniger als einem Drittel fällt die Zustimmung zu der These in Großbritannien am geringsten aus.

Bislang wird der SRI-Ansatz in erster Linie bei Aktieninvestments angewandt; dabei fließt in die Analyse ein, in welchem Maße Aktiengesellschaften, ökologische und soziale Aspekte sowie Aspekte der Corporate Governance berücksichtigen.
Die Mehrheit der Experten geht davon aus, dass sich der SRI-Ansatz zukünftig auch auf andere Anlageklassen wie Anleihen, Immobilien oder Private Equity erstrecken wird:
87 Prozent der Befragten in Frankreich, 77 Prozent in den Niederlanden, 57 Prozent in Deutschland, 54 Prozent in der Schweiz, 50 Prozent in Großbritannien und etwas mehr als ein Drittel der Befragten in Italien gehen von einer Erweiterung des Anlagespektrums von Nachhaltigkeitsanlagen aus.

Die aktive Ausübung der Aktionärsrechte durch Pensionsfonds wird der Befragung zufolge ebenfalls zunehmen. Das sagen rund 60 Prozent der befragten Experten in Italien, Schweiz und Großbritannien voraus, stärker noch ist die Zustimmung in den Niederlanden und Frankreich. In Deutschland ist die Zustimmung mit 37 Prozent der Befragten geringer.

Emanzipation von ethisch-religiösen Investmentansätzen

Im Bereich des Socially Responsible Investment existiert eine Vielzahl an Konzepten und Ansätzen. Auch wenn dabei ökologische und soziale Aspekte sowie Aspekte der Governance (ESG = environmental, social and corporate governance) die wichtigsten Kategorien bilden, gibt es noch keine einhellige Auffassung, wie diese Kriterien zu gewichten seien.
Die Umfrage ist der Frage nach Bedeutung und Gewichtung der einzelnen Kriterien gesondert nachgegangen und zeigt, dass den Experten zufolge ökologische Kriterien (81 Prozent) wichtig für die Investmententscheidungen von Altersvorsorgeeinrichtungen sein werden, während fast 70 Prozent dies für die Aspekte Soziales und Governance erwarten.
Im Gegensatz dazu glaubt nur ein Drittel der Befragten, dass ethische oder religiös motivierte Investmentansätze eine größere Bedeutung haben werden. Deutlich positiver fällt der Ausblick für themenorientierte Nachhaltigkeitsfonds aus. Im Schnitt sagen 69 Prozent der Befragten einen Bedeutungszuwachs für dieses Segment voraus.

Der Autor der Studie, Dr. Alexander Börsch, erläutert: „Während SRI seine Ursprünge in werte-orientierten Ansätzen hatte, haben diese nun an Bedeutung verloren und die Befragung zeigt, dass eher ESG-Kriterien denn ethische oder religiöse Ansätze eine bedeutende Rolle für Pensionsfonds spielen.“

Öffentliche Meinung als Treiber

Die Befragung fördert auch zutage, dass in erster Linie die externen Interessengruppen (Gewerkschaften, Regierungen oder die öffentliche Meinung) am stärksten für die wachsende Bereitschaft von Pensionsfonds, gemäß SRI-Kriterien zu investieren, verantwortlich sind. Die öffentliche Meinung wird dabei mit durchschnittlich 78 Prozent als der bei weitem wichtigste Treiber für SRI angesehen. 64 Prozent sehen die Gewerkschaften, 46 Prozent Regierungen als wichtigen Treiber.

Trotz des insgesamt positiven Ausblicks für SRI, glauben überraschend wenige Experten, dass SRI durch höhere Renditeerwartungen oder niedrigere Risiken – zwei wichtige Argumente für SRI – getrieben wird. Im Durchschnitt gaben nur 17 Prozent an, dass die Erwartung höherer Erträge sich positiv auf die Nachfrage nach SRI-Investments auswirkt.
Die Befragungsergebnisse in Frankreich fallen dabei mit 20 Prozent am optimistischsten aus. Eher noch gehen die Befragten (24 Prozent im Schnitt) davon aus, dass Risikominimierung die Nachfrage nach SRI antreiben wird, wobei die Zustimmung in Frankreich mit 40 Prozent am höchsten und in Großbritannien mit 6 Prozent am niedrigsten ist.

Untersuchung von risklab zeigt positive Effekte auf Risiko-Rendite-Profil

Die geringe Bedeutung, die die Befragten der Rendite- und Risikokomponente einräumen, kontrastiert mit den Ergebnissen einer wegweisenden Untersuchung von risklab, einer Tochtergesellschaft von Allianz Global Investors, welche den Wertbeitrag von SRI- bzw. ESG-Investmentansätzen im Portfoliokontext unterstreicht.
Dabei führen die Experten von risklab den Beweis, dass die Berücksichtigung von ESG-Faktoren deutlich das Risiko eines Portfolios bei gleich bleibender Ertragserwartung reduzieren oder die Erträge bei gleich bleibendem Portfoliorisiko steigern kann. Die Untersuchung über einen langen Anlagehorizont von 20 Jahren zeigt, dass durch die Berücksichtigung von ESG-Kriterien das so genannte Tail-Risiko von Aktieninvestments und damit mittelbar des Gesamtportfolios deutlich beeinflusst werden kann. Dieser Einfluss steigt mit dem gesamten Risiko bzw. dem Aktienanteil eines Portfolios.

Brigitte Miksa, Leiterin des Bereichs International Pensions bei Allianz Global Investors, zieht die Schlussfolgerung: „Die Ergebnisse der Untersuchung von risklab sind bemerkenswert. Obwohl viele institutionelle Investoren, insbesondere große europäische Pensionsfonds, in den letzten Jahren ESG-Investmentansätze eingesetzt haben, legen Umfragen wie unsere den Schluss nahe, dass sich viele Experten der Auswirkungen von ESG-Investments im Hinblick auf Risiko und Rendite noch nicht vollständig im Klaren sind. Auch wenn die risklab-Studie die Debatte um kurzfristige Performance-Effekte von SRI-Anlagen nicht beenden wird, können die Ergebnisse sicher zu einer fundierteren Auseinandersetzung mit der Thematik beitragen und die positiven Langfristwirkung einer Risikominimierung und Ertragssteigerung durch die explizite Berücksichtigung von ESG-Kriterien aufzeigen.“

Studie der Allianz Global Investors AG

risklab-Untersuchung im PDF-Format

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