Die deutschen Versicherer rechnen in diesem Jahr mit Prämieneinnahmen von insgesamt 169,6 Milliarden Euro. Zu diesem positiven Ergebnis tragen vor allem die Lebensversicherer und die privaten Krankenversicherer bei.
So prognostizieren die Lebensversicherer einschließlich Pensionskassen und Pensionsfonds ein Beitragswachstum von 4,8 Prozent, die privaten Krankenversicherer erwarten Prämienmehreinnahmen von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Nicht ganz so optimistisch fällt die Vorausschätzung der Schaden- und Unfallversicherer aus, die trotz der Wirtschaftskrise mit einem leichten Anstieg der Prämien um 0,2 Prozent rechnen.

Versicherungswirtschaft bleibt auch in Krisenzeiten auf Kurs

Angesichts der aktuell großen gesamtwirtschaftlichen Unwägbarkeiten ist eine Vorausschätzung des Branchenwachstums für das kommende Jahr mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.
Das gilt vor allem für die Lebensversicherer, deren Prognose für 2010 stark von der Entwicklung der Einmalbeiträge abhängt. Unter der Annahme, dass das Aufkommen aus den Einmalbeiträgen 2010 im Vergleich zu 2009 konstant bleibt, ergibt sich nach GDV-Berechnungen für die deutschen Lebensversicherer im nächsten Jahr ein Rückgang der Prämieneinnahmen um 3 Prozent.
Die privaten Krankenversicherer rechnen dagegen durch weiter steigende Leistungsausgaben mit einem Beitragszuwachs von 5 Prozent.
Die Schaden- und Unfallversicherer prognostizieren einen leichten Rückgang der Prämieneinnahmen um 0,5 Prozent. In dieser Sparte dürften sich die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise vor allem negativ auf die industriellen und gewerblichen Geschäfte auswirken.

Aufgrund der Vorausschätzungen für die Hauptzweige dürfte das Beitragsaufkommen der Versicherungswirtschaft im kommenden Jahr um 0,5 Prozent niedriger ausfallen als 2009. Ein unter den aktuellen Umständen und im Vergleich zu anderen Branchen immer noch sehr robustes und zufriedenstellendes Ergebnis.

Kapitalmarktkrise stärkt Bedürfnis nach Sicherheit

Die Lebensversicherung steht 2009 im Zeichen der Kapitalmarktkrise und der Suche der Menschen nach Sicherheit. Das Vertrauen in die Fähigkeit der Lebensversicherer, ihre Leistungsversprechen zu erfüllen, führt zu einem unerwartet starken Anstieg der Einmalbeiträge im Neugeschäft und damit zu deutlich wachsenden Beitragseinnahmen. Das zeigt sich vor allem bei der Rentenversicherung gegen Einmalbeitrag.

Während der ersten drei Quartale dieses Jahres nahmen die gebuchten Brutto-Beiträge der Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds um 8,3 Prozent auf 59,3 Milliarden Euro zu; 57,1 Milliarden entfielen davon auf die Lebensversicherung im engeren Sinn (i.e.S.), also ohne Pensionskassen und Pensionsfonds. Deren Plus belief sich auf 8,5 Prozent. Für das Gesamtjahr 2009 rechnet der GDV für die Lebensversicherung i.e.S. mit Beitragseinnahmen von 80,1 Milliarden Euro, nach 76,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Auf Pensionskassen und -fonds entfallen wie im Vorjahr voraussichtlich 3,3 Milliarden Euro.

Wie in den Jahren zuvor haben die Auszahlungen an die Kunden der Lebensversicherer auch 2009 ein beträchtliches Niveau: Die Leistungsauszahlungen aus Lebensversicherungen i.e.S. betrugen in den ersten neun Monaten dieses Jahres 48,8 Milliarden Euro; damit zahlten die Lebensversicherer rund 1 Prozent weniger an ihre Kunden aus als im Vergleichszeitraum 2008.
Im Gesamtjahr 2009 werden die deutschen Lebensversicherer nach GDV-Berechnungen voraussichtlich 72,5 Milliarden Euro an ihre Kunden überweisen. Das entspricht einem Plus von 1 Prozent im Vergleich zu 2008.

Bis Ende September 2009 schlossen die Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds rund 4,5 Millionen Verträge über eine versicherte Summe von 168,5 Milliarden Euro neu ab. Damit ging die Zahl der Neuverträge um 7,1 Prozent zurück, die Versicherungssumme sank um 6,6 Prozent. Für das Gesamtjahr 2009 bedeutet das, dass voraussichtlich 6,5 Millionen neue Verträge abgeschlossen werden.
Die Branche rechnet für 2009 in der Lebensversicherung i.e.S. mit 6,2 Millionen neu abgeschlossenen Verträgen. Das entspricht einem Rückgang um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die privaten Krankenversicherer rechnen in diesem Jahr mit Beitragseinnahmen von insgesamt 31,5 Milliarden Euro, 4 Prozent mehr als 2008. Davon entfallen auf die Krankenversicherung mit einem Plus von 3,8 Prozent rund 29,4 Milliarden Euro und auf die Pflegeversicherung 2,1 Milliarden Euro (plus 6,6 Prozent). Im ersten Halbjahr 2009 betrugen die Beitragseinnahmen 15,8 Milliarden Euro.
Davon entfielen auf die Krankheitsvollversicherung 11,3 Milliarden Euro und auf die private Pflegeversicherung 1,1 Milliarden Euro. In der Krankentagegeldversicherung erreichte das Beitragsvolumen im ersten Halbjahr 510 Millionen Euro, in den Zusatzversicherungen zum GKV-Schutz (Wahlleistungstarife, ambulante Tarife und Zahntarife) waren es 2,1 Milliarden Euro.

Die ausgezahlten Versicherungsleistungen einschließlich der Schadenregulierungskosten dürften bis Ende 2009 ein Volumen von 21,8 Milliarden Euro erreichen, wobei auf die Krankenversicherung 21,1 Milliarden Euro (plus 7,9 Prozent) und auf die Pflegeversicherung 0,7 Milliarden Euro (plus 6,7 Prozent) entfallen. Im ersten Halbjahr 2009 zahlten die privaten Krankenversicherer an ihre Kunden 10,9 Milliarden Euro an Versicherungsleistungen aus, davon 10,6 Milliarden Euro in der Krankenversicherung und 0,3 Milliarden Euro in der Pflegeversicherung.

Beitragseinnahmen der Schaden- und Unfallversicherer stagnieren

Während die Schaden- und Unfallversicherer 2008 noch eine Ergebnisverbesserung erzielten, haben sich die Geschäftsaussichten für 2009 vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise spürbar eingetrübt. Die marktweite Combined Ratio, also die Schaden-Kosten-Quote nach Abwicklung, dürfte sich im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zwei Prozentpunkte auf rund 97 Prozent verschlechtern. Der versicherungstechnische Gewinn verringerte sich damit kräftig um 1,4 Milliarden Euro auf 1,4 Milliarden Euro.

Diese Entwicklung ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Schaden- und Unfallversicherer 2009 wie im Jahr zuvor mit fast stagnierenden Beitragseinnahmen rechnen: Sie werden ihre Prämieneinnahmen um voraussichtlich 0,2 Prozent auf 54,7 Milliarden Euro erhöhen.
Hinzu kommt eine spürbar steigende Schadenbelastung um voraussichtlich 1,7 Prozent auf 42,6 Milliarden Euro. Der prognostizierte Anstieg des Schadenaufwands wird dabei größtenteils durch die Entwicklung in der Rechtsschutz-, Transport- sowie Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung geprägt. Die Wirtschaftskrise wirkt sich negativ auf deren Ergebnis aus.

Die Prämieneinnahmen der Kraftfahrtversicherer werden im fünften Jahr in Folge sinken. Für 2009 ist auf Grundlage der Halbjahreszahlen ein Rückgang der Beitragseinnahmen um 1,5 Prozent auf 20,1 Milliarden Euro zu erwarten. 2008 betrug das Minus noch 2,1 Prozent. Auf der Schadenseite wird sich die Belastung der Voll- bzw. Teilkaskoversicherung voraussichtlich deutlich um 2,5 Prozent auf 6 Milliarden Euro bzw. um 13,5 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro verringern. 2008 litten beide Sparten noch unter außergewöhnlich hohen Belastungen durch Hagelschäden.
Für die Kfz-Haftpflichtversicherung rechnet der GDV mit einem leichten Anstieg der Schadenbelastung um 0,5 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro. Insgesamt dürfte sich 2009 die Schadenbelastung der Kraftfahrtversicherer auf etwa 19,3 Milliarden Euro belaufen.
Das wäre ein Rückgang um 1,3 Prozent. Die Combined Ratio wird sich voraussichtlich von 101,6 auf 103 Prozent verschlechtern.

Die Sachversicherer prognostizieren im Gegensatz zu den Kraftfahrtversicherern einen Anstieg der Bruttobeitragseinnahmen um 2,1 Prozent auf 14,9 Milliarden Euro. Vor allem bei der privaten Sachversicherung führen Anpassungsmöglichkeiten (Inflationsausgleich) voraussichtlich zu einem Zuwachs von 3 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Im Vorjahr belief sich das Plus noch auf 5 Prozent. Für die Wohngebäudeversicherer ist sogar ein Beitragsplus von 5 Prozent (2008: plus 7,3 Prozent) möglich.
Für den Bereich Industrie/Gewerbe/Landwirtschaft zeichnet sich ein Beitragszuwachs von 1 Prozent ab (2008: plus 2,4 Prozent), die Technischen Versicherer gehen von 2 Prozent Wachstum aus (2008: plus 5,7 Prozent). Der Schadenaufwand wird sich in der gesamten Sachversicherung voraussichtlich auf Vorjahresniveau bewegen (10,3 Milliarden Euro). Die Combined Ratio könnte mit 94 Prozent leicht unter dem Vorjahresniveau von 95,4 Prozent liegen. Für die Wohngebäudeversicherung wird allerdings eine Combined Ratio von 106 Prozent prognostiziert, woraus sich für die Sparte ein versicherungstechnischer Verlust von 300 Millionen Euro errechnet.

In der Allgemeinen Haftpflichtversicherung deuten die für 2009 vorliegenden Daten auf eine Stagnation der Beitragseinnahmen mit einem Volumen von 6,8 Milliarden Euro hin.
Der Schadenaufwand dürfte sich dagegen leicht um 0,5 Prozent (2008: plus 3,6 Prozent) auf 4,6 Milliarden Euro erhöhen. Die Combined Ratio wird sich voraussichtlich auf dem Vorjahresniveau von 89 Prozent bewegen.

Für die Allgemeine Unfallversicherung zeichnet sich ein geringes Beitragswachstums von 1 Prozent (2008: plus 0,7 Prozent) auf 6,4 Milliarden Euro ab. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden dürfte um 3 Prozent (2008: plus 1,5 Prozent) auf 2,9 Milliarden Euro ansteigen. Die Combined Ratio wird sich voraussichtlich auf 82 Prozent belaufen, nach 77,4 Prozent im Vorjahr.

Die Rechtsschutzversicherer werden 2009 wie im Vorjahr voraussichtlich 3,2 Milliarden Euro an Prämien einnehmen. Allerdings hinterlässt die Wirtschaftskrise Spuren am Arbeitsmarkt, sodass die Schadenbelastung deutlich zunehmen wird. Der GDV rechnet damit, dass der Aufwand in dieser Sparte voraussichtlich um rund 9 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zulegen wird. Die Combined Ratio verschlechtert sich deshalb um mehr als 6 Punkte auf knapp 102 Prozent.

Auch die Transportversicherung weist für 2009 eine Stagnation der Beitragseinnahmen bei einem Volumen von 1,4 Milliarden Euro aus. Auf der Schadenseite zeichnet sich ein um rund 5 Prozentpunkte verschlechtertes Ergebnis ab.
Hierin spiegeln sich der erhebliche Wettbewerbsdruck in der Sparte sowie die höhere Schadensensibilität der Kunden wider. Insgesamt dürfte die Schadenquote 81 Prozent und die Combined Ratio 102 Prozent betragen.

Die deutschen Kreditversicherer werden ebenfalls von der Finanz- und Wirtschaftskrise und dem damit verbundenen Anstieg des Insolvenzrisikos beeinflusst. Bei stagnierenden Beitragseinnahmen von 1,4 Milliarden Euro wird in der Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung insgesamt mit einem Anstieg des Schadenaufwands um 50 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro gerechnet, woraus sich eine Schadenquote von 106 Prozent ergeben würde. Die Combined Ratio wird von knapp 78 auf voraussichtlich 119 Prozent zunehmen.

GDV

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