Das Versorgungswerk der Berliner Zahnärzte steht vor einem massiven finanziellen Schaden. Wie das Wirtschaftsmagazin Capital berichtet, drohen dem Versorgungswerk Verluste in Milliardenhöhe. Betroffen sind demnach mehrere Immobilieninvestitionen und Beteiligungen, die sich als Fehlkalkulation erwiesen haben sollen. Die Recherchen, die auf internen Unterlagen und Anfragen bei der Aufsicht beruhen, werfen grundlegende Fragen zur Risikosteuerung in öffentlich-rechtlichen Versorgungswerken auf.

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Der Fall zeigt exemplarisch, wie eng die Grenzen zwischen professioneller Kapitalanlage und spekulativen Investments verlaufen können – und wie groß die Folgen für Versicherte werden, wenn diese Grenzen überschritten werden.

Versäumnisse in der Aufsicht

Der Fall kommt nicht völlig überraschend. Bereits im April 2024 erklärte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), sie wolle Pensionskassen und Versorgungswerke nicht stärker beaufsichtigen – trotz wiederholter Krisenmeldungen aus der Branche. Die damalige Entscheidung galt als Entlastung für die Institutionen, die eigenverantwortlich agieren. Heute zeigt sich die Kehrseite: fehlende Kontrolle bedeutet auch größere Haftungsrisiken für die Mitglieder.

Fehlinvestitionen mit hohen Folgekosten

Hinzu kommt, dass auch Versicherer und Pensionskassen bereits früher mit problematischen Investments konfrontiert waren. So hatte der Versicherungsbote über die Insolvenz der Element Insurance AG berichtet, die Versorgungswerke wie das der Zahnärzte unter Druck setzte. Auch der Fall um den „Berliner Fürst“ sorgte für Schlagzeilen – dort warnten Marktbeobachter vor drohenden Totalverlusten für institutionelle Investoren, darunter auch Pensionskassen.
Diese Fälle verdeutlichen, dass selbst gut aufgestellte Versorgungseinrichtungen nicht immun gegen Marktrisiken, Zinswenden und Fehleinschätzungen im Asset Management sind.

Ein strukturelles Problem

Dass es nun ausgerechnet ein traditionsreiches Berufsversorgungswerk trifft, zeigt: Die Herausforderungen reichen weit über Einzelfälle hinaus. Sinkende Kapitalerträge, gestiegene Zinsanforderungen und der Druck, Rendite zu sichern, haben in den vergangenen Jahren zu zunehmend komplexen Anlageformen geführt – oftmals mit wenig Transparenz für Mitglieder.

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Wie hoch der tatsächliche Schaden beim Berliner Zahnärzte-Versorgungswerk ausfällt, ist derzeit unklar. Die Aufarbeitung wird Monate dauern. Der Fall dürfte jedoch auch die Diskussion um eine stärkere Aufsicht über Versorgungswerke neu beleben – und den Ruf nach klareren Regeln für deren Kapitalanlagen lauter werden lassen.

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