Testamentsfälschung beim Millionen-Erbe: Was der Fall Carossa über Nachlasssicherung lehrt
Ein gefälschtes Testament, Millionenvermögen und eine Freiheitsstrafe: Der Bundesgerichtshof hat das Urteil im Fall des Carossa-Erbes bestätigt. Der Fall zeigt, wie anfällig Nachlassverfahren für Manipulationen bleiben – und warum Vorsorgeberater, Makler und Finanzplaner das Thema Erb- und Nachlassschutz stärker in ihre Beratung integrieren sollten.

Fünf Jahre und sechs Monate Haft für eine Pflegerin, die ihren wohlhabenden Schützling um dessen Erbe bringen wollte: Der Bundesgerichtshof (BGH) hat das Urteil des Landgerichts Passau im sogenannten „Carossa-Erbstreit“ bestätigt. Die Angeklagte hatte nach dem Tod des Vermögenden Niels K. zwei gefälschte Testamente eingereicht, die sie selbst als Alleinerbin auswiesen.
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Das Nachlassvermögen soll einen Wert von mindestens 20 Millionen Euro haben – darunter auch das literarische Archiv des Dichters Hans Carossa (1878–1956). Das Archiv umfasst handschriftliche Manuskripte, Korrespondenzen und medizinische Aufzeichnungen des Autors und gilt als eines der bedeutendsten privaten Literaturarchive Deutschlands.
Das Landgericht sah es als erwiesen an, dass die Angeklagte mit den Fälschungen einen Erbschein erschleichen wollte, um Zugriff auf das Vermögen zu erhalten. Grundlage der Verurteilung war ein graphologisches Gutachten des Bayerischen Landeskriminalamts.
Manipulierte Testamente – unterschätztes Risiko
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf ein Risiko, das auch im Alltag von Nachlass- und Vorsorgeplanung eine Rolle spielt: die Manipulation oder Fälschung letztwilliger Verfügungen. Besonders gefährdet sind Alleinstehende, Pflegebedürftige oder vermögende Seniorinnen und Senioren ohne enge familiäre Bindung. Fehlt eine klare Nachlassregelung, entstehen Spielräume für Betrug und Missbrauch.
Notarielle Testamente, Verwahrungsanzeigen beim Nachlassgericht oder digitale Kopien in einer geschützten Datenumgebung können hier das Risiko deutlich senken. Auch die Einbindung unabhängiger Dritter – etwa durch Vorsorgevollmachten oder Treuhandlösungen – kann helfen, Streit und Manipulationen zu verhindern.
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Relevanz für Berater und Vermittler
Für Finanzberater und Versicherungsmakler gewinnt das Thema Nachlassschutz an Bedeutung. Wer Altersvorsorge- oder Vermögensplanung anbietet, sollte auch über die rechtssichere Sicherung von Ansprüchen im Todesfall informieren können. Gerade bei Lebens- und Rentenversicherungen, Stiftungen oder fondsgebundenen Policen ist entscheidend, dass Bezugsrechte korrekt dokumentiert und regelmäßig überprüft werden.
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Vertrauen schützt nicht vor Missbrauch
Der Fall Carossa zeigt, dass auch enge persönliche Beziehungen keine Garantie für rechtmäßiges Handeln bieten. Die Täterin war zugleich Pflegerin und Betreuerin ihres Opfers. Experten fordern deshalb stärkere Kontrollmechanismen bei der Betreuung älterer oder hilfsbedürftiger Personen – und mehr Aufklärung über Möglichkeiten, Nachlassverfügungen fälschungssicher zu gestalten.
