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Wenn ein Sturm das Dach abdeckt oder ein Auffahrunfall Totalschaden verursacht, dominiert das nicht nur die Schlagzeilen – auch in den Bilanzen der Schaden- und Unfallversicherer hinterlassen solche Ereignisse deutliche Spuren. Kfz- und Wohngebäudeversicherungen stellen dabei die größten Kostenblöcke: Allein auf die Kfz-Sparte entfielen 2023 rund 49 Prozent der gesamten Schadenaufwendungen. Wohngebäude, Sachversicherungen und Unfall addieren sich auf weitere 40 Prozent. Die Haftpflichtversicherung bleibt demgegenüber oft unauffällig – mit einem Anteil von lediglich sieben Prozent an der Gesamtschadenlast.

Doch gerade diese Unscheinbarkeit ist ein Erfolgsfaktor: Die Haftpflichtversicherung gehört zu den stabilsten und wirtschaftlich zuverlässigsten Sparten im Kompositgeschäft. 2023 lag die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote bei 81,5 Prozent – ein Wert, den nur die ebenfalls schadenarme Unfallversicherung noch leicht unterbieten konnte. Die durchschnittlichen Schadenaufwendungen pro Vertrag lagen bei lediglich 75,95 Euro, während gleichzeitig 169,08 Euro an Bruttoprämien je Vertrag gebucht wurden – ein deutliches Signal wirtschaftlicher Solidität. Kombiniert mit einem risikoarmen Portfolio und einer weitgehend standardisierten Leistungsregulierung macht das die Haftpflichtversicherung zu einer verlässlichen Größe in vielen Komposit-Portfolios.

Stabil, aber kein Schwergewicht im Ergebnis

Ihr Volumen jedoch bleibt begrenzt: Nur elf Prozent der gesamten Komposit-Prämien entfielen 2023 auf Haftpflichtpolicen – ein Anteil, der auch bei wirtschaftlich erfolgreichem Geschäft nur einen begrenzten Beitrag zum Gesamtgewinn leisten kann. In der Praxis bedeutet das: Selbst wer in der Haftpflicht solide Erträge erwirtschaftet, kann finanzielle Schieflagen in größeren, verlustreicheren Sparten wie Kfz oder Wohngebäude nicht ausgleichen. Diese strukturelle Asymmetrie prägt den gesamten Markt. So lag das durchschnittliche versicherungstechnische Ergebnis in der Haftpflicht 2023 bei 23,76 Millionen Euro – ein solider Wert, der jedoch nicht genügt, um hohe Schadenlasten in anderen Segmenten vollständig zu kompensieren (Versicherungsbote berichtete).

Dennoch lohnt der Blick auf die Marktführer der Haftpflichtversicherung: Wer hier stark aufgestellt ist, verfügt über einen stabilen Ertragsanker – von dem andere Sparten aktuell nur träumen können. Versicherungsbote stellt auf Basis des aktuellen Branchenmonitors Haftpflicht 2024 der V.E.R.S. Leipzig GmbH die fünf größten Anbieter nach Prämienvolumen und daraus berechnetem Marktanteil vor – jeweils mit Blick auf Vertragsentwicklung, Ertragslage und langfristige Performance.

Allianz: Branchenprimus mit beeindruckender Konstanz

Mit einem Marktanteil von 15,74 Prozent dominiert die Allianz die Haftpflichtversicherung in Deutschland – und das mit großem Abstand. Zum Geschäftsjahr 2023 verbuchte der Konzern ein Prämienvolumen von 1,35 Milliarden Euro und festigte damit seine Position an der Spitze. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Wachstum von 3,6 Prozent. Die Zahl der Versicherungsverträge stieg auf knapp 4,73 Millionen – ein Zuwachs von 2,3 Prozent gegenüber 2022.

Damit unterstreicht die Allianz nicht nur ihre Rolle als Marktführer, sondern auch als Stabilitätsanker im Haftpflichtgeschäft. Seit 2018 haben sich die Prämien um 9,3 Prozent erhöht, die Vertragszahlen stiegen im selben Zeitraum um 7,7 Prozent. Das Wachstum fällt zwar moderater aus als bei manch kleinerem Wettbewerber – doch gerade in der Größenordnung der Allianz sind solche Werte ein Zeichen für außergewöhnliche Marktresilienz.

Auch wirtschaftlich zahlt sich das Geschäft aus: Im Jahr 2023 erzielte die Allianz im Haftpflichtbereich ein versicherungstechnisches Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung) von 125,50 Millionen Euro. Die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote der Jahre 2018 bis 2023 liegt bei 82,84 Prozent – ein auskömmlicher Wert, der die hohe Ertragskraft des Marktführers zusätzlich unterstreicht.

Ergo: Starke Erträge trotz leicht rückläufiger Verträge

Mit einem Marktanteil von 8,95 Prozent belegt die Ergo den zweiten Platz im Haftpflichtmarkt. Im Geschäftsjahr 2023 erzielte der Versicherer gebuchte Prämien von 766,17 Millionen Euro – ein Plus von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Versicherungsverträge legte leicht zu: von 1.592.944 auf 1.596.701. Im Fünfjahresvergleich ergibt sich jedoch ein Rückgang um 2,7 Prozent.

Wirtschaftlich gehört die Ergo zu den erfolgreichsten Anbietern der Branche. Zwischen 2018 und 2023 lag die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote bei 85,46 Prozent. Im Jahr 2023 konnte sie auf bemerkenswerte 73,90 Prozent gesenkt werden – die neuntbeste Quote im Marktvergleich.

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Bemerkenswert ist auch das versicherungstechnische Ergebnis: Mit 167,73 Millionen Euro im Jahr 2023 erzielte die Ergo den höchsten Wert aller Haftpflichtversicherer – noch vor der Allianz. Die Zahlen zeigen: Auch ohne Spitzenplatz bei den Vertragszahlen gehört die Ergo zu den ertragreichsten Akteuren im Haftpflichtgeschäft.

R+V Allgemeine: Starke Marktstellung, durchwachsene Bilanz

Mit einem Marktanteil von 8,85 Prozent zählt die R+V Allgemeine zu den Schwergewichten im Haftpflichtmarkt – Rang drei der Branche. Im Jahr 2023 erzielte der Versicherer gebuchte Prämien in Höhe von 757,33 Millionen Euro – ein Anstieg um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Vertragszahlen blieben nahezu stabil: Sie sanken leicht von 1.966.385 im Jahr 2022 auf 1.965.341 im Jahr 2023. Über fünf Jahre ergibt sich ein moderates Plus von 2,5 Prozent.

Die Schaden- und Kostenstruktur der R+V fällt dagegen weniger günstig aus: Mit einer durchschnittlichen Schaden-Kosten-Quote von 101,44 Prozent im Zeitraum 2018 bis 2023 weist der Versicherer den zweithöchsten Sechsjahreswert aller 50 analysierten Anbieter auf – und gehört zu den einzigen beiden Unternehmen, deren Aufwendungen im Mittel die Beitragseinnahmen übersteigen. Immerhin konnte die Combined Ratio im Jahr 2023 auf 97,16 Prozent gesenkt werden.

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Auch beim versicherungstechnischen Ergebnis ergibt sich ein gemischtes Bild. Im Jahr 2023 erwirtschaftete der Versicherer einen Gewinn von 12,18 Millionen Euro. Über den Zeitraum von 2018 bis 2023 steht jedoch ein durchschnittlicher Jahresverlust von 17,33 Millionen Euro in der Bilanz – die R+V zählt damit zu den nur drei Haftpflichtanbietern mit einer negativen Ergebnislage im mehrjährigen Vergleich.

Axa: Wachstum trifft auf Effizienz

Mit einem Marktanteil von 8,05 Prozent belegt die Axa Rang vier unter den größten Haftpflichtversicherern in Deutschland. Im Geschäftsjahr 2023 stieg das Prämienvolumen auf 688,66 Millionen Euro – ein Zuwachs von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch bei den Vertragszahlen setzte sich das Wachstum fort: Sie legten um 5,1 Prozent auf 3.393.300 zu. Im Fünfjahresvergleich ergibt sich ein Anstieg um 6,2 Prozent.

Besonders auffällig ist die hohe Wirtschaftlichkeit, mit der die Axa ihre Haftpflichtsparte führt: Die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote der Jahre 2018 bis 2023 liegt bei sehr guten 75,32 Prozent. Auch 2023 blieb die Quote mit 82,05 Prozent klar im profitablen Bereich.

Diese Effizienz schlägt sich deutlich im versicherungstechnischen Ergebnis nieder. Mit 92,79 Millionen Euro erzielte die Axa 2023 den viertgrößten Gewinn im Markt. Noch beeindruckender fällt der Blick auf den Sechs-Jahres-Durchschnitt aus: Mit jährlich 133,92 Millionen Euro zählt die Axa zu den ertragsstärksten Haftpflichtversicherern Deutschlands.

Generali: Starke Position durch breites Konzernportfolio

Mit einem Marktanteil von 6,24 Prozent zählt die Generali zu den fünf größten Anbietern im deutschen Haftpflichtmarkt. Das Geschäft verteilt sich auf drei Gesellschaften: die Generali Deutschland Versicherung, die Dialog Versicherung und die Cosmos. Zusammen kamen sie 2023 auf ein Prämienvolumen von rund 523,25 Millionen Euro und rund 2,80 Millionen Verträge.

Generali Deutschland Versicherung

Den größten Anteil trägt die Generali Deutschland bei. 2023 erwirtschaftete sie 415,30 Millionen Euro an gebuchten Prämien – ein leichtes Plus von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Fünfjahresvergleich ergibt sich ein bemerkenswerter Zuwachs von 117 Prozent, vor allem infolge der Integration der AachenMünchener im Jahr 2019. Die Vertragszahl sank 2023 leicht auf 2.181.699 (–0,6 Prozent), liegt damit aber deutlich über dem Niveau von 2018. Die Schaden-Kosten-Quote lag 2023 bei 80,85 Prozent, der Sechs-Jahres-Schnitt bei 82,61 Prozent. Mit einem versicherungstechnischen Ergebnis von 62,53 Millionen Euro erzielte die Gesellschaft den sechstbesten Wert im Branchenvergleich 2023.

Dialog Versicherung

Die Dialog ist seit 2019 im Haftpflichtgeschäft aktiv und trug 2023 ein Prämienvolumen von 89,39 Millionen Euro bei. Gegenüber dem Vorjahr ging dieses leicht um 0,6 Prozent zurück. Auch die Vertragszahlen sanken – von 250.644 auf 239.176 (–4,6 Prozent). Wirtschaftlich bleibt die Dialog dennoch solide aufgestellt: Die Combined Ratio lag 2023 bei 74,48 Prozent, der Sechs-Jahres-Schnitt bei 79,90 Prozent. Das versicherungstechnische Ergebnis 2023 betrug 23,46 Millionen Euro – Rang 14 im Markt.

Cosmos

Die Cosmos rundet das Haftpflichtgeschäft der Generali mit einem kleinen, aber dynamisch wachsenden Portfolio ab. 2023 stiegen die gebuchten Prämien auf 18,56 Millionen Euro (+2,9 Prozent), die Vertragszahlen legten um 4,3 Prozent auf 374.486 zu. Im Fünfjahresvergleich ergibt sich ein Plus von 11,3 Prozent. Die wirtschaftlichen Kennzahlen sind besonders bemerkenswert: Die Combined Ratio 2023 lag bei 79,09 Prozent – solide –, doch im Sechsjahresschnitt erreichte die Cosmos mit 59,52 Prozent den niedrigsten (und damit besten) Wert im gesamten Markt. Das versicherungstechnische Ergebnis lag 2023 bei 2,69 Millionen Euro.

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Hintergrund

Alle genannten Zahlen stammen aus dem Branchenmonitor Haftpflicht 2024 der V.E.R.S. Leipzig GmbH. Die Analyse umfasst die 50 größten Haftpflichtversicherer und deckt damit rund 99 Prozent des Marktes ab. Der vollständige Bericht bietet vertiefte Einblicke in die Marktentwicklung, Kennzahlen und Wettbewerbspositionen – und kann über die Webseite der Leipziger Experten bestellt werden.

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