Altersarmut ist weiter weiblich geprägt
Die Armut in Deutschland hat sich weiter verschärft. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, junge Menschen und Rentnerinnen. Die neue Bundesregierung müsse deshalb die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung dringend angehen.

Die soziale Schere in Deutschland geht weiter auseinander. Wie der neue Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbandes zeigt, haben Menschen mit geringem Einkommen in den vergangenen Jahren spürbar an Kaufkraft verloren. Während das mittlere Einkommen unterhalb der Armutsgrenze im Jahr 2020 noch bei 981 Euro pro Monat lag, sind es im Jahr 2024 inflationsbereinigt nur noch 921 Euro.
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„Die Zahlen belegen, was viele Menschen mit geringem Einkommen schon lange im Alltag spüren: Die Armen werden ärmer“, so Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. „Die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre verschärfen die ohnehin schon schwierige finanzielle Lage von Millionen Betroffenen. Die neue Bundesregierung muss die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung jetzt ganz oben auf die Agenda setzen!“ Der Paritätische sieht neben besseren Erwerbseinkommen insbesondere Handlungsbedarf bei der Bekämpfung von Wohn- und Familienarmut, der Stärkung der Rentenversicherung und dem Ausbau der Grundsicherung.
Laut dem Bericht gelten inzwischen 15,5 Prozent der Bevölkerung als arm. Das ist ein Anstieg um 1,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, junge Erwachsene und Rentner. Wobei die Altersarmut in Deutschland nach wie vor überwiegend weiblich geprägt ist.
Der Bericht benennt auch die Gruppe der Menschen, die in sogenannter erheblicher materieller Entbehrung leben. 5,2 Millionen Menschen können sich grundlegende Dinge nicht leisten. Darunter befinden sich 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche sowie 1,2 Millionen Vollzeitbeschäftigte. Sie haben zum Beispiel nicht genug Geld, um ihre Wohnung warm zu halten oder verschlissene Kleidung zu ersetzen.
Regionale Unterschiede zeigen, dass Armut in Deutschland nicht gleich verteilt ist. Während in Bayern 11,8 Prozent der Bevölkerung betroffen sind, liegt die Quote in Sachsen-Anhalt bei 22,3 Prozent. In Bremen ist sogar jede vierte Person arm. Diese Zahlen verdeutlichen, dass auch in Fragen der sozialen Gerechtigkeit regionale Faktoren eine große Rolle spielen.
Immerhin zeigt der Bericht auch eine positive Entwicklung. Die Zahl der Erwerbstätigen in Armut ist leicht zurückgegangen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband führt dies auf Maßnahmen wie die Erhöhung des Mindestlohns und die Reform des Wohngeldes zurück. Dennoch bleibt die Botschaft des Berichts eindeutig: Deutschland braucht eine breite Strategie gegen Armut.