Das Analysehaus Morgen & Morgen hat sein aktuelles BU-Rating veröffentlicht. Insgesamt wurden 612 Tarife und Tarifkombinationen von 60 verschiedenen Anbietern unter die Lupe genommen. Nimmt man die Auswertung des Unternehmens aus Hofheim am Taunus zum Maßstab, dann sind in der Sparte BU-Versicherung mehrheitlich ausgezeichnete Angebote auf dem Markt. Gleich 492 Tarife dürfen sich als Klassenprimus fühlen, da sie mit der Bestnote „Fünf Sterne“ ausgezeichnet wurden. Etwa acht von zehn Policen (80,4 Prozent) wurden entsprechend bewertet. Folglich hätten 52 Versicherer mindestens einen Tarif mit einer 5-Sterne-Bewertung. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

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Teilkriterien: Bedingungswerk, Kompetenz, Beitragsstabilität und Antragsfragen

Die Untersuchung der BU-Tarife setzte sich aus insgesamt vier Teilbewertungen zusammen. Das Bedingungswerk wurde mit 40 Prozent anhand von 31 Leistungskriterien gewichtet. Im Vergleich zur Untersuchung aus dem Vorjahr wurde die Systematik beibehalten. Lediglich im Teilrating Beitragsstabilität seien wegen dem neuen eigenständingen Nachversicherungsrating vier Leistungsfragen entfallen. Dafür seien sechs neue Fragen hinzugekommen.

Zu 30 Prozent floss die „BU-Kompetenz“ in die Bewertung ein. Hierbei werden anhand interner Unternehmensdaten zum Beispiel die Schaden-, Regulierungs- und Prozessquoten ausgewertet. Dazu seien rund 50.000 Daten der Jahrgänge ab 2000 herangezogen worden. Im Kern geht es dabei darum, wie sich der Versicherer im Leistungsfall verhält. Auch die BU-Leistungsfallprüfung und BU-Antragsprüfung werden hinsichtlich Fairness und Professionalität unter die Lupe genommen.

Weitere 20 Prozent wurden für die Beitragsstabilität des Unternehmens vergeben, zum Beispiel mit Blick auf die Überschusssenkungen, Bilanzen oder Daten zu Solvency II. Grundlage des Teilratings seien öffentlich zugängliche sowie abgefragte Daten. Die letzten zehn Prozent wurden für die BU-Antragsfragen vergeben. So werde etwa bewertet, ob der Versicherungsnehmer klare Hinweise und Informationen erhält. Auch die Klarheit und zeitliche Befristung der Antragsfragen wurde ausgewertet.

So mussten Tarife für eine Bewertung mit fünf Sternen beispielsweise folgende Merkmale erfüllen:

  • Der Prognosezeitraum wird auf sechs Monate verkürzt.
  • Der Versicherer verzichtet auf sein Recht auf Kündigung oder Vertragsanpassung nach § 19 VVG, wenn der Versicherungsnehmer die Anzeigepflichtverletzung nicht zu vertreten hat.
  • Der Versicherungsschutz besteht weiter, wenn die versicherte Person während der Versicherungsdauer ins Ausland verzieht.
  • Der Versicherer leistet, wenn die Berufsunfähigkeit infolge von Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfall eingetreten ist.
  • Die Beiträge werden auf Antrag ab dem Zeitpunkt der Leistungsmeldung bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistung gestundet.

Für eine Bewertung mit vier Sternen mussten Tarife mindestens folgende Merkmale erfüllen:

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  • Bei einem verspätet gemeldeten Versicherungsfall wird ohne Einschränkung rückwirkend geleistet.
  • Bei einer bereits sechs Monate andauernden ununterbrochenen Erwerbsunfähigkeit wird rückwirkend von Beginn an geleistet.
  • Der Versicherer verzichtet altersunabhängig und eindeutig auf sein Recht auf abstrakte Verweisung.
  • Der Versicherer leistet die versicherte Rente ab einer Berufsunfähigkeit von 50 Prozent.
  • Der Versicherer verzichtet bei der Nachprüfung der Berufsunfähigkeit auf sein Recht auf abstrakte Verweisung.
  • Der Versicherer verzichtet auf unübliche Einschränkungen bzw. Klauseln, die nicht zu den ratingrelevanten Sachverhalten gehören.

„Im vergangenen Jahr konnten wir ein deutliches Wachstum von 10 Prozent im Neugeschäft verbuchen. Im aktuell betrachteten Jahr wurden deutlich weniger neue Verträge abgeschlossen“, sagt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei Morgen & Morgen. Die Gründe dafür könnten in der Inflation und der damit verbundenen schwierigeern finanziellen Lage der Privathaushalte gelegen haben, glauben die Studienmacher. Der Bestand an BU-Verträgen sei indes konstant geblieben: Rund 14,5 Millionen Verträge liegen in den Beständen der Versicherer.

Nur wenige schwache BU-Tarife

Insgesamt 492 mal und damit sechs mal mehr als im Vorjahr konnte das Ratinghaus die Höchstbenotung von fünf Sternen vergeben, und das bedeutet ein „ausgezeichnet“. Trotz der detaillierten Auswertung ist die Summe an Bestbewertungen auffallend. "Das Angebot scheint sich auf hohem Niveau eingependelt zu haben. Der starke Zuwachs der letzten Jahre, gerade in den Top-Riegen, bleibt in diesem Jahr aus", erklärt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating.

Manche Anbieter können sogar mit teilweise deutlich über 20 Fünf-Sterne-Tarifen glänzen. Während die Allianz stolze 38 Tarife in der besten Kategorie hat, werden die Versicherer Axa und Continentale lediglich mit jeweils 27 Bestbewertungen belohnt. Hier alle Tarife mit Bestbewertung aufzuführen, würde den Rahmen sprengen. Die Ergebnisse können auf der Webseite des Ratinghauses eingesehen werden. Nur noch 33 Tarife erhielten 4 Sternchen zugesprochen und damit eine „sehr gute“ Bewertung. Im vergangenen Jahr waren es noch 34 Tarife. Im Mittelfeld finden sich insgesamt 69 Tarife und damit 11,3 Prozent der untersuchten Tarife.

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In Summe seien nur 18 Tarife als "schwach" oder "sehr schwach" eingestuft worden. Das ist ein Anteil von gut 2,9 Prozent der geprüften Tarifvarianten. Lediglich elf der durchleuchteten Tarife mussten sich nach der Interpretation von Morgen & Morgen mit einer "schwachen" Bewertung begnügen. Diese kommen alle aus dem Hause des Münchener Versicherers die Bayerische. Gleichzeitig seien lediglich sieben Tarife mit nur einem Stern benotet worden. Je drei Tarife der Mecklenburgischen sowie der Württembergischen und ein Tarif der InterRisk wussten nicht zu überzeugen und erhielten die schlechteste Einstufung.

Diese Tarife wurden als "sehr schwach" eingestuft:

  • InterRisk: BU S-M.A.R.T.
  • Mecklenburgische: bAV-BUZ, BUZ und BUZ (RiLV)
  • Württembergische: SBU (ArA, Unfall), SBU (AU, Unfall) und SBU (Unfall)

Kritik zu Testergebnissen von Versicherungen

Wegen der vielen positiven Ratings von Versicherungs-Policen gibt es immer wieder Kritik. Im April 2015 hatte sich die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen dazu eine Untersuchung vorgenommen. In einer Stichprobe hatten die Verbraucherschützer eine wahre Flut an besten Bewertungen ausgemacht. Dabei wurde den Ratinghäusern auch ein gewissen Eigeninteresse unterstellt. Schließlich würden viele Unternehmen mit Testsiegeln gutes Geld verdienen. Versicherer, die mit dem Original-Signet um Kunden werben wollen, müssen oft Lizenzgebühren zahlen. Locker einige tausend Euro kann es beispielsweise kosten, das Logo von Focus Money oder der Stiftung Warentest zu verwenden.

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Auch Morgen & Morgen verlange eine Schutzgebühr, wenn ein Versicherer mit den Testergebnissen werben wolle. Diese sei aber niedrig, die Unabhängigkeit des Analysehauses gewahrt. Die genaue Höhe der Gebühr wollte die Sprecherin nicht nennen.

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