Beispiel: Rürup-Rente mit jährlich zehn Prozent Dynamik - und 8.500 Euro Provisionskosten?
Um nachzuweisen, dass den Studierenden unpassende Produkte vermittelt werden, wählt die Verbraucherzentrale eine Rürup-Rente mit Berufsunfähigkeits-Baustein und Dynamik. „Die Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert (...) die Praxis der Vertriebe, Ratsuchenden in den Versicherungsverträgen häufig eine viel zu hohe Dynamisierung der Beitragszahlungen unterzuschieben. Die jährliche Beitragserhöhung löst automatisch auch in Zukunft neue, stattliche Provisionszahlungen der Versicherer an die Finanzvertriebe aus“, heißt es im Pressetext. Die dadurch verursachten Abschlusskosten würden bewirken, dass derartige Verträge sogar auf Sicht von über zehn Jahren noch Minusrenditen verursachen können.

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Die Basisrente sei jenes Produkt, das Studenten standardmäßig für die Altersvorsorge angeboten werde, berichtet die Verbraucherzentrale weiter. Gerne werde diese als Kombination aus Altersvorsorge mit Risikoabsicherung wie einer Berufsunfähigkeitsversicherung verkauft. „Derartige Kombiprodukte maximieren aber nur die Provision der Vermittler. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es dagegen wichtig, die Risikoabsicherung und den Kapitalaufbau voneinander zu trennen. Das Leben und die Erwerbsverläufe sind nicht planbar, schon gar nicht über Jahre und Jahrzehnte“, positioniert sich Klug.
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Die genannten Kritikpunkte: Ein Rürup-Vertrag binde Vermögen über Jahre auch in Situationen, „in denen man sich vielleicht einen flexibleren Umgang mit seinem Geld wünscht, zum Beispiel für die Immobilienfinanzierung, eine berufliche Umorientierung oder eigene Kinder“, so die Verbraucherschützerin. Eine Rürup-Rente sei zudem unkündbar, eine vorzeitige Auszahlung nicht vorgesehen. Aufgrund der dabei herangezogenen Kalkulationsgrundlagen der Versicherer müssten die Sparenden oft 95 Jahre und älter werden, bis sie ihre Einzahlungen in Form von Renten zurückerhalten haben. Das Fazit: Eine Rürup-Rente sei für Studierende, die noch gar nicht auf einen Beruf oder einen Lebensweg festgelegt seien, ein völlig ungeeignetes Produkt.
Als konkretes Beispiel nennt die Verbraucherzentrale einen Informatik-Studenten, der bei einem MLP-Vermittler eine Basisrente abgeschlossen hat: fondsgebunden und mit einem Berufsunfähigkeits-Baustein. Im ersten Vertragsjahr betrage der monatliche Beitrag noch überschaubare 27,94 Euro, ab dem dritten Jahr soll er monatlich über 93 Euro zahlen. „Da eine vereinbarte Dynamik die Versicherungssumme und Beiträge jedes Jahr um zehn Prozent anhebt, würde der Versicherungsnehmer am Ende der Vertragslaufzeit monatlich 1.542,66 Euro für seinen Rürup-Vertrag berappen müssen. Wer sich das wohl leisten kann?“, schreibt die Verbraucherzentrale. Mit dieser Dynamik könne keine Gehaltserhöhung mithalten. Zudem würden über die Vertragslaufzeit 8.500 Euro Abschluss- und Provisionskosten entstehen.
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