Seit dem 10. März 2021 müssen auch Finanzberater und Versicherungsvermittler erweiterte Offenlegungspflichten zur Nachhaltigkeit beachten: So sieht es die EU-Transparenzverordnung (TVO) vor. Unter anderem sind sie verpflichtet, auf ihrer Webseite über verschiedene Aspekte zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken zu informieren. Kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern müssen darüber hinaus einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen. Diese Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung wird gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bis zum Jahr 2026 sukzessive ausgeweitet. Das bedeutet, zukünftig werden mehr Unternehmen von der Berichtspflicht betroffen sein.

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Diese Ausgangssituation nimmt das Kölner Analysehaus Assekurata zum Anlass, zu schauen, wie die derzeit 15 größten Finanzvertriebe über Nachhaltigkeit und Umweltrisiken aufklären. Denn auch für sie gelten die entsprechenden Pflichten. Ausgangspunkt hierfür ist die aktuelle Cash-Liste Allfinanzvertriebe 2022. Die Auswertung ist auf der Webseite des Analysehauses einsehbar.

DVAG unangefochten größter Finanzvertrieb

Grundsätzlich stellen die Analysten eine große Spannbreite bei den Provisionserlösen fest. Laut Cash ist die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) mit 2,241 Milliarden Euro im Jahr 2022 unangefochten Spitzenreiter. Dahinter folgen fünf Vertriebe mit jeweils dreistelligen Millionenbeträgen: MLP (895 Mio. Euro), Swiss Life Deutschland Holding (674 Mio. Euro), OVB (321 Mio. Euro), Telis Finanz (172 Mio. Euro) und Dr. Klein (140 Mio. Euro).

Auf den Rängen sieben bis fünfzehn folgen Vertriebe mit Erlösen zwischen 69 Millionen und 17 Millionen Euro. Hierzu zählen Global Finanz, Bonnfinanz, Finum Gruppe, Formaxx/Mayflower, Plansecur, A.S.I. Wirtschaftsberatung, Compexx Finanz, Königswege und FP Finanzpartner.

Bei der aktuellen Assekurata-Analyse stand im Mittelpunkt, wie die Allfinanzvertriebe auf ihren Webseiten über Nachhaltigkeit informieren. Dabei wurden auch Aspekte beachtet, die über die gesetzlichen Pflichten hinausgehen. Die Recherche wurde von folgenden Fragen geleitet:

  1. Findet sich auf der Startseite (im Menü, Hauptteil oder Footer) ein Link zur Nachhaltigkeit?
  2. Wo und wie schnell finden sich die Pflichtangaben gemäß TVO?
  3. Stellt der Finanzvertrieb über die Pflichtangaben hinaus weitere Informationen zum Thema Nachhaltigkeit zur Verfügung?
  4. Gibt es einen Nachhaltigkeitsbericht?
  5. Was findet sich über die Suchfunktion auf den Websites mit den Begriffen Nachhaltigkeit und ESG?

Unternehmen heterogen in der Darstellung

Bereits der Blick auf die Startseite offenbart laut Assekurata große Unterschiede bei der Herangehensweise der Allfinanzvertriebe. Bei sieben Finanzvertrieben taucht dort der Begriff Nachhaltigkeit weder in Wort noch in Bild auf. Vier Dienstleister haben Nachhaltigkeit als Link in das Hauptmenü der Webseite eingebunden. Beispiel MLP: Hier wird „Nachhaltigkeit“ ganz oben in der Bedienleiste als ein zentrales Stichwort eingeblendet.

Die restlichen Unternehmen stellen den Link immerhin ans Ende der Seite (Footer), was zwar etwas Srcollarbeit von den Interessierten erfordert, aber den Punkt immerhin nicht untergehen lässt. Hierzu zählt auch der Branchenprimus Deutsche Vermögensberatung (DVAG), wie ein Besuch auf der Webseite zeigt. Manche Unternehmen bieten auch mehrere Stellen an, um den Leser zum Punkt Nachhaltigkeit zu navigieren. Das heißt der Link ist dann im Hauptmenü und im Footer oder auch im Hauptteil der Startseite hinterlegt.

Positiv hebt Assekurata den Kasseler Dienstleister Plansecur hervor. Plansecur bietet als einziges Unternehmen gleich drei Optionen, um auf die „Nachhaltigkeits-Seite“ zu gelangen, nämlich über die Menüs oben und unten sowie über eine Bildkachel in der Mitte der Startseite.

In den meisten Fällen würden die Links dann zum Pflichtteil der Nachhaltigkeits-Informationen führen, berichten die Kölner Analysten weiter. Positiv: Alle Finanzvertriebe stellen die notwendigen Informationen, die gemäß Transparenzrichtlinie abzubilden sind, auf ihren Internetseiten dar. Aber sie sind nicht gleich gut aufzufinden. Die Platzierung reiche hier von „leicht auffindbar“ bis hin zu „erfordert einige Recherchezeit“. Bei sieben Finanzvertrieben (DVAG, Swiss Life, Telis, Formaxx, Plansecur, Compexx, FP Finanzpartner) seien die Infos deshalb leicht auffindbar gewesen, weil sie mit dem Link auf der Startseite verknüpft sind. Darüber hinaus hätten die Startseiten-Links gegebenenfalls auch weiterführende Informationen enthalten, die über gesetzliche Vorgaben hinausgehen.

Pflichtangaben oft im Impressum versteckt

Bei anderen Unternehmen müsste man hingegen einigen Aufwand investieren, um die Pflichtangaben zu finden. Assekurata nennt Beispiele: Bei Dr. Klein seien die Nachhaltigkeits-Angaben im Punkt 6 der Allgemeinen Geschäftsbedingungen versteckt gewesen. Sieben Unternehmen haben die Pflichtangaben im Impressum stehen, wo sie ebenfalls eher schwer zu finden sind: dazu zählen OVB, Global Finanz, Bonnfinanz, Finum, A.S.I. Wirtschaftsberatung, Königswege und FP Finanzpartner.

Auffällig sei, dass die meisten Finanzvertriebe die Pflichtangaben kurz und allgemeingültig halten, heißt es weiter zu der Studie. So verweisen einige schlicht darauf, dass sie keine eigene Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen, oder die europäischen Aufsichtsbehörden noch keine technischen Regulierungsstandards (RTS) bereitgestellt haben: stark vereinfacht also keine Vorgaben, was als nachhaltig im Sinne der Finanzaufsicht gewertet wird und was nicht. Auch an dieser Stelle wird ein Vertrieb als positives Gegenbeispiel erwähnt: Die Swiss Life informiere umfangreich und sehr konkret über die Vorgaben.

Darüber hinaus haben die Kölner gesondert ausgewertet, welche zusätzlichen Informationen sich unter den Aspekten „Umwelt“, „Soziales“ und „Governance“ fassen lassen und von der Startseite aus zu finden sind. Immerhin elf Vertriebe bieten hier etwas an: DVAG, MLP, Swiss Life, OVB, Telis, Global Finanz, Finum, Plansecur, A.S.I. Wirtschaftsberatung, Königswege, FP Finanzpartner. Assekurata fasste hierunter auch eigene Initiativen wie soziale Projekte oder sogar Stiftungen, wie sie die DVAG betreibt. Hierzu sei angemerkt, dass dieses Engagement aufsichtsrechtlich eher nicht relevant sein dürfte, so lobenswert es auch ist. Geht es doch in der EU-Verordnung darum, dass Kundinnen und Kunden Finanzanlagen wählen können, die nachhaltige Kriterien erfüllen.

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Nur drei Vertriebe veröffentlichen Nachhaltigkeitsberichte

Weniger erfreulich ist, dass nur drei Finanzvertriebe bisher umfangreich in Nachhaltigkeitsberichten festhalten, was sie in Sachen „Umwelt“, „Soziales“ und „Governance“ konkret unternehmen. Dies sind MLP und Swiss Life - und die Kölner OVB Allfinanz. Die Berichte von Swiss Life und MLP würden sich bereits an verschiedenen Reportingstandards und Rahmenwerken orientieren, während OVB dies aktuell noch nicht tue, allerdings für die nächste Berichtsperiode in Aussicht gestellt habe. Weitere Details zur Studie können auf dem Unternehmensblog von Assekurata nachgelesen werden.

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