Die Kaufkraft der Renten in Deutschland variiert regional um bis zu 70 Prozent. Das zeigt eine Studie des Forschungsinstituts Prognos im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Für die Auswertung hat das Forschungsinstitut Prognos die regionalen Lebenshaltungskosten und Rentenhöhen in 400 Landkreisen und kreisfreien Städten miteinander verglichen.

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Vereinfachend gesagt lagen der Studie zwei Leitfragen zugrunde:

  • Wie viel sind 1.000 Euro in meiner Region wert?
  • Und wie weit reicht die (regionale) Durchschnittsrente?

Für die erste Frage wurde das regionale Preisniveau ausgewertet, wobei ein Großteil der Kosten auf die Mietpreise entfallen. Für die zweite Frage wurden die durchschnittlichen Renteneinkünfte auf regionaler Ebene erfasst. Der erhobene Zeitraum waren die Jahre 2013-2021. Das Ergebnis ist die sogenannte Rentenkauftkraft: Sie spiegelt die Relation aus durchschnittlichem regionalen Rentenzahlbetrag und regionalem Preisniveau wider.

Der Süden und der Westen sind für Rentner teuer, der Osten ist günstig

Ein Ergebnis der Studie: Was die Rente wert ist, hängt wesentlich auch von der Region ab, in der man lebt. Und hier zeigt sich ein deutliches Gefälle. Am ungünstigsten ist das Zusammenspiel aus regionaler Rentenhöhe und Kaufkraft deutschlandweit im Süden. Hinter dem Eifelkreis sind Garmisch-Patenkirchen, das Berchtesgadener Land sowie die Städte Regensburg und Freiburg mit je 862 Euro die Regionen mit der geringsten Kaufkraft der Rente.

Vergleichsweise günstig können Rentnerinnen und Rentner hingegen im Osten leben. Der Landkreis Gera in Thüringen hat mit 1.437 Euro die höchste Rentenkauftkraft, gefolgt von Chemnitz (1.428 Euro), Cottbus (1.425 Euro) und Görlitz (1.394 Euro).

Prognos / FDZ-RV / Empirica; Stand: 2023 (Werte für 2021)

Bayern entpuppt sich zudem als Bundesland mit dem größten Gefälle in der Rentenkaufkraft. Im Landkreis Hof – Spitzenreiter im Freistaat – verfügen Ältere preisbereinigt mit 1.108 Euro über ein Drittel mehr als in Garmisch-Partenkirchen, dem Berchtesgadener Land und der Stadt Regensburg, die gemeinsam mit 862 Euro Schlusslicht sind. Gleich fünf bayerische Gebiete zählen zu den zehn Regionen Deutschlands, in denen der Rentenwert am niedrigsten ist – darunter auch München und der Kreis Miesbach.

Zu beachten ist allerdings: Ausgewertet wurde die Rentenkaufkraft lediglich mit Blick auf die gesetzlichen Renten. Ob die Älteren zusätzlich noch Kapital- und Mieteinkünfte haben oder private Renten beziehen, blieb unberücksichtigt. Ebenso ein möglicher Entlastungseffekt der Haushalte durch mietfreies Wohnen. Hier hatten Rentnerinnen und Rentner im Süden und Westen oft schon aufgrund der höheren Einkommen mehr Möglichkeiten, sich ein zusätzliches Polster anzusparen. Dem entgegen war es Bürgerinnen und Bürgern in der früheren DDR nur in engen Grenzen möglich, eigenes Vermögen aufzubauen. Allerdings sind die Rentenzahlbeträge in den neuen Bundesländern auch deshalb tendenziell höher, weil mehr Frauen zu DDR-Zeiten in Vollzeit erwerbstätig waren.

„Was man sich im Alter leisten kann, hängt nicht nur von der Rentenhöhe ab, sondern auch dem Preisniveau am Wohnort. Beides haben wir in der Studie berücksichtigt“, sagt Prognos-Studienleiter Oliver Ehrentraut. Die Rentenkaufkraft zeige, wie viel der regionale Rentenzahlbetrag vor Ort wert sei. „Niedrige Preise werten die Rente auf – und umgekehrt.“ Vor allem die unterschiedlichen Mietpreise würden dafür sorgen, dass die Lebenshaltungskosten regional auseinanderklafften – und damit der Wert der Rente. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts lebte über die Hälfte der Bevölkerung (50,5 %) hierzulande im Jahr 2021 zur Miete.

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Aufgrund der hohen Mieten zeigt sich auch ein deutliches Gefälle der Rentenkaufkraft zwischen Stadt und Land. München als kreisfreie Stadt hat mit 887 Euro eine unterdurchschnittlich niedrige Rentenkaufkraft, in Nordrhein-Westfalen schneiden Köln (923 Euro), Bonn (927 Euro) und Düsseldorf (950 Euro) eher schlecht ab. In Berlin liegt die Rentenkaufkraft mit 1.046 Euro zwar über dem Bundesschnitt: Allerdings ist dies der schlechteste Wert im den Bundesländern Berlin-Brandenburg. Zum Vergleich: Die vergleichsweise strukturschwachen Regionen Cottbus und Spree-Neiße schneiden mit 1.425 Euro bzw. 1.385 Euro deutlich besser ab. Die Studie kann auf der Webseite des GDV heruntergeladen werden.

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