Geht es um digitalen Rückstand, spielt eine Branche immer noch ganz vorne mit: die Assekuranz. Doch in den letzten Jahren tut die Versicherungsindustrie viel dafür, aus dieser Nachteilsposition zu entkommen und öffnet sich immer weiter dem technologischem Fortschritt. Cloud-Technologie spielt dabei eine zentrale Rolle – und bietet Chancen zu mehr Effizienz und Wettbewerbsvorteilen. Hält die Cloud, was sie verspricht?

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Schneller, digitaler, unkomplizierter: Bisher nur Wunschszenario?

Der Versicherungsbranche wird bereits seit Jahren mangelnde Digitalisierungsbestrebungen attestiert. So zeigt eine aktuelle Studie von BearingPoint, dass sich Unternehmen in der Versicherungsindustrie auch weiterhin in Sachen digitaler Innovation schwertun und dadurch das Klischee einer veralteten Branche noch mehr befeuern. Vor allem beim Thema Cloud-Computing sieht die Studie noch Nachholbedarf. Versicherer zögern bislang noch deutlich und befürchten, dass eine Umstellung auf die Cloud mit hohem Aufwand, steigenden Kosten und stärkerer Komplexität verbunden ist. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Es zeigt sich mehr und mehr, dass vor allem Cloud-Technologien Digitalisierungsprojekte effizient unterstützen können und damit auch dem Versicherungssektor große Vorteile bieten.

Digitale Ökosysteme: Cloud senkt Eintrittsbarriere

Artur Reimer ist seit knapp vier Jahren Leiter Strategie Versicherungen bei Hypoport. Der studierte Bauingenieur ist Geschäftsführer und einer der kreativen Köpfe hinter corify, einer Tochter der Hypoport SE.HypoportDie Diskussion über Relevanz und Umsetzung sowie Vorteile und Herausforderungen von digitalen Ökosystemen in der Versicherungsbranche ist so aktuell wie nie.

Wirtschaftliche und industrielle Risiken werden immer komplexer. Makler und Versicherer stehen vor der Aufgabe dieser Komplexität zu begegnen und versicherungsbedürftige Unternehmen so gut es geht mit ihren Produkten und Dienstleistungen zu unterstützen. Daten-Ökosysteme ermöglichen es den Beteiligten innerhalb der Versicherungsbranche durch verbesserte Analysefähigkeiten und Informationsflüsse ein umfassenderes Verständnis von ebendiesen Risiken zu entwickeln – und neue, innovative und kundenorientierte Produkte bzw. Dienstleistungen anzubieten. Cloud-Technologie senkt die Eintrittsbarriere für den Zugang zu so einem Ökosystem erheblich. Das Wissen rund um Systemvernetzung und Cloud hat sich zusammen mit der Technologie-Komponente über die letzten zehn Jahre rasant entwickelt. Um ein Datenökosystem zu schaffen, bedarf es nicht länger großen Serverparks. Es benötigt keine Infrastruktursoftware von teuren IT-Dienstleistern, die langwierig konfiguriert werden muss. Es braucht keine zusätzlichen Ressourcen, um regelmäßig zusätzlich benötigte Hardware zu warten.

Cloud-Technologie ist damit nicht nur ein effizientes und ressourcenschonendes Werkzeug. Sie ist auch die Chance, schnell und ohne große Barrieren in ein Datenökosystem einzusteigen, von dem am Ende alle Beteiligten innerhalb der Versicherungsbranche profitieren können.

Cloud-Technologie – Eine Säule der Digitalisierungsfähigkeit der Industrieversicherung

Die Versicherungsbranche, traditionell geprägt von Beständigkeit und Vorsicht, erlebt eine tiefgreifende digitale Transformation. Während sich der gesamte Sektor zunehmend dem technologischen Wandel öffnet, ist es insbesondere der Bereich der Industrieversicherungen, der vor einer beispiellosen Gelegenheit steht. Die Geschäftsprozesse galten hier lange als nicht durchgängig digitalisierbar: zu komplex die Details, zu individuell die Interaktionen der relevanten Marktteilnehmer.

Cloud-Technologien lösen eine dieser wesentlichen Herausforderungen auf einfache Art und Weise: In einer zentralen Infrastruktur lassen sich auch individualisierte Kollaborationsstrategien der beteiligten Rollen sicher und skalierbar realisieren. Und das – abhängig vom Systemanbieter – sogar auf „neutralem Grund und Boden“, eine Randbedingung, die von der Branche immer wieder vehement angefordert wird.

Zentrale Cloud-Infrastruktur gewährt mittlerweile standardmäßig Zugang zu Services mit künstlicher Intelligenz, die auf anonymisierten und abgesicherten zentralen Daten aufbauen. Diese Services bieten allen Nutzern Vorteile, indem sie Zusammenhänge erkennen, die für Risikoexperten in der Summe der Details verborgen bleiben. So wird die Cloud zu einem entscheidenden Instrument für die Beurteilung und Absicherung selbst komplexester Risiken, was zu höheren Deckungsraten und vorteilhafteren Preisen führt.

Die richtige fachliche Anwendungsarchitektur, die solche Services integriert, bildet die zweite Säule der Digitalisierungsfähigkeit der Industrieversicherung. Sie muss flexibel genug sein, um die Dynamik der Branche in allen Facetten zu unterstützen — von der Individualisierung bis zur Standardisierung, von traditionellen bis zu völlig neuen Risikotypen, von allgemeiner Verhandlungskommunikation bis hin zu spezifischen Vertragsformulierungen. Durch die Verschmelzung dieser fachlichen Architektur mit der Cloud als Betriebsumgebung entsteht ein leistungsstarkes System für die Digitalisierung der komplexen Verarbeitung industrieller Risiken — vom Erkennen bis zum Transfer.

Fazit: Noch kann sich die Versicherungsbranche von ihren lokalen und papiergebundenen Prozessen lösen, hin zum Vorzeigebeispiel dafür, wie sich ein traditioneller Sektor neu ausrichtet und anpasst. Die Cloud spielt hierbei eine wichtige Rolle. Cloud-Technologie hilft effizient bei der Digitalisierung, indem sie den Einstieg in Datenökosysteme vereinfacht und es Unternehmen im Versicherungssektor ermöglicht, skalierbare, sicherere und innovative Dienstleistungen anzubieten – ohne umfangreiche Investitionen in Hardware und Infrastruktur.

Fehlende Digitalisierung ist jedoch ein ganzheitliches Problem und kein akteurspezifisches: Um Digitalisierungsbemühungen rund um Cloud-basierte Datenökosysteme in der Versicherungsbranche voranzutreiben, braucht es alle beteiligten Akteure: Versicherer, Makler, versicherungsbedürftige Unternehmen und idealerweise neutrale Technologiepartner, die die Kräfte bündeln und ihre Digitalisierungsexpertise anbieten. Wenn alle mitmachen, lässt sich die digitale Zukunft der Branche in jedem Sinne optimal ausrichten – ohne, dass die Wünsche und Bedürfnisse von Beteiligten zu kurz kommen. Vor der gesamten Versicherungsindustrie liegt ein ganzes Stück harte Arbeit, doch die Möglichkeiten sollten Grund genug sein, mit anzupacken.

Über Artur Reimer, CEO der Corify GmbH
Artur Reimer, seit knapp vier Jahren Leiter Strategie Versicherungen bei Hypoport, ist einer der kreativen Köpfe hinter corify und zugleich Geschäftsführer. Der studierte Bauingenieur und Musikwissenschaftler gründete das Musik-Technologie-Unternehmen Nagual Sounds, das Bewegungsdaten in Musik umwandelt. Bei Accenture war er maßgeblich am Aufbau des Bereichs Digital Strategy beteiligt. Seine Passion für innovative Technologien und digitale Geschäftsmodelle führte ihn zur Strategieberatung bei der Axel Springer hy, wo er neue Geschäftsmodelle für Kunden identifizierte und entwickelte.

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