Beamte und Pensionäre werden sich zum Jahreswechsel auf stark steigende Beiträge in der privaten Pflegeversicherung einstellen müssen. Demnach steigen die Beiträge für Beihilfeberechtigte um durchschnittlich 21 Prozent, wie der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) dem „Handelsblatt“ mitteilte. Der durchschnittliche Monatsbeitrag soll sich demnach von 43 Euro auf 52 Euro erhöhen.

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Der Durchschnittswert sagt allerdings nichts darüber aus, wie viel die Versicherten dann tatsächlich zahlen müssen: Das ist abhängig vom jeweiligen Tarif, wobei auch Faktoren wie Lebensalter und Gesundheitszustand einfließen. Der PKV-Verband war wiederholt dafür kritisiert worden, dass die kommunizierten Werte gerade die hohen Beitragssprünge für ältere Versicherte in der Krankenvollversicherung nicht widerspiegeln. Die privaten Krankenversicherer müssen gegenüber ihren Kundinnen und Kunden nicht detailliert offenlegen, weshalb sie Beiträge erhöhen und aufgrund welcher Kalkulationsgrundlage: Hierbei können sie sich auf das Geschäftsgeheimnis berufen.

Betroffen von den Prämienanstiegen sind mehr als 4,56 Millionen Versicherte. Von den knapp 8,7 Millionen privat Krankenvollversicherten sind nach Zahlen des PKV-Verbandes 52,3 Prozent beihilfeberechtigt, folglich Beamte oder Pensionäre. Doch es gibt eine Grenze: Für die Private Pflegeversicherung, den Basistarif und den Standardtarif hat der Gesetzgeber Höchstbeiträge festgelegt. Für Privatversicherte mit Anspruch auf Beihilfe gilt 2023 ein Pflege-Höchstbeitrag von 60,85 Euro und als Ehepaar zusammen 91,28 Euro. Im Jahr 2024 soll der Höchstbetrag auf 70,38 Euro steigen.

Als Ursache für die Prämienanstiege nennt der PKV-Verband die jüngsten Pflegereformen. So hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unter anderem die Zuschüsse zu den Eigenanteilen im Pflegeheimen erhöht, um Pflegeheim-Bewohner und ihre Angehörigen zu entlasten. Zudem soll das Pflegegeld 2024 um fünf Prozent angehoben werden, pflegende Angehörige sollen besser unterstützt werden. Der PKV-Verband beziffert die Mehrkosten gegenüber dem „Handelsblatt“ auf 70 Millionen Euro. Gleichwohl explodieren auch die Ausgaben in der privaten Pflegeversicherung: von 880 Millionen Euro im Jahr 2014 auf mittlerweile 2,1 Milliarden Euro.

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Die steigenden Kosten der Beihilfe in der Krankenvoll- und Pflegeversicherung führen auch zu Mehrbelastungen für den Steuerzahler. So muss der Bund die Beihilfezahlungen mit Rückstellungen unterfüttern, um künftige Kosten abzusichern: Allein diese belaufen sich im Jahr 2019 bereits auf 213,83 Milliarden Euro und sind binnen Jahresfrist um 14,72 Prozent gestiegen. Je mehr Beamte in den Ruhestand gehen, desto stärker steigen erwartungsgemäß auch die Beihilfeausgaben. Hier gilt: ausgerechnet im Alter, wenn das Risiko einer Erkrankung statistisch steigt, zahlen Bund und Länder besonders viel hinzu. Mit der Pensionierung steigt die Beihilfe üblicherweise von 50 Prozent auf 70 Prozent der Krankheitskosten: ein Umstand, von dem auch das PKV-System profitiert.

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