Die gesetzlichen Krankenversicherer ächzen unter einem Milliarden-Finanzloch und explodierenden Krankenhauskosten, entsprechend wird der durchschnittliche Zusatzbeitrag zum Jahreswechsel um 0,3 Prozent raufgesetzt. Doch wie sieht es eigentlich in der privaten Krankenvollversicherung aus? Auch sie müsste ja die Inflation und -daraus folgend- steigende Gesundheitskosten zu spüren bekommen. Viele Privatversicherte schauen mit bangem Blick auf die kommenden Wochen, dann teilen die Versicherer per Brief die neuen Prämien mit.

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Doch der Lobbyverband der privaten Krankenversicherer gibt nun Entwarnung. Demnach sollen die Prämien zum kommenden Jahr im Schnitt weniger stark steigen als in den Jahren zuvor: und zwar im Schnitt um drei Prozent. Dies berichtet am Freitag das „Handelsblatt“ und beruft sich auf einen Sprecher des PKV-Verbandes. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 sind die Beiträge noch um durchschnittlich 8,1 Prozent gestiegen, in 2022 um 4,1 Prozent.

Von einer Anhebung sei nun etwa jeder dritte privat Vollversicherte betroffen, berichtet das „Handelsblatt“ mit Berufung auf den PKV-Verband weiter. Aktuell liege der Durchschnittsbeitrag bei 535 Euro - und wird dann auf rund 551 Euro steigen. Nicht mit eingerechnet sind hierbei Beihilfe-Tarife: weil hier Bund, Länder und Kommunen große Teile der Kosten über Beihilfen auffangen, sind die Prämien tendenziell niedriger. Aktuell hat mehr als jeder zweite Privatversicherte einen Beihilfe-Anspruch.

Auch zweistellige Prämiensprünge möglich

Doch die Sache hat einen Haken: Wie stark die Prämien in den jeweiligen Tarifen steigen, hängt auch von ihrer Zusammensetzung ab: Tummeln sich in einem Tarif zum Beispiel viele ältere Menschen mit statistisch höheren Gesundheitskosten, kann sich hier auch die Inflation stärker auf den Beitrag auswirken. So seien in manchen Tarifen auch zweistellige Prämiensprünge möglich. Und es gibt noch eine schlechte Nachricht für Privatversicherte. Laut „Handelsblatt“ rechnen Experten damit, dass die hohe Inflation -und damit verbunden höhere Kosten für Arzneien und Behandlungen- sich erst im folgenden Jahr auf die Prämienanpassungen auswirken werde.

Das hat mit den sogenannten auslösenden Faktoren zu tun. Anpassen dürfen die Privatversicherer die Prämien nur, wenn -stark vereinfacht- zwei Bedingungen erfüllt sind: wenn die Leistungsausgaben um zehn Prozent höher sind als ursprünglich kalkuliert und wenn sich die Lebenserwartung der Versicherten derart erhöht, dass die Anbieter höhere Gesundheitskosten haben. Hier fordert die Branche seit Jahren Reformen. Die Prämien könnten gleichmäßiger angehoben werden, wenn weitere Rechnungsgrundlagen einbezogen werden: etwa die Entwicklung des Zinses. Positiv dürften sich immerhin die steigenden Zinsen am Kapitalmarkt auswirken, weil sie es den Versicherern erleichtern, die vorgeschriebenen Alterungsrückstellungen anzusparen.

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Deutliche Prämiensprünge in der privaten Pflegeversicherung

Weit weniger erfreulich gestaltet sich der Blick auf die Private Pflegeversicherung. Hier steigen die durchschnittlichen Prämien laut PKV-Verband um 40 Prozent: von 74 auf 104 Euro. Die Zahlen gelten auch hier für Tarife ohne Beihilfe-Anspruch. Ursache sind unter anderem teure Reformen der Vorgänger-Regierung unter Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Seit Jahresbeginn müssen zum Beispiel alle Pflegekräfte nach Tarif bezahlt werden, während in den Jahren zuvor speziell private Anbieter gern bei der Bezahlung von Pflegern sparten und weniger als den Branchentarif entlohnten. Angesichts zehntausender unbesetzter Stellen in der Pflege sah hier der Gesetzgeber Handlungsbedarf.

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