Mehr als ein Viertel der Deutschen (28 Prozent) verfügt nur über über eine „geringe Finanzkompetenz“. Das ist Ergebnis einer Allianz-Studie, zu der das Wissen über finanzielle Grundlagen wie Zinssätze, Inflation sowie Anlagerisiken und -erträge abgefragt wurde. Für die Studie wurden mehr als 1.000 Personen in Deutschland und in sechs weiteren Ländern befragt.

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Um die finanzielle Allgemeinbildung zu ermitteln, wurde in der Studie ein Index aus neun Fragen erstellt, die richtig beantwortet werden mussten. In der Stichprobe wurden dann drei Stufen der Finanzkompetenz gebildet: niedrig (0-2 richtige Antworten), durchschnittlich (3-6 richtige Antworten) sowie hoch (7-9 richtige Antworten). Eine Frage lautete zum Beispiel: Stellen Sie sich vor, der Zinssatz für Ihr Sparkonto liegt bei fünf Prozent pro Jahr und die Inflation bei sieben Prozent pro Jahr. Wie viel könnten Sie sich nach einem Jahr mit dem Geld auf diesem Konto kaufen? a) mehr als heute, b) exakt dasselbe, c) weniger als heute, d) ich weiß es nicht“.

„Geringe Finanzkompetenz“ bedeutet nach Interpretation dieser Studie, dass die Personen nicht über die Fähigkeit verfügen, solide finanzielle Entscheidungen zu treffen: zum Beispiel, weil sie das Risiko einer Geldanlage nicht seriös einschätzen können oder mit Effekten der Geldentwertung nicht vertraut sind. 56 Prozent der Deutschen haben der Studie nach ein durchschnittliches Finanzwissen, und nur 16 Prozent der Testpersonen zeigten ein hohes Finanzwissen. Doch die Wissenslücken beim Thema Finanzen sind kein deutsches Phänomen. So schätzen zwei Drittel (66 Prozent) aller international Befragten ihr Wissen über Finanzmärkte geringer ein als der Durchschnitt und sagen auch, dass sie weniger als der Durchschnitt an den Finanzmärkten investieren.

Geringes Finanzwissen: "Bargeld" und Girokonto als bevorzugte Geldanlage

Welchen Unterschied macht fehlendes Finanzwissen bei der Geldanlage tatsächlich aus? Um das herauszufinden, haben die Studienmacher idealtypische Portfolien erstellt, die aufbauend auf den Antworten widerspiegeln sollen, wie die Menschen ihr Geld anlegen würden. Dann wurde geschaut, wie sich die Geldanlagen über das Jahr entwickeln, wofür die durchschnittliche jährliche Rendite Grundlage war. Diese Szenarien wurden anhand der typischen Besonderheiten der einzelnen Staaten durchgerechnet.

Grundlage war die Höhe des Finanzvermögens, das ein durchschnittlicher Haushalt besitzt. Laut Statistischem Bundesamt beträgt der durchschnittliche Nettolohn nach Abzug von Steuern und Sozialbeiträgen 2.245 Euro monatlich. Das Nettogehalt stellt das Gesamtgehalt nach Abzug von Steuern und dem Arbeitnehmeranteil der Sozialversicherungsbeiträge dar. Das ist zumindest ein diskussionswürdiger Ansatz. Natürlich können Haushalte mit geringem Einkommen oder gar mit Schulden weit weniger Geld an- und zurücklegen als besserverdienende Haushalte. Sie dürften auch Verluste bei der Geldanlage schlechter ausgleichen können.

Laut der Studie ist auffallend, dass Umfrage-Teilnehmer mit geringer Finanzkompetenz häufig Bargeld als Anlage wählen. Zudem ist die Gruppe der Unentschlossenen, die ihr Geld letztlich unangetastet auf dem Girokonto liegen lassen, mit einem Anteil von 38 Prozent auch die mit Abstand größte unter ihnen (mittlere Finanzkompetenz: 15 Prozent und hohe Finanzkompetenz: sieben Prozent). Personen mit mittlerer Finanzkompetenz investieren zwar auch stärker in Aktien und Investmentfonds, allerdings sind diese stark untergewichtet.

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Diese verschiedenen Anlagestrategien wirken sich auch auf die zu erwartende Rendite aus, wie die Allianz per Pressetext weiter berichtet. Demnach könne ein deutscher Haushalt mit hoher Finanzkompetenz damit rechnen, 2.690 Euro pro Jahr zusätzlich zu verdienen, wenn er das Finanzvermögen eines durchschnittlichen Haushaltes in Deutschland besitzt und entsprechend seinem Finanzwissen investiert. Im Laufe von 30 Jahren summiere sich das zu der gewaltigen Summe von 196.502 Euro. Leider schlüsselt die Allianz in der Studie nicht detailliert auf, welche Summe genau investiert wurde und in welche Anlageklassen konkret.

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