Im gesetzlichen Krankensystem herrscht ein Milliardenloch. Eine Gesundheitsreform, um Kosten zu senken, wird gerade von der Bundesregierung angeschoben. Einen Vorschlag zum Sparen unterbreitete am Samstag Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VDK. „Wir haben in Deutschland 96 Krankenkassen. Da stellt sich schon die Frage, ob das so viele sein müssen“, sagte sie Zeitungen der Funke Mediengruppe. Jede Kasse habe eigene Vorstände und eine eigene Verwaltung, was eben extra Geld koste.

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Doch kann mit weniger Krankenkassen tatsächlich viel Geld eingespart werden? Bereits die Ärztezeitung verwies mit Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums darauf, dass die Verwaltungskosten nur einen kleinen Teil der Gesamtausgaben ausmachen: etwa 2,5 Prozent. Die enormen Kostenanstiege in den letzten Jahren sind an anderer Stelle entstanden, etwa bei den Ausgaben für Kliniken und Arzneimittel.

Nun überrascht das Portal gesetzlichekrankenkassen.de mit einer Auswertung, die zeigt, dass gerade kleinere Kassenanbieter tendenziell niedrigere Verwaltungskosten haben. Thomas Adolph, Geschäftsführer des Portals, kommt daher sogar zu dem gegenteiligen Schluss. „Es würde mehr Sinn machen, wie früher zahlreiche kleine Kassen statt weniger Großkassen zu etablieren“, sagt Adolph laut Pressemeldung.

Konkret hat sich das Portal die Daten der Krankenversicherer für das Jahr 2021 angesehen. Diese werden im Bundesanzeiger veröffentlicht. Dabei zeigt sich:

  • Bei den 16 großen Kassen mit mehr als einer Million Versicherten betragen die durchschnittlichen Verwaltungskosten je Versichertem (bezogen auf die Gesamtzahl der Versicherten dieser 16 Kassen) 160,31 Euro.
  • Bei 83 Kassen mit weniger als einer Million Versicherten betragen diese Kosten dagegen nur 146,89 Euro (146,52 Euro bei 34 Kassen zwischen 100.000 und einer Million Versicherten und 149,77 Euro bei 49 Kassen mit weniger als 100.000 Versicherten).

Werden die durchschnittlichen Verwaltungskosten je Versicherten der einzelnen Kassen in der jeweiligen Größenklasse addiert und durch die Anzahl der Kassen in dieser Größenklasse dividiert, ergibt sich ein noch höherer Wert: Bei den großen Kassen sind es im Durchschnitt 172,53 Euro Kosten, bei den kleineren Kassen dagegen nur 152,33 Euro.

„Die großen Kassen mit mehr als einer Million Versicherten sind damit im Schnitt um mehr als 13 Prozent teurer als die kleineren Krankenkassen“, stellt Geschäftsführer Thomas Adolph fest. Und muss eine Ausnahme machen: Ausgerechnet der Marktführer TK schneidet hier sehr gut ab und kann Verwaltungskosten deutlich unter dem Branchenschnitt präsentieren. „Die TK ist eine extrem gut gemanagte Kasse, die daher mit nur 106 Euro je Versichertem auch äußerst günstig bei den Verwaltungskosten ist“, erläutert Adolph. Bedeutet aber auch: Ohne die TK wären die „großen“ Kassenanbieter sogar um 16 Prozent teurer als ihre kleinen Konkurrenten.

Rein betriebsbezogene Kassen, bei denen sich in aller Regel nur Mitarbeiter des Trägerunternehmens und deren Angehörige versichern können, haben zudem keinen statistisch erkennbaren Kostenvorteil im Vergleich zu allgemein geöffneten Kassen, berichtet das Portal weiter. Bei den 25 berücksichtigten betriebsbezogenen Kassen liegen die Verwaltungskosten demnach im Mittel bei 160,13 Euro. Zum Vergleich: 32 allgemein geöffnete Kassen zwischen 100.000 und 1 Million Versicherten haben im Mittel Verwaltungskosten von 147,47 Euro, bei 26 allgemein geöffneten Kassen unter 100.000 Versicherten ergeben sich im Mittel 150,80 Euro. Günstiger als die großen Kassen (172,53 Euro) sind die betriebsbezogenen aber immer noch.

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„Es zeigt sich ganz klar, dass die Vielzahl gerade auch von mittelgroßen und kleinen Krankenkassen die Verwaltungskosten in der Summe sogar senkt. Größe muss also für das Gesamtsystem kein Vorteil sein. Es sollte daher endlich anerkannt werden, dass Vielfalt im Angebot zu einem für alle Bundesbürger vorteilhaften Wettbewerb führt!“, kommentiert Adolph.

mit Pressematerial gesetzlichekrankenkassen.de

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