Digitalisierung vereinfacht Prozesse – das trifft auch für Investments in Wertpapiere zu. Ein Trend der letzten Jahre waren Robo-Advisor: Systeme, die vollautomatisiert eine Geldanlage tätigen. Durch Robo-Advisor ist es möglich, einfach vom Handy aus in Wertpapiere zu investieren. Hierfür gibt der Kunde Daten ein, die zum Erstellen eines Risikoprofils und einer Anlagestrategie nötig sind. Mehr muss der Kunde nicht tun.

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Trotz Automatisierung: Robo-Advisor unterscheiden sich

Freilich gilt auch für Robo-Advisor: Geldanlage ist nicht Geldanlage. Zum einen wird unterschieden zwischen Anbietern mit aktiven und passiven Strategien:

  • Bei aktiven Strategien wird das Vermögen kontinuierlich umverteilt trotz automatisierter Abläufe.
  • Hingegen wird bei passiven Strategien nur im Sinne einer ursprünglich gewählten Gewichtung umverteilt (sobald diese Gewichtung nicht mehr gesichert ist).

Auch gibt es Systeme, die nur in nachhaltige Anlagen investieren oder Systeme mit einer verschiedenen Zahl an Risiko-Profilen. Der breite Trend der Branche aber geht – gerade bei passiven Robo-Advisor – in Richtung Investment in börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Dies antwortet auch auf den Wunsch der Anbieter, Menschen zur Geldanlage per Handy zu motivieren, die ansonsten Berührungsängste mit der Börse haben.

Börsenjahr 2022: schlechtestes Börsenjahr seit 2008

Wie aktuelle Werte der Plattform brokervergleich.de zeigen, hat das Krisenjahr 2022 auch die Robo-Advisor nicht verschont. Das verwundert kaum: Ukraine-Krieg und Inflation setzten den Börsen zu. So verlor der Dax in 2022 mehr als 12 Prozent seines Wertes, nachdem er in 2021 noch 16 Prozent zulegte. Weit fataler – besonders mit Blick auf ETF-Investments – ist die Entwicklung des MDax (und damit die Entwicklung für den Index der mittelgroßen Werte): dieser verlor in 2022 sogar 28,5 Prozent seines Wertes.

Aber auch der Dow Jones verlor in 2022 gut 9 Prozent seines Wertes, der S&P 500 (der Index von 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen) verlor sogar rund 20 Prozent. Folglich, so pointiert das Portal „Der Aktionär“, gilt 2022 als schwächstes Börsenjahr seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008.

Kein einziger Robo-Advisor mit positivem Ergebnis

Dass ein solches Szenario nicht ohne Folgen für Robo-Advisor bleibt, die einen Großteil der Investments in Indexfonds tätigen, erklärt sich von selbst. Zahlen hierfür liefert das Portal brokervergleich.de – ein Angebot der Experten von Franke Media.

Schon seit 2015 haben die Experten Robo-Advisor einem Test mit Echtgeld unterzogen: Hierzu wurde bei allen Anbietern ein Depot eröffnet und Geld eingezahlt. Dies ermöglicht, die Entwicklung der Depots über einen längeren Zeitraum zu analysieren. Für 2022 zeigt der Echtgeld-Test: Nicht ein einziger Anbieter konnte in diesem Jahr eine positive Performance hinlegen.

Die besten Ergebnisse in 2022

Moderat ist noch der Verlust des Robo-Advisors comdirekt: hier ist ein Verlust von 6,2 Prozent des Wertes zu beklagen, wodurch comdirekt als einziger Anbieter unterhalb der zwei Vergleichs-Benchmarks bleibt (-7,3 Prozent Portfolio nach Kommer-Strategie 2015 und -14,0 Prozent für die Kombination aus 50 Prozent MSCI World Aktien und 50 Prozent Barclays Aggregate Bond). Der zweite Platz der Robo-Advisor geht 2022 an Gerd Kommer Kapital (mit -9,6 Prozent), dies knapp vor Minveo (mit -9,7 Prozent). Auch Smavesto kann noch ein einstelliges Minus des Depots vorweisen (durch -9,8 Prozent). Alle anderen Robo-Advisor sind mit ihrem Minus in 2022 zweistellig.

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Die schlechtesten Ergebnisse in 2022

Am Ende der Tabelle müssen sich vier Anbieter platzieren, die mehr als 15 Prozent ihres Wertes verloren. Betroffen sind:

  • vividam (-15,9 Prozent)
  • Warburg Navigator (-16,2 Prozent)
  • Fidelity (-16,8 Prozent)
  • Estably (-28,8 Prozent)

Langfristige Performance: Häufig im Plus

Der Echtgeld-Test der Experten von Franke Media wurde bereits 2015 begonnen, so dass auch die langfristige Entwicklung der Depots beobachtet werden kann. Trotz divergierender Ergebnisse sind viele Depots deutlich positiv: die beste rollierende Performance über vier Jahre hinweg kann zum Beispiel bevestor vorweisen mit einem Plus von 19,2 Prozent vor Ginmon mit einem Plus von 17,5 Prozent oder Robin mit einem Plus von 17,1 Prozent.

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Trotz dieser positiven Ergebnisse aber: Alle Robo-Advisor schneiden schlechter ab als die Benchmarks, die Franke Media als Vergleichsdepots heranzog:

  • Als Benchmark dient den Experten zum Ersten eine Kombination aus 50 Prozent MSCI World (Aktien) und 50 Prozent Barclays Aggregate Bonds (Anleihen). Hier zeigt die rollierende Performance über vier Jahre hinweg ein Plus von 25,1 Prozent.
  • Zweite Benchmark ist ein Portfolio gemäß der „Kommer-Strategie 2015“ – ein Weltportfolio, gemischt mit „risikofreiem“ Portfolioteil. Bei dem Portfolio nach Kommer zeigt die rollierende Performance über vier Jahre hinweg ein Plus von 22,6 Prozent.

Dennoch aber: Die Ergebnisse können sich sehen lassen

Wie aber ist das Abschneiden der Robo-Advisor in 2022 zu bewerten? Bedeutet ein Minus der Depots auch, dass Robo-Advisor nicht zu empfehlen sind? Das Gegenteil ist der Fall. Bedacht werden muss:

  • Das Jahr 2022 ist ein Krisenjahr, in 2021 hingegen erwirtschafteten alle Depots ein Plus.
  • Wichtig ist aber auch: um die Performance der Robo-Advisor zu bewerten, müssen Ergebnisse mit dem Ergebnis alternativer Anlageformen verglichen werden. Und hier zeigten einige Anlageformen weit größere Verwerfungen.
  • Dies muss auch im Spiegel der Vorteile der Robo-Advisor gesehen werden: geringe Gebühren, eine vollautomatisierte Geldanlage und die vergleichsweise breite Diversifikation.

Robo-Advisor: deutlich weniger volatile Ausschläge als gebeutelte Anlagen in 2022

So haben die Robo-Advisor deutlich weniger volatile Ausschläge als gebeutelte Anlagen in 2022 – dies zeigt beispielsweise der Vergleich mit dem massiven Wertverlust des chinesischen Indizes Hang Seng, der innerhalb der Testphase im Oktober 2022 über 37 Prozent an Wert verloren hat.

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Aber auch mit Blick auf einige gebeutelte Aktien schneiden Robo-Advisor in 2022 gar nicht so schlecht ab: so verlor die Apple-Aktie etwa 25 Prozent und der vermeintliche Börsenstar Tesla ganze 65 Prozent seines Wertes. Alle Ergebnisse der Tests sind auf dem Portal brokervergleich.de verfügbar.

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