Geldanlage an der Supermarktkasse? Mit dieser Idee starteten der Finanzdienstleister Quirion und der Handelskonzern Edeka im Oktober 2021 ein viel beachtetes Projekt. Direkt an der Kasse, wo sonst Süßigkeiten und Zigaretten um genussfreudige Kunden buhlen, sollten auch Gutscheinkarten des Robo-Advisors erhältlich sein. “Milch, Eier, Saft, ETFs… Beim Einkaufen lässt sich künftig in teilnehmenden EDEKA-Märkten einfach eine Geldanlage mitnehmen“, wurde das Projekt beworben. Die Message: Geldanlage sei so einfach wie Obst kaufen.

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Gegenüber Börse Online hat ein Quirion-Sprecher nun erstmals Zahlen genannt, wie das Angebot von Kundinnen und Kunden angenommen wurde. Demnach seien Gutscheine für ETFs „für einen mittleren sechsstelligen Euro-Betrag“ verkauft worden. Und auch, wenn die Zahl zunächst überschaubar scheint, sei man im Hause des Dienstleisters mit der Aktion „sehr zufrieden“, berichtet der Sprecher. Denn es geht eben nicht allein um die verkauften Karten im Supermarkt. Man habe über Edeka viele Neukunden gewinnen können, die ihr Anfangs-Investment „schnell mit weiteren Beträgen“ aufgestockt hätten, wird der Sprecher zitiert.

Das Projekt stieß auch auf Kritik. Der Tenor: eine Altersvorsorge sei beratungsintensiv und solle nicht an der Supermarkt-Kasse vertickt werden. Gegen dieses Argument aber wehrte sich Martin Daut, CEO der Quirion AG, in einem Interview mit Versicherungsbote. „Viel zu wenige Menschen nutzen die Chancen des Kapitalmarkts bei der Geldanlage. Und wenn sie es tun, dann viel zu oft in zu teuren und oder unpassenden Produkten, die ihnen nicht „beraten“, sondern „verkauft“ wurden - wie beispielsweise fondsgebundene Lebensversicherungen, bei denen ein Großteil des Ertrages für den listigen Vertrieb und den Mantel draufgeht. Letztlich bieten wir eine gute, günstige und unabhängige Geldanlage – mit einfachem Zugang an der Supermarktkasse“, sagte er diesem Magazin. So könnten sich Kundinnen und Kunden auch entscheiden, einen persönlichen Berater hinzuzuziehen.

Die Gutschein-Karten werden derzeit in drei Varianten angeboten: für 25, 50 und 100 Euro. Auf der Webseite von Quirion können diese dann gegen eine Geldanlage auf Basis von ETFs getauscht werden. Der Dienstleister gehört zur Quirin Privatbank, die sich auf Honorarberatung spezialisiert hat. Für die digitale Vermögensverwaltung berechnet der Dienstleister 0,48 Prozent per annum. Wird ein persönlicher Berater gewünscht, erhöhen sich die Kosten auf 0,88 Prozent jährlich. Hinzu kommen Produktkosten für die ETFs von durchschnittlich 0,17 Prozent.

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Edeka hat mittlerweile sein Angebot in Sachen Geldanlage ausgebaut: seit August 2022 finden Kunden an der Kasse auch Gutscheinkarten des Robo-Advisors Growney. Auch andere Supermärkte haben das Thema Geldanlage für sich entdeckt. REWE und Saturn bieten beispielsweise an, über Automaten Bargeld in Bitcoins zu tauschen. Partner ist hier das österreichische Start-up Kurant.

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