Die wirtschaftliche Situation der Versicherungsmaklerinnen und -Makler hat sich im Geschäftsjahr 2022 deutlich entspannt: Das zeigt das AfW-Vermittlerbarometer des Bundesverbandes Finanzdienstleistung. Im November und Dezember 2022 hat der Verband insgesamt 1.305 Vermittlerinnen und Vermittler befragt. Und im Vergleich zu den Vorjahren, als die Branche die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren bekam, konnten die Umfrageteilnehmer ihren Gewinn und Umsatz im Schnitt deutlich steigern.

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Erzielten die Maklerinnen und Makler im Jahr 2021 noch einen durchschnittlichen Gewinn nach Steuern von 64.100 Euro, so betrug er 2022 circa 75.000 Euro: ein sattes Plus von knapp 17,2 Prozent. Ihren durchschnittlichen Umsatz gaben die Vermittlerinnen und Vermittler für das Jahr mit 196.000 Euro an. Geht es der Maklerbranche also wieder deutlich besser? Hier lohnt ein genauer Blick auf die Details. Zum einen haben nun deutlich mehr Makler an der Umfrage teilgenommen, deren Gewinn oberhalb von 300.000 Euro lag, berichtet der AfW. Das kann die Ergebnisse verzerren. Zum anderen sei die wirtschaftlich bessere Situation auch eine Folge von Marktbereinigung: kleine Vermittlerbüros hätten aufgeben müssen oder seien von größeren Wettbewerbern aufgekauft worden.

„Die Entwicklung, dass kleine Vermittlerbüros aufgeben oder übernommen werden, spiegelt sich in diesen Zahlen wider. Durch die Schaffung größerer Einheiten und durch den Einsatz digitaler Technik kann die Effizienz gesteigert werden. Diese Digitalisierung verbessert Prozesse sowie die Kundenkommunikation, was zu Umsatzwachstum führt“, interpretiert AfW-Vorstand Rottenbacher die Zahlen aus dem Vermittlerbarometer.

AfW Vermittlerbarometer 2022

Weniger Makler mit sehr niedrigem Gewinn, mehr mit hohen Gewinnen

Diese Tendenz, dass kleinere Maklerbüros verschwinden oder geschluckt werden, zeigt sich auch beim konkreten Blick auf die Zahlen. So ist die Zahl der Maklerinnen und Makler zurückgegangen, die einen sehr niedrigen Gewinn erzielen. Im Jahr 2021 wiesen noch 30,2 Prozent der Befragten einen Gewinn bis maximal 25.000 Euro aus: fast jeder Dritte erzielte derart wenig. Im Jahr 2022 lag hingegen nur etwas mehr als jeder vierte Befragte in der niedrigen Einkommensgruppe (20,45 Prozent).

Dem entgegen ist der Anteil der Maklerinnen und Makler gegenüber der letztjährigen Umfrage gestiegen, die -im Vergleich zum Branchenschnitt- überproportional hohe Gewinne erzielen. Etwa jeder siebte Makler bzw. 14,42 Prozent lagen mit ihrem Gewinn jenseits der 150.000 Euro-Marke. 6,82 Prozent aller Befragten konnten sogar mehr als 200.000 Euro erzielen. Im Jahr 2021 hatten jedoch lediglich 8,82 Prozent der Teilnehmenden einen Gewinn von mehr als 150.000 Euro.

Gewinn (nach Steuern) der befragten Vermittler gestaffelt nach HöheAfW Vermittlerbarometer 2022

Die Auswertung der Daten zeige, dass 50 Prozent der Vermittlerinnen und Vermittler mit ihrem Gewinn unterhalb von 55.000 Euro liegen, kommentiert AfW-Vorstand Rottenbacher. Lediglich bei einem Viertel liege der Gewinn bei über 100.000 Euro. "So erfreulich der Anstieg des durchschnittlichen Gewinns auch ist, wenn bei 50 Prozent der Vermittlerinnen und Vermittler der Gewinn unter 55.000 Euro liegt, dann sind wir weit weg von einer Neiddiskussion und das ist eine wichtige Information in Richtung Politik - gerade in Zeiten, in denen über ein Provisionsverbot diskutiert wird. Berlin muss nicht regulatorisch eingreifen, um ungerechtfertigte Gewinne zu verhindern“, so Rottenbacher.

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Interessant ist auch die Auswertung nach Erlaubnisbereichen. Vermittlerinnen und Vermittler, die ausschließlich eine Erlaubnis nach § 34d GewO haben, erzielen im Schnitt einen Gewinn von 64.000 Euro. Diejenigen, die ausschließlich Finanzanlagen nach § 34f GewO vermitteln, erzielen 80.000 Euro durchschnittlichen Gewinn. Viele Vermittlerinnen und Vermittler halten jedoch beide Zulassungen - sie vermitteln Versicherungen und Finanzanlagen. Finanziell lohnt es sich folglich, auch das Thema Geldanlage in den Blick zu nehmen und sich nicht allein auf Versicherungen bzw. Versicherungsanlageprodukte zu beschränken.

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