Der Hurrikan „Ian“ war eine der schwersten Naturkatastrophen, die Nordamerika seit langer Zeit heimsuchten: 119 Menschen verloren ihr Leben, ganze Städte wurden verwüstet. Das bedeutet auch Milliardenlasten für die Munich Re, dem größten Rückversicherer der Welt.

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Wie der Konzern am Freitag mitteilte, schätzt der Vorstand den entstandenen Schaden für die Munich Re auf umgerechnet 1,6 Milliarden Euro - auch wenn diese Prognose mit großen Unsicherheiten behaftet sei. Forderungen, die der Versicherer selbst per Rückversicherung und Katastrophen-Anleihen abgesichert hat, seien hier bereits eingerechnet. Zuvor hatte bereits die Swiss Re, zweitgrößter Rückversicherer Europas, den eigenen Schaden durch „Ian“ auf gut 1,3 Milliarden Euro beziffert.

Konzern hält am Jahresziel von 3,3 Milliarden Euro fest

Trotz der enormen Schadensumme zeigt die Munich Re aber ein zufriedenstellendes Quartalsergebnis. Aufgrund einer anhaltend guten operativen Geschäftsentwicklung in allen Geschäftsbereichen rechne man mit einem Quartalsgewinn von 500.000 Euro, auch wenn der Quartalsabschluss noch nicht abgeschlossen sei, so berichten die Münchener. Hierzu trage auch ein positiver Einmaleffekt im Segment Leben/Gesundheit bei der Konzerntochter Ergo bei - ohne, dass der Pressetext hierzu weitere Details nennt.

Am angepeilten Jahresgewinn von rund 3,3 Milliarden Euro hält die Munich Re trotz der hohen Schäden fest. „Dieses Ziel wird nun aber deutlich schwerer zu erreichen sein und steht unter dem Vorbehalt der Realisierung derzeit erwarteter positiver Sondereffekte vor allem im Bereich der Kapitalanlage“, schreibt der Versicherer. Zudem dürfen im vierten Quartal keine weiteren außergewöhnlichen Großschäden auftreten, die das Ergebnis belasten.

Hurrikans gefährden regionale Versicherer

Der Hurrikan „Ian“ verwüstete Ende September unter anderem Küstenregionen in Florida, richtete aber auch in den Bundesstaaten North Carolina, Virginia sowie in Kuba schwere Schäden an. Er gilt als die schwerste Naturkatastrophe seid „Katrina“ im Jahr 2005, die aber rund 1.800 Menschen das Leben kostete. Der Wiederaufbau der zerstörten Städte werde noch Jahre dauern, berichten die lokalen Behörden. Die Schätzung der Schäden für die gesamte Versicherungswirtschaft gehen weit auseinander. Die Munich Re geht von Schadenskosten von ungefähr 60 Milliarden US-Dollar aus: herausgerechnet sind hierbei die Gelder, die vom staatlich organisierten National Flood Insurance Program (NFIP) getragen werden.

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Küstenregionen im Bundesstaat Florida werden immer wieder von Hurrikans heimgesucht. Gerade kleinere Versicherer, die stark regional engagiert sind, bringt das in Existenznöte. Bereits vor „Ian“ mussten in diesem Jahr sechs lokale Versicherer Insolvenz anmelden, wie die Zeitung palmbeachpost.com berichtet. Die lokale Aufsichtsbehörde Florida Office of Insurance Regulation (OIR) hat 27 weitere Anbieter unter strenger Beobachtung, weil sie um deren finanzielle Stabilität fürchtet. Zunehmend finden Hausbesitzer in der Region keinen bezahlbaren Versicherungsschutz: laut Insurance Information Institut (III) zahlen Hausbesitzer in Florida die dreifache Jahresrate des US-weiten Landesschnitts. In einigen Gebieten werde bereits gar kein Schutz mehr gewährt oder die Schadensummen seien stark gedeckelt.

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