Die Krankenkassen ächzen unter einem Milliardenloch - und das könnte einigen Anbietern das Genick brechen. Aktuell warnen die AOK Bayern und die DAK-Gesundheit davor, dass Kassen Insolvent werden könnten, wenn die Bundesregierung ihr angekündigtes Finanzstabilisierungsgesetz umsetzt. Der Grund: Rücklagen sollen auf 0,2 Monatsausgaben zurückgefahren werden.

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Das seien zu geringe Reserven, um unerwartete Belastungen abzufedern, kritisiert Irmgard Stippler, Vorstandschefin der AOK Bayern. „Wir fahren dann alle auf dem Reservetank, und es gibt darüber hinaus kein Vermögen, das Risiken ab­puffert“, sagt die Volkswirtin der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Den Kassen drohe dann Zahlungsverzug, etwa gegenüber Kliniken. „Dann können Situationen eintreten, wo die Versorgungssicherheit sehr schnell infrage gestellt ist.“

Auch Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit, sorgt sich um finanzielle Schieflagen. Es sei zu befürchten, „dass eine Vielzahl von Krankenkassen finanziell unter existenziellen Druck geraten könnte“. Hier müsse die Bundesregierung auch einkalkulieren, dass die hohe Inflation auf das Gesundheitswesen durchschlagen werde.

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Zuletzt hatte ein Gutachten des IGES-Institutes für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Demnach könnten Ukraine-Krieg und Energiekrise den Krankenkassen ein weit größeres Finanzloch reißen als bisher vermutet. Der Grund: eine mögliche Wirtschaftsrezession bekämen auch die gesetzlichen Krankenkassen schmerzlich zu spüren. Denn sie nehmen weniger Beitrag ein. Zu den 17 Milliarden Euro Fehlbetrag, die ohnehin laut Bundesregierung nächstes Jahr erwartet werden, droht ein weiterer Finanzbedarf von fünf Milliarden Euro, sollte das Bruttoinlandsprodukt um 2,2 Prozent einbrechen: was allerdings eine sehr pessimistische Prognose ist.

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