Die Umsatzerwartungen der Versicherungsbranche werden für das Jahr 2022 auf einen Umsatzzuwachs in Höhe von 8,1 Prozent prognostiziert. Damit liegt die Prognose deutlich unter den erwarteten Umsatzzahlen anderer Branchen. Optimistischer ist der Blick in das Jahr 2023, in dem im Branchendurchschnitt ein Umsatzzuwachs um 6,6 Prozent erwartet wird. Der höhere Umsatzzuwachs in anderen Branchen lässt sich nach Auffassung von Martin Müller, dem Insurance-Experten bei Horváth, einfach erklären. „Während die Versicherer relativ stabil“ durch die Corona-Krise gekommen sind, ist in anderen Branchen der Umsatz massiv eingebrochen. Diese Branchen sind nun bemüht, „Teile des Umsatzes wieder aufzuholen“, so Martin Müller. Und so kommt es, dass rund zwei Drittel der Topführungskräfte noch vergleichsweise positiv in die Zukunft schauen. Das gilt für das laufende Jahr und noch mehr für das Jahr 2023.

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Gegenstand der Studie „CxO Priorities“ war die spannende Frage nach den Herausforderungen der kommenden Jahre. Den Spitzenplatz belegt mit 95 Prozent weiterhin die digitale Transformation, gefolgt vor der Nachhaltigkeit, deren Wichtigkeit bei 83 Prozent liegt. Sie wird 2022 überrundet von der Cyber Security, deren Bedeutung branchenübergreifend bei 90 Prozent liegt. Es sind vor allem Industrieunternehmen, die die Bekämpfung und Prävention von Cyber-Angriffen als dringlichste Aufgabe sehen. Über alle Branchen hinweg haben nach der Studie Kosten- und Ergebnisstrukturen an Bedeutung gewonnen, während strategische Fragestellungen in den Hintergrund gerückt sind. Ralf Sauter, Studienleiter und Partner bei der Managementberatung Horváth, erklärt, dass die steigenden Cyberrisiken „ein negativer Effekt der digitalen Transformation“ sind, und dass das Risiko von Cyberattacken „mit zunehmender Vernetzung und intelligenter Steuerung“ steige.

Cybersicherheit und Digitalisierung im Fokus der Versicherungsbranche

Bereits seit 2019 hat die Digitalisierung höchste Priorität in der Versicherungsbranche, an der mit Nachdruck gearbeitet wird. Stand die Kundenschnittstelle in den vergangenen Jahren im Fokus, hat sich der Schwerpunkt der Digitalisierung auf die IT-Kernsysteme und auf Backoffice-Prozesse verlagert. Möglicherweise ist das eine Reaktion auf den absehbaren Fachkräftemangel, der sich auch in der Versicherungsbranche ausweitet. Gleiches gilt für die Cybersicherheit in der Versicherungsbranche, wobei die Hälfte der Versicherer dieses Handlungsfeld bereits mit Hochdruck bearbeitet. Schließlich geht es um nichts Geringeres als Kundendaten sowie um die Erfüllung regulatorischer Anforderungen, die ebenfalls enorm wichtig sind.

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Versicherungsbranche: Überarbeitung der Preis- und Erlösmodelle

Die Inflation geht auch an der Versicherungsbranche nicht spurlos vorüber. Und so gaben die befragten Vorstandsmitglieder an, dass der Preisanstieg aktuell höchste Priorität habe. Und so hat die Neuausrichtung der Preis- und Erlösmodelle im Vergleich zum Jahr 2021 an Bedeutung gewonnen. Noch im vergangenen Jahr sah rund die Hälfte der Befragten dieses Handlungsfeld als wichtiges Managementthema an, während die Zahl 2022 auf drei Viertel angestiegen ist. Das bedeutet, dass in der Versicherungsbranche mit inflationsbedingten Beitragsanpassungen zu rechnen ist. Das ist deshalb notwendig, um unter anderem „die gestiegenen Ausgaben für Leistungs- und Schadenaufwände auszugleichen“, die der „Haupttreiber für das absolute Prämienwachstum“ sind, so der Insurance Experte Martin Müller. Eine ähnliche Entwicklung erwarten das Produktfolio und die Kapitalanlagestrategien der Versicherer, die nach Angaben von rund 75 Prozent der Versicherer entsprechend angepasst werden sollen.

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