Als zweiten Grund nennt der Versicherer gestiegene Regulierungsvorgaben, ohne konkret zu benennen, welche. Im Pressestatement heißt es: „Wie bei allen Versicherungen können Auszahlungen nur durchgeführt werden, wenn alle erforderlichen Unterlagen in korrekter Form vorliegen und die vorgeschriebenen Prüfungen abgeschlossen sind. Das sind völlig normale Vorgänge, die bei allen Lebensversicherungen gelten. Hier beobachten wir zum Teil einen höheren Zeitbedarf, da zum Beispiel die Dokumentationspflichten angestiegen sind“. Doch auch diesbezüglich gibt es Kundenbeschwerden bei den Bewertungsportalen. Bereits eingereichte Unterlagen seien angeblich verschlampt worden, klagt etwa eine "Maria Huml".

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"Größte und komplexeste Initiative der Branche"

Viridium habe als Eigentümerin binnen 38 Monaten rund 250 Millionen Euro in Modernisierungsarbeiten investiert und trage die Kostenlast komplett selbst, heißt es weiter im Statement von Proxalto. Die Migration der insgesamt 2,2 Millionen Verträge sei "nach unserem Wissensstand die größte und komplexeste IT-Initiative, die in der Branche bislang durchgeführt wurde. Dabei wurden rund 400 Millionen Archivdokumente und mehr als 800 Tarife betrachtet sowie mehr als 100 Dokumenttypen überführt". Diese Zahlen würden die Dimension der technischen Herausforderung verdeutlichen.

Ein Teil des Pressestatements von Proxalto kann als Schlagseite gegen die gesamte Leben-Branche gesehen werden: und indirekt auch gegen die "alte" Generali. Denn der Versicherer schreibt: "Modernisierungen wie diese sind unumgänglich. Die Prozesse und IT-Plattformen vieler Lebensversicherungsbestände in Deutschland sind veraltet und sanierungsbedürftig. Dies treibt die Kosten zu Lasten der Versicherten in die Höhe. Dadurch sind die legitimen, langfristigen Ansprüche der Versicherten gefährdet". Wesentliche Teile der Branche hätten diese überfälligen Investitions- und Modernisierungsprojekte noch vor sich.

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Die Kritik könnte auch die Debatte über externe Run-offs neu entfachen. Eigentlich ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zuständig im Vorfeld zu prüfen, dass bei derartigen Transaktionen dem Kunden keine Nachteile entstehen. Wiederholt musste sich die Behörde in der Vergangenheit den Vorwurf gefallen lassen, zu lasch zu regulieren: etwa mit Blick auf den Wirecard-Skandal. BaFin-Chef Mark Branson hatte mehrfach angekündigt, hier künftig strenger hinsehen zu wollen.

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