Vertriebskosten einsparen: Das war ein wesentlicher Aspekt, weshalb die Allianz ihre Direktversicherungs-Tochter Allianz Direct auf die Reise schickte. Mit schlanken Prozessen und einfachen Produkten sollte weltweit der Online-Markt erobert werden. Umso erstaunlicher ist ein heutiger Pressetext, der darauf hindeutet, dass sich die Münchener ein Stück weit von diesem Modell entfernen. Denn die Allianz startet eine Partnerschaft mit Check24: auch, um über das Portal Versicherungen zu verkaufen. Zwar ist Check24 ebenfalls im Online-Geschäft tätig, aber als Versicherungsmakler registriert. Und erhält entsprechend eine Courtage für jede verkaufte Versicherung.

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Allianz Direct bietet ab September Auto-Policen über Check24 an

"Allianz Direct und Check24 starten eine strategische Partnerschaft in Deutschland und Spanien: Konsumenten in beiden Ländern wird es zukünftig möglich sein, auf die Produkte von Allianz Direct auf den Vergleichsportalen von Check24 zuzugreifen", heißt es hierzu in einem gemeinsamen Pressetext, den die Allianz am Freitag aussendete. Der erste gemeinsame Produkt-Start werde in der Kfz-Versicherung erfolgen. Ab September 2022 sollen die Tarife des blauen Riesen vollständig auf dem Vergleichsportal integriert sein.

Der Pressetext macht zugleich deutlich, dass es dabei nicht bleiben soll. Denn mit Blick auf Kfz-Policen ist von einem „ersten gemeinsamen Produkt-Start“ die Rede. Die Zusammenarbeit aber wollen beide vertiefen. Man wolle künftig „eng an der Weiterentwicklung zu einem rein digitalen Geschäftsmodell mit klarem Fokus auf preissensitive Kunden zusammenarbeiten“, heißt es.

„Unser gemeinsamer Fokus liegt auf einem 100 Prozent digitalen Geschäftsmodell mit modernster, API-basierter IT", positioniert sich hierzu Philipp Kroetz, CEO von Allianz Direct. Und weiter: "Gemeinsam mit Check24 wollen wir unsere Kunden durch reibungslose und einfache Self-Service-Prozesse und attraktive Preise begeistern. Die Partnerschaft mit Check24 ist ein wesentlicher Schritt auf unserem Weg, der beste Online Versicherer Europas zu werden.“ Entsprechend dürfte sich die gemeinsame Zusammenarbeit nicht allein auf den Verkauf von Versicherungen konzentrieren, sondern zum Beispiel auch die Arbeit an IT und Kundenschnittstellen einschließen.

Check24 ist als Versicherungsmakler eingetragen

Lange Zeit hatte die Allianz darauf verzichtet, die eigenen Verträge bei Vergleichsplattformen zu listen: und dies auch mit den hohen Kosten begründet. Denn gerade Online-Vergleicher lassen sich vermittelte Verträge in der Kfz-Versicherung gut mit Courtage entlohnen und verdienen an jedem vermittelten Vertrag mit. Eine Studie des Bundeskartellamtes kam 2018 zu dem Ergebnis, dass Versicherungs-Vergleichsportale mehr als 90 Prozent ihrer Umsätze über Provisionen bzw. Courtage generieren. Seit vier Jahren listet die Allianz allerdings ihre Auto-Tarife auch beim Wettbewerber Verivox.

Doch zuletzt lief es in der Kfz-Versicherung nicht optimal für die Allianz. Obwohl die Münchener hier die Marktführerschaft anstreben, müssen sie sich mit Blick auf die versicherten Autos deutlich dem Wettbewerber HUK-Coburg geschlagen geben. Seit 2011 führt der Versicherer aus dem Fränkischen das Feld an, gemessen an der Stückzahl hat kein Konkurrent mehr Autos versichert. Und auch im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte die HUK 450.000 Fahrzeuge hinzugewinnen, sodass man nun 13,4 Millionen im Bestand hat.

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Die Allianz stagniert bei geschätzt 9,1 Millionen Fahrzeugen, wobei die Zahlen für die Online-Tochter Allianz Direct nicht veröffentlicht werden. Aber in den letzten Jahren habe die Allianz Direct sogar Verträge verloren, so berichtete das Branchenmagazin „Versicherungsmonitor“ und berief sich auf Unternehmenskreise. Die Kooperation mit Check24 dürfte für Deutschlands größten Versicherer folglich auch ein neuer Angriff auf die Marktführerschaft sein.

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