Hintergrund: Wider Erwarten freut sich die Lebensversicherung über eine gleichbleibend hohe Nachfrage. Allerdings leidet das Neugeschäft gegen laufende Beiträge auffallend am Niedrigzins – was stattdessen boomt, ist das Neugeschäft gegen Einmalbeitrag.

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Während in 2004 das Neugeschäft gegen laufende Beiträge noch etwa gleich groß war wie das Neugeschäft gegen Einmalbeitrag, ist mittlerweile das Neugeschäft gegen Einmalbeitrag rund 7,5 mal höher (Versicherungsbote berichtete). Auffallend ist auch das Verhältnis bei den Marktführern: bei der Generali Deutschland beträgt das Geschäft gegen Einmalbeitrag in 2021 rund 72,49 Prozent des gesamten Neugeschäfts. Bei der R+V Leben beträgt das Geschäft gegen Einmalbeitrag 80,15 Prozent des gesamten Neugeschäfts. Und beim Marktführer Allianz beträgt das Neugeschäft gegen Einmalbeitrag sogar rund 93,44 Prozent des gesamten Neugeschäfts.

Trendverschiebung durch den Niedrig-Zins

Zwar gilt es, bei Gegenüberstellung solcher Zahlen zu bedenken: Bei Policen gegen Einmalbeitrag fällt die gesamte Prämiensumme sofort an, bei Verträgen gegen laufenden Beitrag erst nach und nach innerhalb mehrerer Jahre. Dennoch zeigen die Zahlen eine deutliche Trendverschiebung. Mehrere Faktoren können Policen gegen Einmalzahlung begünstigen:

  • So kommen zunehmend hochverzinste Altverträge gegen laufende Beiträge zur Auszahlung. Das Geld wird dann für eine Lebensversicherung gegen Einmalbeitrag verwendet, um dennoch weiterhin an garantierter Zinszahlung und Überschussbeteiligung zu partizipieren.
  • Trotz niedriger Renditen gelten die Produkte in Zeiten von Straf- und Minuszinsen als Alternative für risikoaverse Anleger gegenüber anderen Formen des Zinssparens.
  • Hinzu kommt der Wunsch der Absicherung gegenüber Altersarmut und gegenüber dem Langlebigkeitsrisiko.
  • Ebenso besteht bei den Produkten die Möglichkeit, als Baustein einen Hinterbliebenenschutz zu wählen (Versicherungsbote berichtete).

Die Entwicklung wird auch kritisch gesehen

Allerdings wird die Entwicklung hin zum Einmalgeschäft auch kritisch gesehen. Sprechen die Produkte doch eine Zielgruppe an, die "Risiken eingehen und auch mal den einen oder anderen Euro verjubeln" kann, wie mit Reinhard Klages der Redakteur des MAP-Report formuliert. Hingegen: Muss man mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 2.000 bis 4.000 Euro über die Runden kommen, ist man "weniger in der Lage, 50.000 Euro oder mehr als Einmalzahlung in seine Altersvorsorge zu stecken".

Dabei wäre "gerade in den niedrigen und mittleren Einkommensklassen risikoarme Vorsorge wichtig.“ Je mehr der Trend zum Einmalbeitrag geht, desto mehr könnten auch Einkommensgruppen von der Lebensversicherung ausgeschlossen werden (Versicherungsbote berichtete).

Versicherungsbote stellt die Wachstumschampions beim Einmalbeitrag vor

In der aktuellen Bildstrecke werden Wachstumschampions im Geschäft gegen Einmalbeitrag vorgestellt. Hierbei orientieren wir uns an der absoluten Höhe der Prämien. Alle Zahlen entstammen einer Analyse von Marc Surminski aus der ZfV. Der zugehörige Artikel erschien in der ZfV-Ausgabe 07/2022.

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Weitere Branchenzahlen zur Lebensversicherung haben wir unter einer neuen Rubrik zusammengestellt.