Die Munich Re konnte im Jahr 2021 ihr selbst gestecktes Gewinnziel leicht übertreffen und erzielte einen Nettogewinn von 2,9 Milliarden Euro. Das teilte der Versicherer am Mittwoch auf seiner Bilanz-Medienkonferenz mit. Ausgegeben waren als Zielmarke 2,8 Milliarden Euro, nachdem der weltgrößte Rückversicherer im Jahr zuvor „lediglich“ 1,2 Milliarden erlösen konnte. 2020 hatten vor allem Zahlungen infolge der Corona-Krise die Hälfte des Gewinns pulverisiert.

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Hurrikan Ida frisst 1,5 Milliarden

“Diesen Schwung und das günstige Marktumfeld werden wir konsequent nutzen und unseren Gewinn im laufenden Jahr auf 3,3 Milliarden Euro steigern“, kündigte Vorstandschef Joachim Wenning an. Doch ein leichtes Jahr war auch 2021 nicht. Im Rückversicherungs-Geschäft, das rund 2,33 Milliarden Euro zum Konzernergebnis beitrug, belasteten schwere Naturkatastrophen die Bilanz. Allein Hurrikan Ida, der im Spätsommer im Süden der USA und Staaten Mittelamerikas wütete, kostete die Münchener 1,5 Milliarden Euro: Es war der tödlichste und zerstörerischste Hurrikan seit Kathrina im Jahr 2005. Ida zerstörte zahlreiche Häuser, führte zu schweren Überschwemmungen und kostete 115 Menschen das Leben.

Die verheerende Flutkatastrophe durch Sturmtief „Bernd“ in Deutschland führte im Juli zu weiteren 500 Millionen Euro Schäden. Sterbefälle in Zusammenhang mit Covid-19 belasteten das Ergebnis mit insgesamt 785 Millionen Euro. Vor allem in den USA, Südafrika und Indien seien deutlich mehr Menschen gestorben als gewohnt. Die Corona-Schäden in der Schaden- und Unfallversicherung gingen dagegen auf 212 Millionen Euro zurück. Auch Cyberangriffe hätten zu hohen Schäden geführt, berichtet Munich Re.

Doch der Versicherer konnte die hohen Schadenskosten durch deutlich steigende Prämien-Einnahmen wieder wett machen. 59,6 Milliarden Euro nahmen die Münchener brutto ein: Das sind 8,5 Prozent mehr als im Vorjahr. So hätte die Pandemie und die Berichterstattung über Naturkatastrophen dazu geführt, dass die Nachfrage nach Versicherungs-Lösungen noch einmal gestiegen sei. Diesbezüglich geht der Versicherer auch im laufenden Geschäftsjahr von steigenden Prämien-Einnahmen aus. Im Januar 2022 habe man Rückversicherungs-Verträge neu verhandelt und das gezeichnete Geschäftsvolumen auf 14,8 Milliarden Euro gesteigert, berichtet der Versicherer: ein Plus von 14,5 Prozent. 2022 will die Munich Re 61 Milliarden Euro an Prämien erlösen.


Auch das Risikoprofil habe man optimiert, berichtet der Versicherer weiter. Soll heißen: höhere Prämien durchgesetzt und teure Risiken gestrichen. Erneuert worden sei rund die Hälfte des Schaden/Unfallversicherungsgeschäfts, mit den Schwerpunkten Europa, USA (im Wesentlichen ohne Hurrikan-Deckungen) und globales Geschäft. Im Mai und Juli will der Versicherer erneut mit Kundinnen und Kunden die Prämien verhandeln: für die Erneuerungsrunden erwartet der Versicherer „trotz zunehmenden Marktdrucks ein weiter positives Marktumfeld mit attraktiven Wachstumsmöglichkeiten“, wie es im Pressetext heißt.

Problemfall Geldanlage

Ein Bereich, der dem Versicherer Probleme bereitet, ist aber die Geldanlage. Die Munich Re verwaltet ein Portfolio von 240 Milliarden Euro: Geld, das in Zeiten dauerhaft niedriger Zinsen erst einmal angelegt sein will. Hier ist es vor allem eine Herausforderung, für auslaufende Wertpapiere gleichwertigen Ersatz zu finden: gerade für festverzinsliche Anlagen gerade praktisch nicht möglich. Das Kapitalanlageergebnis sank 2021 von 7,40 Milliarden Euro auf nun knapp 7,16 Milliarden Euro.

Zwar ist der Versicherer mit den Zahlen durchaus zufrieden. “Das Kapitalanlageergebnis entspricht insgesamt einer Rendite von 2,8 Prozent bezogen auf den durchschnittlichen Marktwert des Portfolios. Damit hat Munich Re ihr Ziel einer Rendite von mehr als 2,5 Prozent trotz des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes erreicht“, heißt es im Pressetext. Das Problem zeigt sich aber beim Blick auf neu angelegte Gelder. Hier konnte die Munich Re nur eine Rendite von 1,5 Prozent erzielen.

Ergo mit guten Zahlen

Erfreulich sind auch die Ergebnisse der Versicherungstochter Ergo. Die Düsseldorfer haben einen 605 Millionen Euro an Gewinn eingefahren: und damit das Ziel von 500 Millionen deutlich übertroffen.

2021 ist der Versicherer zudem erfolgreich gewachsen. Die Beitragseinnahmen stiegen in allen drei Segmenten, wobei im Segment Schaden/Unfall Deutschland ein außergewöhnlich gutes Beitragswachstum über Marktniveau erzielt werden konnte. Auf dem heimischen Markt verzeichnete die Ergo in diesem Segment einen Gewinn von 234 Millionen Euro (Vorjahr: 157 Millionen), getragen von einem trotz Großschäden sehr guten versicherungstechnischen Ergebnis und einem höheren Kapitalanlageergebnis. Die Schaden-/Kostenquote im heimischen Schaden- und Unfallgeschäft lag bei 92,4 Prozent. Das Segment Ergo International erreichte ein ein Ergebnis von 207 Millionen Euro, was weniger ist als im Vorjahr (230 Millionen).

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Das Segment Ergo Leben/Gesundheit Deutschland erzielte ein Ergebnis von 164 Millionen Euro (Vorjahr: 130 Millionen). Hier wirkten sich ein gutes versicherungstechnisches Ergebnis – getrieben durch Verbesserungen in Gesundheit und einen sehr guten Schadenverlauf bei Reise-Policen — sowie ein verbessertes Währungsergebnis positiv aus und konnten ein niedrigeres Kapitalanlageergebnis ausgleichen. In diesem Zusammenhang baute der Versicherer Kapitalanlagereserven bei Aktien auf. Das operative Ergebnis der Ergo betrug 822 Millionen Euro (Vorjahr: 1.002 Millionen), wobei ein niedrigeres Kapitalanlageergebnis den Ertrag drückte. Auch hier zeigen sich die Auswirkungen des niedrigen Zinses.

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