Im Juni 2016 hatte die Ergo ein erstes Sparprogramm aufgesetzt. Bis 2020 sollten operativ 540 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden. Auch, weil der Unternehmensumbau Investitionen erforderte, schrieb die Ergo damals rote Zahlen. Laut den Angaben des Versicherers wurde rund eine Milliarde Euro investiert. Gleichzeitig fielen viele Arbeitsplätze dem Programm zum Opfer.

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Seither konnte das Düsseldorfer Unternehmen wieder schwarze Zahlen schreiben. Allein im Jahr 2020 konnte der Gewinn noch einmal um 77 Millionen Euro auf 517 Millionen Euro gesteigert werden. Mit dem guten Ergebnis war auch das Sparprogramm beendet. "Ergo befindet sich nach dem gelungenen Abschluss des Strategieprogramms in der Erfolgsspur.", resümierte Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender der Konzernmutter Munich Re, damals.

Doch 'nach dem Strategieprogramm' heißt inzwischen oft 'vor dem Strategieprogramm'. So war es auch bei der Ergo. Denn bereits Ende letzten Jahres wurde das neue Strategieprogramm „Ambition 2025“ vorgestellt. „Wir wollen bis 2025 der führende digitale Versicherer werden“, erklärte Mark Klein, Chief Digital Officer bei Ergo, in einem Interview. Dabei sollen Technologien wie etwa Robotics und Künstliche Intelligenz helfen. Überdies sollen auch Techniken rund um Voice und Virtual Reality zum Einsatz kommen. Ziel sei es, die neuen Technologieanwendungen von Beginn an so zu bauen, dass diese auch Dritten als Dienstleistung as-a-Service angeboten werden können.

Ergo und verdi einigen sich auf sozialen Ordnungsrahmen

Nun vermeldet die Ergo eine Einigung mit der Gewerkschaft ver.di. Gemeinsam hätten sich beide Parteien erneut auf einen sozialen Ordnungsrahmen für das neue Sparprogramm geeinigt. Dieser solle die bisherige Vereinbarung aus dem Jahr 2018 ablösen und bis zum 31.12.2023 gelten. Das neue Papier werde unter anderem einen weitreichenden Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen, Standortschutz für die Verwaltungsstandorte in Deutschland, Schutz der Regionaldirektionsstruktur im Vertrieb sowie ein klares Bekenntnis zur Erstausbildung in Deutschland enthalten. Parallel erfolgte auch intern die Einigung und Bestätigung durch den Konzernbetriebsrat des Versicherungsunternehmens. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

„Ergo ist auf dem richtigen Weg. Wir wollen weiter zur Spitzengruppe der europäischen Versicherer aufschließen. Hierfür brauchen wir Investitionen in Wachstum und Innovation, aber auch Stabilität und Transparenz für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese heute unterzeichnete Vereinbarung mit ver.di wird maßgeblich dazu beitragen.“, sagt Markus Rieß, Vorstandsvorsitzender der Ergo Group.

Allerdings sollen alle Zusagen lediglich unter dem Vorbehalt gelten, dass wirtschaftliches Ergebnis und Kostenquote wie im Rahmen der Ambition 2025 festgelegt gleichermaßen erreicht würden. Der Schutz solle die Verwaltungsstandorte Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Mannheim, München und Nürnberg umfassen. Weiterhin würden die Einheiten des Ergo Kooperationsvertriebs, des Ergo Maklervertriebs am jeweiligen Verwaltungsstandort und die Betriebe des IT-Dienstleisters ITERGO einbezogen. Der Kündigungs- und Standortschutz gelte grundsätzlich auch für die Ausschließlichkeitsorganisation von Ergo. Ebenfalls solle die Anzahl der Regionaldirektionen, die die selbstständigen Ergo Berater betreuen, beibehalten werden.

Outsourcing und Ausbildung

Auch sollen Outsourcing-Maßnahmen bis Ende 2023 nur im Rahmen der durch natürliche Fluktuation und freiwillige Vereinbarungen, freiwerdende oder bereits unbesetzte Stellen durchgeführt werden. Für den Fall, dass einheitliche Arbeitspakete auf einen externen Dienstleister übertragen würden, solle dies mit vollständigem Erhalt der materiellen Besitzstände der übergehenden Beschäftigten erfolgen.

„Der vereinbarte Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und der Schutz der Verwaltungsstandorte sind wichtige Signale sowohl an die Kolleginnen und Kollegen als auch an uns.“, sagt Christoph Schmitz, Mitglied im Bundesvorstand von ver.di und Fachbereichsleiter Finanzdienstleistungen.

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Weiterhin wurden Regelungen für die künftigen Ausbildungszeiträume an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln und München getroffen. Demnach werde der Versicherer im Ausbildungsjahr 2022 mindestens 83 Auszubildende und im Ausbildungsjahr 2023 mindestens 93 Auszubildende einstellen.

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