Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg rät in einem Interview mit der „Zeit“ zum Abschluss einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung. „Früher war man über die gesetzliche Rente automatisch abgesichert, doch heute gilt das für alle nach 1961 Geborenen nicht mehr, man muss sich selbst kümmern. Da ungefähr jeder Vierte in seinem Leben irgendwann einmal berufsunfähig wird, ist so eine Versicherung eine gute Sache“, sagte sie dem Hamburger Blatt.

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Nicht nur für körperlich schwere Berufe wie Dachdecker sei ein solcher Schutz wichtig, sondern zum Beispiel auch für Akademiker, berichtet Klug. Auch sie könnten zum Beispiel an Krebs oder einer psychischen Störung erkranken. „Erkrankungen wie Krebs oder psychische Störungen treffen einen, egal welchen Beruf man hat“, sagt die Verbraucherschützerin.

Psyche Hauptgrund für neu bewilligte BU-Renten

Tatsächlich sind psychische Erkrankungen mittlerweile Hauptgrund für neu bewilligte Berufsunfähigkeits-Renten. Laut einer Analyse von Morgen & Morgen resultiert derzeit beinahe jeder dritte BU-Leistungsfall (31,88 Prozent) aus einer Nervenkrankheit. Mehr als jede fünfte BU-Rente (20,33 Prozent) wird aufgrund „Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates“ erteilt: Hier sind auch „klassische“ BU-Gründe enthalten, die aus einem körperlich anstrengenden Beruf resultieren: etwa, wenn die bei einem Fliesenleger die Knie verschleißt sind. Wegen Krebs und Tumoren werden 17,77 Prozent der neuen BU-Renten bewilligt.

Klug äußert zudem Kritik an der Praxis, dass einige Versicherer sich mit windigen Vergleichsangeboten vor hohen Rentenzahlungen drücken wollen. “Wir sehen immer wieder, dass Versicherer Einmalzahlungen anbieten, beispielsweise 10.000 Euro, die eine Versicherte auf einmal bekommen würde. Bei einer Einmalzahlung entfallen aber sämtliche weiteren Ansprüche, viel Geld meist. Wer beispielsweise eine Versicherungssumme von 2.000 Euro pro Monat abgesichert hat, erhält pro Jahr 24.000 Euro. Versicherungen versuchen mit Vergleichsvorschlägen die Leute abzuspeisen.“ Solche Angebote sollte man als Versicherter nicht annehmen, sondern stattdessen den Rat eines Anwalts suchen, warnt die Juristin.

BU-Renten oft zu niedrig

Zudem sollte darauf geachtet werden, dass eine ausreichend hohe Berufsunfähigkeits-Rente abgesichert wird, rät die Verbraucherschützerin: hoch genug, um den Lebensstandard zu halten. Die Rente sollte sich am Nettoeinkommen orientieren, in der Regel könne man bis zu 80 Prozent des Nettoeinkommens absichern.

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Tatsächlich zeigen Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), dass oftmals eine viel zu niedrige Rente vereinbart wurde. Im Jahr 2018 hatten nur 49 Prozent der BU-Versicherten eine Jahresrente von mehr als 10.000 Euro vereinbart: knapp 834 Euro im Monat. Mehr als die Hälfte lag darunter, teils deutlich. Eine Faustregel im Markt besagt, dass mindestens zwei Drittel des monatlichen Nettoeinkommens als monatliche Extra-Rente abgesichert sein sollten.

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