Sollen Ungeimpfte für ihren privaten Krankenversicherungs-Schutz künftig mehr Beitrag zahlen? Laut Norbert Rollinger, Chef der R+V-Versicherung, ist das unvermeidlich. "Als Versicherungsbranche werden wir früher oder später darüber nachdenken müssen, möglicherweise Tarife nach Impfstatus zu unterscheiden“, sagte der 57jährige dem Portal t-online.de.

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“Ich sage es einmal deutlich: Impfverweigerer zeigen ein sozial schädliches Verhalten – wenn es nicht gute medizinische Gründe gibt, die im Einzelfall gegen eine Impfung sprechen“, argumentiert Rollinger. Der Vorstand begründet dies mit dem individuell höheren Risiko zu erkranken. Das seien schließlich Kosten der Gemeinschaft: Wenn jemand wegen Corona auf der Intensivstation lande, sei das deutlich teurer als eine Impfung.

Vergleichbar mit Rauchen

Rollinger zieht eine Analogie mit dem Rauchen. Die privaten Krankenversicherer dürften bei ihren Tarifen auch zwischen Rauchern und Nichtrauchern unterscheiden: und eben unterschiedlich hohe Prämien berechnen. Wann teurere Tarife für Ungeimpfte kommen, hänge von der Frage ab, "wie lange sich die schweigende Mehrheit der Geimpften von den hartnäckigen Impfverweigerern noch auf der Nase herumtanzen lässt“, so der R+V-Chef.

Während Krankenkassen ihre Prämien in der Regel unabhängig vom gesundheitlichen Risiko erheben, ist das bei privaten Anbietern anders. Nicht nur die private Krankenversicherung, sondern auch zum Beispiel die Risikolebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung werden nach dem individuellen Kostenrisiko berechnet. Hierfür müssen die Versicherten im Antrag Gesundheitsfragen beantworten: und ehrlich alle Risiken angeben. Wer falsche Angaben macht, riskiert, dass der Versicherer aufgrund einer sogenannten vorvertraglichen Anzeigepflichtverletzung im Leistungsfall vom Vertrag zurücktreten kann.

Rollinger fordert "Agenda 2030"

Einen neuen Lockdown hält Rollinger hingegen für unrealistisch. „Die Menschen, die sich impfen lassen, werden es nicht mehr hinnehmen, dass wir das Land wieder lahmlegen“, sagt er. Grundsätzlich lenke die Impfdebatte von anderen -wichtigeren- Themen ab: Klimakrise, Digitalisierung und der Altersvorsorge. Deutschland brauche eine Agenda 2030, da er beobachte, dass die Erwartungshaltung an den Staat wieder größer werde und die Staatsschulden steigen: auch zulasten der Wettbewerbsfähigkeit, etwa mit China. Stattdessen brauche es mehr erfolgreiches Unternehmertum.

In den letzten Tagen wurde vermehrt darüber diskutiert, ob Ungeimpfte mehr Kosten tragen müssen, wenn sie an Corona erkranken. Erste Bundesländer überlegen, ob sie die Ersatzleistungen für jene Beschäftigte einzustellen, die ungeimpft in Quarantäne müssen. Bisher können sich Arbeitgeber für bis zu sechs Wochen eine Entschädigung in voller Höhe auszahlen lassen, wenn ein Mitarbeiter an Corona erkrankt und deshalb zuhause bleiben muss. Danach erhalten sie 67 Prozent - maximal 2016 Euro im Monat.

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Doch anders als zum Beispiel in den USA ist es den meisten deutschen Arbeitgebern nicht erlaubt, den Impfstatus der Beschäftigten abzufragen: eine Ausnahme gilt bisher nur in sensiblen Gesundheitsberufen. In den Staaten sind mittlerweile viele Firmen dazu übergegangen ihren Mitarbeitern eine Impfpflicht aufzuerlegen. Firmen wie Disney World, Walmart, Goldman Sachs oder United Airlines verlangen mittlerweile eine Impfung von allen Mitarbeitern, wie das „Handelsblatt“ berichtet.

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