Wer im Bereich der Pflegezusatzversicherung auf Zuwächse gehofft hat, wird im „Marktausblick zur privaten Krankenversicherung“ der Kölner enttäuscht. „Die Pflegezusatzversicherung dürfte sich angesichts der empfindlichen Beitragsanpassungen erneut schwer tun, einen nennenswerten Bestandszuwachs zu erzielen“, so Gerhard Reichl, Autor der Untersuchung und Fachkoordinator Krankenversicherung bei Assekurata.

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Tatsächlich stagnierte der Vertragsbestand in der Pflegezusatzversicherung im Geschäftsjahr 2020. Ursache dafür, so Assekurata, sei ein Neugeschäftsrückgang von 30 Prozent und ein Stornoanstieg von 70 Prozent jeweils gemessen in Monatssollbeiträgen. „Diese Entwicklung ist – neben der Absenkung des Rechnungszinses – ganz wesentlich auch auf die Verteuerung der Beiträge durch das zweite Pflegestärkungsgesetz, PSG II, zurückzuführen“, erläutert Gerhard Reichl. So stieg die Zahl der Leistungsempfänger in der sozialen und privaten Pflegepflichtversicherung von 2016 bis 2019 um knapp 45 Prozent von 2,94 Mio. auf 4,25 Mio. Euro und die Leistungsausgaben nahmen um rund 41 Prozent von 29,95 Mrd. auf 42,27 Mrd. Euro zu. In der privaten Pflegepflichtversicherung für Beamte werden die Beiträge deshalb zum 01. Juli 2021 erneut angehoben.

Beitragsanpassungen (BAP) waren auch in der Vollversicherung zu verzeichnen: „marktweit so stark […] wie seit 2010 nicht mehr“, so Reichl. „Im Durchschnitt der von uns gerateten Krankenversicherer erhöhten sich die Bestandsbeiträge im Beihilfesegment um 5,7 Prozent und im Nicht-Beihilfebereich um 7,7 Prozent.“

Keine Ruhe an der Beitragsfront

Daran wird sich so schnell nichts ändern, mahnt Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will: „Nachhaltige Ruhe an der Beitragsfront ist vorerst nicht in Sicht, schon allein aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase, die auch in den kommenden Jahren durch weitere Rechnungszinsabsenkungen für Beitragsanpassungen sorgen dürfte.“ Hinzu kommen die steigenden Pflegekosten und die für die nächste Legislaturperiode zu erwartende Reform der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). „Diese dürfte ähnlich wie die Novellierung der Gebührenordnung für Zahnärzte im Jahr 2012 mehr oder weniger starke Beitragserhöhungen für die Vollversicherten nach sich ziehen“, so Reiner Will.

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Vollversicherung: Bestandsverluste setzen sich fort

Ein Ausblick, der den Trend leichter Bestandsverluste in der Vollversicherung weiter forcieren könnte. Kleiner Lichtblick: Die Befürchtung, dass sich die Ausweitung des Hamburger Modells spürbar auf das Neugeschäft der PKVen auswirkt, bestätigte sich nicht. Zuletzt habe sich die Zahl der Neuzugänge im Beihilfesegment erhöht.

PKV: Leistungsausgaben nur leicht gestiegen

Während der Hochphase der Corona-Pandemie in Deutschland fiel die Zahl der Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte geringer aus als in anderen Jahren. Das wirkt sich auch bei den Leistungsausgaben in der Vollversicherung aus. So gehen die Kölner Analysten von Kostensteigerungen i.H.v. 2,9 Prozent aus. Das wäre deutlich moderater als 2018 und 2019. In beiden Jahren stiegen die Leistungsausgaben über 4 Prozent.

Ungleich massiver zeigten sich die Auswirkungen der Pandemie hingegen am Kapitalmarkt. So ging das Kapitalanlageergebnis von 9,5 Mrd. Euro auf circa 8,7 Mrd. Euro zurück, was einer Nettoverzinsung von knapp 2,9 Prozent entspricht, so Assekurata.

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Für eine Fortsetzung der Niedrigzinsphase sehen die Kölner Analysten die Branche gut gerüstet. Als Indiz dafür führte Assekurata die Solvenzquoten an. Diese fallen in der PKV ohne Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassung mit durchschnittlich 397 Prozent deutlich höher aus als in der Lebensversicherungssparte mit durchschnittlich gut 200 Prozent. Für deutliche Entlastung sorgt auch die Rechnungszins-Absenkung. Ohne diesen Schritt hätten die Zinsanforderungen 9,8 Mrd. Euro betragen - so belaufen sie sich auf 7,5 Mrd. Euro.

Insgesamt konnte die PKV im Geschäftsjahr 2020 ihr versicherungsgeschäftliches Ergebnis deutlich von 4,9 Mrd. € auf rund 5,7 Mrd. € steigern. Das, so Assekurata, dürfte sich auch 2021 fortsetzen. „Sofern die Kapitalanlageseite nicht erneut einbricht wie im Vorjahr“, so Reichl. Wachstumspotenzial sieht der KV-Experte in Budgettarifen der betrieblichen Krankenzusatzversicherung (bKV).

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