Hintergrund: Ein Mehr an Beiträgen in der Privaten Krankenversicherung (PKV) ist ein zweischneidiges Schwert. Denn dahinter steht keineswegs nur ein größerer Zulauf in die PKV, sondern dahinter stehen auch Beitragsanpassungen und Marktkorrekturen. So teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) im April dieses Jahres mit: Das Preisniveau für den privaten Krankenschutz hat sich 2020 deutlich verteuert – Beiträge erhöhten sich zwischen März 2020 und März 2021 um 5,3 Prozent (Versicherungsbote berichtete).

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Das begründet sich zum einen durch wachsende Kosten im Gesundheitswesen: gesetzliche Reformen, die zum Beispiel zu einem höheren Betreuungsschlüssel für klinisches Personal oder zu besserer Bezahlung führen, fordern auch beim Finanzpolster der Krankenversicherer ihren Tribut. Zudem leiden die Unternehmen unter dem Niedrigzins: Die eingenommenen Beiträge bringen kaum noch Zinsen ein, so dass es schwerer wird, Altersrückstellungen zu bilden. Die Versicherer müssen also folglich die Prämien erhöhen, um den geforderten Kapitalpuffer für das Alter anzusparen.

Auswirkungen der Situation zeigen sich bei den Deckungsquoten der Branche: Sowohl die durchschnittliche SCR-Bedeckung als auch die durchschnittliche MCR- Bedeckung sanken:

  • Die SCR-Bedeckung, die das Deckungskapital für eine simulierte 200-Jahres-Krise wiedergibt, sank von 538,7 Prozent in 2019 auf 477,2 Prozent in 2020.
  • Und die MCR-Bedeckung, die Eigenmittel für Verpflichtungen im „Normalzustand“ wiedergibt, sank von komfortablen 1.509,8 Prozent auf 1.404,4 Prozent.

Trotz der verschlechterten Quoten sind Krankenversicherer weit besser mit Eigenmitteln gepolstert als Lebensversicherer, deren durchschnittliche SCR-Bedeckung (ohne Volatilitätsanpassung und Übergangsmaßnahmen) bei durchschnittlich 203,9 Prozent in 2020 liegt. Wie bei den Lebensversicherern gibt es allerdings auch bei den Krankenversicherern eine breite Streuung der Ergebnisse. Zudem haben Krankenversicherer bessere Möglichkeiten, eine schlechte Risikosituation innerhalb und zwischen den Tarifwerken zu kompensieren, was sich positiv auf Durchschnittswerte auswirkt.

Und anders als den Lebensversicherern bleibt den Krankenversicherern immer noch der Weg der Beitragsanpassungen. Dass ein Großteil des Branchen-Plus auf solche Anpassungen zurückzuführen ist, darauf deutet eine Tatsache hin: Während verdiente Bruttobeiträge in 2020 um 4,8 Prozent zugenommen haben – von 40,89 Milliarden Euro auf 42,85 Milliarden Euro –, hat der Bestand an PKV-Vollversicherungen in 2020 sogar um 0,1 Prozent abgenommen.

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Die Bildstrecke stellt jene Versicherer vor, die 2020 ihre verdienten Bruttobeiträge am stärksten gegenüber 2019 steigern konnten. Allerdings ist an den Zahlen nicht ersichtlich, woran das lag und ob tatsächlich Beitragsanpassungen das Plus gegenüber dem Vorjahr begünstigten. Zu bedenken ist auch, dass höhere Kosten durch Corona ein solches Beitragsplus wieder aufzehren können. Die Zahlen sind dem neuen MAP-Report aus dem Hause Franke und Bornberg entnommen mit der Nummer 919 – Solvabilität im Vergleich 2011 bis 2020.