Die privaten Krankenversicherer haben im letzten Jahr ihre Prämien deutlich angehoben. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mitteilt, erhöhten sich die Beiträge in der privaten Krankenversicherung im März 2021 gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,3 Prozent. Damit habe das Preisniveau für den privaten Krankenschutz deutlicher verteuert als die durchschnittlichen Verbraucherpreise. Die haben im März nur 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt.

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Als mögliche Gründe für die Prämienanpassungen nennt das Statistische Bundesamt wachsende Kosten im Gesundheitswesen sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Unter anderem haben teure Reformen von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Kosten im Gesundheitssystem anwachsen lassen, etwa bessere Betreuungsschlüssel für klinisches Personal, um die Pflege in Krankenhäusern zu verbessern.

Niedrigzins belastet private Krankenversicherer

Doch auch der dauerhaft niedrige Zins am Kapitalmarkt belastet die Versicherer. Stark vereinfacht erzielen die Anbieter geringere Zinsen für ihre eingesammelten Beiträge. Das erschwert es auch, aus den Beiträgen Alterungsrückstellungen zu bilden. Die Versicherer müssen also folglich die Prämien erhöhen, um den geforderten Kapitalpuffer für das Alter anzusparen. Je weniger Zins erwirtschaftet wird, desto mehr muss das Geld für die zukünftigen Altersrückstellungen aus den laufenden Beiträgen bedient werden.

Mit dem Anstieg setzt sich laut der Statistikbehörde ein langfristiger Trend fort. Die durchschnittlichen Krankenversicherungs-Beiträge erhöhten sich demnach von Januar 2015 bis März 2021 überdurchschnittlich um 24,7 Prozent. Zum Vergleich: Die Verbraucherpreise haben im selben Zeitraum um „nur“ 9,1 Prozent zugelegt (siehe Grafik).


Doch auch gegenüber den Anpassungen der letzten beiden Jahre sei das aktuelle Prämienplus ungewöhnlich hoch. Der Anstieg um den Jahreswechsel in den Vorjahren betrug von Dezember 2019 auf Januar 2020 circa 2,6 Prozent und von Dezember 2018 auf Januar 2019 lediglich 1,7 Prozent.

Beitragssprünge auch bei gesetzlichen Versicherern

Steigende Prämien sind aktuell jedoch nicht allein Problem der privaten Krankenversicherer: Auch die gesetzlichen Krankenkassen kommen immer weniger mit ihren Beitrags-Einnahmen aus. Das Gesamtdefizit der Branche wuchs laut einem FAZ-Bericht 2020 um eine Milliarde Euro auf nun 2,5 Milliarden Euro, was ein Plus von etwa zwei Dritteln bedeutet.

Bereits zum Jahreswechsel 2020/21 verteuerte sich der Zusatzbeitrag für 37,3 Millionen Mitglieder, so geht aus Analysen des Mediendienstes Franke Media hervor. 42 von 102 Krankenkassen hoben ihre Beiträge an, darunter die mitgliederstärksten Anbieter Techniker Krankenkasse und Barmer. Gewichtet nach Mitgliederzahl stieg der durchschnittlich zu zahlende Zusatzbeitrag auf 1,28 Prozent vom Bruttolohn. Die Krankenkassen dürfen ihn zusätzlich zum allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent berechnen, wenn die Beiträge und Zuwendungen nicht ausreichen.

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Doch das ist nicht das erwartete Ende der Beitragssprünge. „Die Vermögen der Kassen werden im Laufe des Jahres weitestgehend aufgebraucht sein. Wenn nichts geschieht, besteht das Risiko, dass sich die Zusatzbeitragssätze für 2022 nahezu verdoppeln – aus heutiger Sicht auf rund 2,5 Prozentpunkte“, sagt Uwe Klemens, ehrenamtlicher Vorsitzender des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), im Januar laut einem Presse-Statement.

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