In Deutschland fußt die Altersvorsorge auf drei Säulen: die gesetzliche Rente als wichtigste Stütze, daneben die betriebliche und private Altersvorsorge. Um letztere zu unterstützen, werden seit dem Jahr 2001 Riester-Verträge durch Zulagen und Steuererleichterungen staatlich gefördert. Allein von 2002 bis 2017 ließ sich das die Bundesregierung rund 30 Milliarden Euro kosten. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht abschließend vor, da die Förderung zwei Jahre rückwirkend beantragt werden kann.

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55 Euro monatliche Rente

Doch nun zeigen aktuelle Zahlen von Union Investment, dass die bisher in der Auszahlungsphase befindlichen Riester-Renten weit weniger einbringen dürften, als die Bundesregierung kalkuliert hat. Die Frankfurter sind mit 1,8 Millionen Verträgen größter Anbieter von Riester-Fondssparplänen in Deutschland. Davon befinden sich rund 47.000 Kundinnen und Kunden in der Auszahlphase. Im Schnitt erhalten die Ruheständler 55 Euro Rente im Monat. Über die Daten berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ am Montag.

55 Euro Durchschnittsrente - Das dürfte kaum ausreichen, um Einkommensverluste durch das sinkende Rentenniveau bei der gesetzlichen Rente auszugleichen. Zusätzlich hätten sich rund 53.000 Sparerinnen und Sparer bei Union Investment ihr Riester-Guthaben als Kleinbetragsrente auf einmal auszahlen lassen. Auch das lässt aufhorchen: Möglich ist das, wenn die monatliche Rente weniger als 32,90 Euro im Monat betragen würde. Genaue Daten für die gesamte Branche fehlen: Wiederholt wurde kritisiert, dass die Bundesregierung viele statistische Daten nicht erhebt.

Bundesregierung rechnet noch mit Zinsertrag von vier Prozent

Zu bedenken ist hier allerdings, dass sich aktuell überwiegend Riester-Renten in der Auszahlungsphase befinden, die noch keine so lange Ansparzeit vorzuweisen haben. Doch skeptisch machen auch Prognosen der Bundesregierung, wie viel die Riester-Rente zukünftigen Sparerinnen und Sparern einbringen wird. Im aktuellen Rentenversicherungsbericht wird der langfristige Zins noch immer mit vier Prozent angegeben, berichtet die „Süddeutsche“.

"Bei dem Betrag von 55 Euro muss aber auch dazu gesagt werden, dass die meisten Sparer sich vorher 30 Prozent des Vermögens ausbezahlt haben lassen und dann nur die restliche Summe verrentet wird. Auch wurde vorher oft nicht die maximal mögliche Summe eingezahlt", teilte Union Investment dem Versicherungsboten mit.

Die Versicherer aber müssen bei Riester hohe Anteile der Kundengelder in festverzinsliche Anleihen stecken, um die Beitragsgarantie abzusichern. Da erscheint ein Zins von vier Prozent absolut unrealistisch. Umlaufrenditen festverzinslicher Wertpapiere liegen derzeit bei -0,3 Prozent: vier Prozent Zins dürften so kaum darstellbar sein. Im Gegenteil: Schon jetzt haben manche Versicherer Probleme, mit diesen Papieren genug zu erwirtschaften, um den Erhalt der Beiträge inklusive Zulagen zu gewährleisten.

Laut Prognosen der Bundesregierung soll die durchschnittlich ausgezahlte Riester-Rente 2021 bei 121 Euro liegen, 2025 bei 171 Euro und 2030 gar bei 252 Euro. Vorraussetzung für diese Werte ist, dass der Höchstbetrag in die private Altersvorsorge eingezahlt wurde: und, wie bereits geschildert, die Riester-Versicherer einen sehr hohen Zins erwirtschaften.

Versicherer fordern Wegfall der Beitragsgarantie

Ein Ausweg aus der Zins-Misere wäre, wenn die Versicherer die eingesammelten Beiträge risikofreudiger am Kapitalmarkt anlegen dürften. „Das Festhalten an der 100-prozentigen Beitragsgarantie ist im Niedrigzinsumfeld eine enorme Herausforderung für die Unternehmen und bringt die Sparer um Renditechancen“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Asmussen fordert, dass die Versicherer nur noch eine Garantie von 80 Prozent -statt wie bisher 100- bei Riester gewährleisten müssen. Sinke der Höchstrechnungszins im kommenden Jahr von 0,9 auf 0,25 Prozent, bedeute dies eine „De-facto-Beerdigung der Riester-Rente“, wenn die Garantie nicht korrigiert werde, warnt der Versicherer-Funktionär.

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Selbst bei Riester-Fondssparplänen, wie sie Union Investment anbietet, steckt nicht wirklich drin, was drauf steht. Denn auch diese Anbieter müssen die Beitragsgarantie absichern. Bereits eine Studie der Frankfurt School of Finance hatte 2016 gezeigt, dass mehr als zwei Drittel der Gelder in festverzinslichen Anlagen stecken, zum Beispiel in Staatsanleihen. Der Aktientopf ist also sehr klein. Fonds steht drauf, ist aber nicht drin.

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