Als der digitale Krankenversicherer Ottonova 2017 an den Start ging, sorgte das in der Branche für viel Aufsehen. Nicht von ungefähr, haben sich die Münchener doch ein sehr anspruchsvolles Feld ausgesucht. Private Krankenversicherungen, ein normalerweise hoch komplexes und beratungsintensives Produkt, sollte per Mausklick den Kundinnen und Kunden im Direktvertrieb angeboten werden. „Die Krankenversicherung, die einfach macht“, so der Slogan.

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Doch der Start der Münchener gestaltete sich mehr als holprig. Nach dem ersten Jahr Geschäftstätigkeit konnte man kaum mehr als 31.000 Euro an Prämie einsammeln und zählte weniger als 1.000 Kundinnen und Kunden. Es zeichnete sich ab, dass der Markt der privaten Krankenversicherung nicht so einfach zu erobern sein würde. Kein Wunder, haben es hier neue Marktakteure doch besonders schwer: der Krankenversicherungs-Schutz soll im Zweifel das ganze Leben halten, das erfordert eine Vertrauensbasis. Da haben es die etablierten Namen einfacher.

Ottonova sammelte 2020 über neun Millionen Euro Prämien ein

Doch langsam scheint der neue Versicherer Fahrt aufzunehmen. 2020 konnte Ottonova 9,045 Millionen Euro an Bruttobeitrag einnehmen, wie aus dem aktuellen Geschäftsbericht hervorgeht. Das ist dreimal so viel wie im Jahr zuvor. Wenn auch das Verhältnis von Prämieneinnahmen und Aufwendungen für Versicherungsfälle noch immer unvorteilhaft ist: 4,548 Millionen Euro gab Ottonova für Leistungsfälle aus. Das ist etwa jeder zweite Euro. Unter dem Strich steht ein versicherungstechnisches Ergebnis von -3,117 Millionen Euro, was 32 Prozent mehr ist als noch im Vorjahr (-2,358 Millionen).

Auch unter der Coronakrise litt der Versicherer mit Blick auf die Leistungsausgaben weniger stark als andere private Krankenversicherer. Der Grund: als Onlineversicherer lockt man vor allem eine junge Zielgruppe an. „Das Risikoprofil des Unternehmens hat sich durch die Pandemie nicht wesentlich verändert: Die Kundinnen und Kunden der Ottonova Krankenversicherung sind aufgrund der kurzen Zeit am Markt relativ jung und gesund. Personen, die zur Risikogruppe gehören, sind daher nur sehr wenige im Portfolio“, heißt es hierzu im Geschäftsbericht.

Auffallend sind aber die noch immer hohen Kosten, die der Versicherer an anderer Stelle ausgeben muss. Sind auch die Verwaltungskosten mit 413.000 Euro überschaubar, so fällt auf, dass weitere 4,26 Millionen Euro für sogenannte „Abschlussaufwendungen“ gezahlt werden müssen. Das sind immerhin 47 Prozent des eingesammelten Bruttobeitrags. Hierunter fallen Aufwendungen etwa für Marketing, Provisionen für Tippgeber oder die Risikoprüfung der Kunden. Ottonova hatte gerade zu Beginn damit geworben, Nettotarife anzubieten: „also Tarife ohne Provisionen für Vermittler“. Hier hätten Provisionen für Tippgeber, die sehr hoch ausfallen können, zumindest ein Gschmäckle.

Kooperationen mit anderen Unternehmen

Wie das Onlineportal financefwd.com am Mittwoch berichtete, setzt Ottonova nun auch verstärkt auf Produktpartner: und will seine Policen per B2B-Geschäft auch über andere Firmen vertreiben. Hierfür sollen Partner künftig White-Label-Angebote über Schnittstellen integrieren und unter eigenem Namen verkaufen können. Dadurch solle das Wachstum beschleunigt werden.

Weitere Details habe der Versicherer nicht genannt. Doch das Finanzportal berichtet, dass das InsurTech Getsafe aktuell eine Zahnzusatz-Police anbietet, die auf Ottonova als Risikoträger bzw. Erstversicherer verweist.

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Ganz neu sind Kooperationen beim jungen Versicherer aber nicht. Neben der Zusammenarbeit mit dem Maklerpool Blau direkt und der Listung beim Vergleichsportal Check24 wurde Anfang 2019 ein Joint Venture mit der Global Side Group aus München gestartet.

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