Das Ratinghaus Franke & Bornberg mit Sitz in Hannover hat einige BU-Versicherer genauer unter die Lupe genommen. Konkret sind es vier Versicherer, die sich dem Prüfverfahren gestellt haben: Ergo, Generali, HDI und Nürnberger. In der Auswertung aus dem Jahr 2019 waren es noch sechs Unternehmen. Damals hatten sich auch die Allianz und die Swiss Life untersuchen lassen. Der Münchener Versicherungsriese hatte erstmalig an dem BU-Unternehmensrating teilgenommen und ist im aktuellen Prüfungslauf nicht mehr vertreten. In der Überprüfung aus dem Jahr 2017 war das Teilnehmerfeld mit sieben Versicherern sogar noch breiter aufgestellt. Damals hatten sich auch die Stuttgarter und die Zurich dem Verfahren unterzogen.

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Warum sich nur ein Bruchteil der Anbieter dem Rating unterzieht, ist nicht bekannt. "Die kritische Analyse und der unabhängige Vergleich mit Wettbewerbern bilden denn auch die Hauptmotivation zur Teilnahme.", wird in der Pressemitteilung als wichtiges Argument für eine Teilnahme hervorgehoben. Indirekt könnten Leser aus diesem Satz schließen, dass sich die restlichen Anbieter der kritischen Analyse und dem unabhängige Vergleich eben nicht stellen wollen.

Vier BU-Versicherer = vier Bestnoten

Das Ergebnis der schmalen Teilnehmergruppe ist denn auch sehr rosig: Vier BU-Versicherer und damit alle geprüften Unternehmen schlossen mit einem FFF und damit einem „hervorragenden“ Ergebnis ab. Ob derartige Ratings wirklich Orientierung geben können oder nur Marketing-Zwecken dienen, ist an dieser Stelle eine berechtigte Frage. Die große Anzahl und die Art von Ratings zu Versicherungen haben wir schon mehrfach kritisiert. Die Teilnahme der vier Unternehmen spricht dafür, dass sie um eine gewisse Transparenz bemüht sind. Gleichwohl wäre ein größerer Teilnehmerkreis wünschenswert. Zudem könnten derartige Tests auch für eine Weiterentwicklung der Produkte und Prozesse sorgen. Dies sieht auch das Ratinghaus so: "Regelmäßige Teilnahme verbessert die Performance.", unterstreicht Franke & Bornberg. Ergebnisse des Ratings sind auf den Seiten der Agentur abrufbar.

So wurde getestet

Anders als bei klassischen Ratings seien auch Fragenkataloge sowie Stichproben in verschiedenen Prozessen der Gesellschaften in die Auswertung eingeflossen. So seien unter anderem auch öffentliche Informationen wie Geschäfts- und Solvenzberichte berücksichtigt als auch nicht-öffentliche Daten wie beispielsweise die Schadenquote mit einbezogen worden. Die Ergebnisse flossen schließlich in drei Bewertungsbereiche:

  • Kundenorientierung in der Angebots- und Antragsphase
  • Kundenorientierung in der Leistungsregulierung
  • Stabilität des BU-Geschäfts

Die Stabilität des BU-Geschäfts war hierbei der wichtigste Bereich, der mit 50 Prozent für das Rating gewichtet wurde. Bewertet wurden die Stabilität in den Bereichen Bestand, Controlling, Leistungs- und Risikoprüfung. Dieser Teil des Unternehmensratings sei in diesem Jahr grundlegend überarbeitet worden, heißt es in einer Unternehmensmeldung. So würde nun auch die Nachhaltigkeit der Prämienkalkulation mit in die Ergebnisse einfließen. Auch seien die relevanten Kennzahlen erweitert und die Bewertung neu justiert worden.

Zudem ging mit 25 Prozent der Bewertung die Kundenorientierung in der Antragsphase ein. Hier werden unter anderem verständliche und eindeutige Gesundheitsfragen, bedarfsgerechte Absicherung sowie die Qualität der Antragsbearbeitung bewertet. Wird beispielsweise ein Antrag erst angenommen, wenn alle relevanten Informationen vorliegen? Und ist die Versicherungsleistung bedarfsgerecht und sichert den Lebensstandard des Versicherten trotz Eintritt des Versicherungsfalls? Insbesondere in der Antragsphase hätten die Gesellschaften gegenüber dem Vorjahr Punkte hinzugewonnen. Hier habe vor allem die Generali Boden gutmachen können.

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Mit weiteren 25 Prozent ging die Kundenorientierung in der Leistungsregulierung in das Ranking ein. Bei diesem Kriterium zählen unter anderem Reaktions- und Regulierungsdauern, Unterstützung von Anspruchstellern, Befristungen, abstrakte Verweisungen sowie Rücktritte und Anfechtungen.Auch wurde nach der Unterstützung des Kunden gefragt – zum Beispiel, ob der Kunde zusätzliche Maßnahmen wie zum Beispiel einen Reha-Dienst erhält. Auch wurde untersucht, wie zügig Leistungsverpflichtungen geprüft werden und ob Anerkennungs- oder auch Ablehnungsschreiben verständlich aufgebaut und formuliert sind. Im Bereich der „Kundenorientierung in der Leistungsregulierung“ seien insbesondere Nürnberger und HDI deutlich vorangekommen.

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