Das Ratinghaus Franke & Bornberg mit Sitz in Hannover hat einige BU-Versicherer genauer unter die Lupe genommen. Konkret sind es vier Versicherer, die sich dem Prüfverfahren gestellt haben: Ergo, Generali, HDI und Nürnberger. In der Auswertung aus dem Jahr 2019 waren es noch sechs Unternehmen. Damals hatten sich auch die Allianz und die Swiss Life untersuchen lassen. Im Prüfungslauf aus dem Jahr 2017 war das Teilnehmerfeld mit sieben Versicherern sogar noch breiter aufgestellt. Damals hatten sich auch die Stuttgarter und die Zurich dem Verfahren unterzogen.

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Warum sich nur ein Bruchteil der Anbieter dem Rating unterzieht, ist nicht bekannt. In den vergangenen Jahren nannten die Studienmacher die "kritische Analyse und der unabhängige Vergleich mit Wettbewerbern" als "Hauptmotivation zur Teilnahme.". Die Teilnahme bleibt aber freiwillig. Indirekt könnten Leser aus diesem Satz schließen, dass sich die restlichen Anbieter der kritischen Analyse und dem unabhängige Vergleich eben nicht stellen wollen.

„Die Teilnehmer müssen absolute Transparenz in den Unternehmensbereichen zeigen und auch interne Unterlagen und Berichte offenlegen. Die Bereitschaft, einen so tiefen Einblick zu gewähren, ist bei vielen Versicherern nicht gerade groß.“, erklärt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg. Die aktuellen Teilnehmer sind schon seit vielen Jahren dabei. Die Anforderungen an die Kandidaten sind deshalb umso höher. „Von den Unternehmen erwarten wir eine kontinuierliche Weiterentwicklung“, so Franke, „und das auf Basis des bereits erreichten hohen Leistungsniveaus.“

Vier BU-Versicherer = vier Bestnoten

Das Ergebnis der schmalen Teilnehmergruppe ist denn auch sehr rosig: Vier BU-Versicherer und damit alle geprüften Unternehmen schlossen mit einem FFF+ und damit einem „hervorragenden“ Ergebnis ab. Ob derartige Ratings wirklich Orientierung geben können oder nur Marketing-Zwecken dienen, ist an dieser Stelle eine berechtigte Frage. Die große Anzahl und die Art von Ratings zu Versicherungen haben wir schon mehrfach kritisiert. Die Teilnahme der vier Unternehmen spricht dafür, dass sie um eine gewisse Transparenz bemüht sind. Gleichwohl wäre ein größerer Teilnehmerkreis wünschenswert. Zudem könnten derartige Tests auch für eine Weiterentwicklung der Produkte und Prozesse sorgen. Ergebnisse des Ratings sind auf den Seiten der Agentur abrufbar.

So wurde getestet

Anders als bei klassischen Ratings seien auch Fragenkataloge sowie Stichproben in verschiedenen Prozessen der Gesellschaften in die Auswertung eingeflossen. So seien unter anderem auch öffentliche Informationen wie Geschäfts- und Solvenzberichte berücksichtigt als auch nicht-öffentliche Daten wie beispielsweise die Schadenquote mit einbezogen worden. Die Ergebnisse flossen schließlich in drei Bewertungsbereiche:

  • Kundenorientierung in der Angebots- und Antragsphase
  • Kundenorientierung in der Leistungsregulierung
  • Stabilität des BU-Geschäfts

Die Stabilität des BU-Geschäfts war hierbei der wichtigste Bereich, der mit 50 Prozent für das Rating gewichtet wurde. Bewertet wurden die Stabilität in den Bereichen Bestand, Controlling, Leistungs- und Risikoprüfung. In diesem Bereich des Ratings hätten sich alle Unternehmen verbessern können, konstatieren die Prüfer und zeigen gleich mögliche Wege auf, um Fehlentwicklungen entgegenzuwirken: Hierbei helfe eine verantwortungsvolle Risikoprüfung, begleitet von umfangreichen Controlling-Maßnahmen, Augenmaß bei der Tarifkalkulation sowie angemessene Zeichnungsgrenzen im Neugeschäft seien hier wichtige Bausteine.

Zudem ging mit 25 Prozent der Bewertung die Kundenorientierung in der Antragsphase ein. Hier werden unter anderem verständliche und eindeutige Gesundheitsfragen, bedarfsgerechte Absicherung sowie die Qualität der Antragsbearbeitung bewertet. Wird beispielsweise ein Antrag erst angenommen, wenn alle relevanten Informationen vorliegen? Und ist die Versicherungsleistung bedarfsgerecht und sichert den Lebensstandard des Versicherten trotz Eintritt des Versicherungsfalls? Aber auch die Prävention wird sich inzwischen angeschaut. Hier geht es zum einen darum Anzeigepflichtverletzungen zu vermeiden. Ebenso stehen mittlerweile Beratungsangebote zu Erkrankungen und Therapien sowie ärztliche Zweitmeinungen zur Verfügung. Derartige Angebote sollen dabei helfen, dass es im besten Fall überhaupt nicht zu einer Berufsunfähigkeit kommt.

Mit weiteren 25 Prozent ging die Kundenorientierung in der Leistungsregulierung in das Ranking ein. Bei diesem Kriterium zählen unter anderem Reaktions- und Regulierungsdauer, Unterstützung von Anspruchstellern, Befristungen, abstrakte Verweisungen sowie Rücktritte und Anfechtungen. Auch wurde nach der Unterstützung des Kunden gefragt – zum Beispiel, ob der Kunde zusätzliche Maßnahmen wie zum Beispiel einen Reha-Dienst erhält. Auch wurde untersucht, wie zügig Leistungsverpflichtungen geprüft werden und ob Anerkennungs- oder auch Ablehnungsschreiben verständlich aufgebaut und formuliert sind.

In diesem Bereich habe sich in den vergangenen Jahren ebenfalls viel getan. Während der rechtssichere Kontakt mit dem Kunden früher per Brief geführt wurde und resultierend daraus sehr lange Regulierungszeiträume die Folge waren, würden nun viele Arbeitsschritte häufiger direkt telefonisch erfolgen. Verprobt würden auch digitale Wege über Chats oder Kundenportale. Hemmschuh für derartige Ansätze sei jedoch oft Aufgrund der Datenschutz. Durch dessen hohe Anforderungen seien hier bisher nicht alle Potentiale voll ausgeschöpft worden.

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Hinweis in eigener Sache:

In Kooperation mit dem Leipziger Software-Hersteller Inveda.net GmbH bietet Versicherungsbote einen BU-Vergleich an. Er dient der schnellen Orientierung und soll Beratungsanlässe stiften.

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