Das Ratinhaus Assekurata hat zum 19. Mal Altersvorsorgeverträge unter die Lupe genommen. Dazu seien 47 Versicherer mit einem Marktanteil von 69 Prozent durchleuchtet worden. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie machen auch der Branche zu schaffen und ließen die Kapitalmarktzinsenim vergangenen Jahr weiter absinken. „Die Aussicht auf wieder steigende Zinserträge rückt so in immer weitere Ferne“, sagte Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur.

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Im Marktdurchschnitt liege die laufende Verzinsung für 2021 bei 2,65 Prozent. Damit sank der Wert wie schon im Vorjahr um genau 0,09 Prozentpunkt. Der Trend kommt nicht ganz überraschend. Schließlich musste mit der Allianz selbst der Platzhirsch die Zinsen um 0,2 Prozentpunkte auf 2,30 Prozent stutzen. Die Münchener hatten schon die Überschüsse schon 2020 kürzen müssen und hatten zuletzt für Aufsehen gesorgt, weil der Rentenfaktor bei Policen von rund 750.000 Kunden herabgesetzt wurde.

Den aktuell besten Wert halten die Versicherer Athora, Ideal und Entis (ehemals Protektor) mit jeweils 3,0 Prozent. Die niedrigsten Werte der Branche liegen aktuell unter 2,0 Prozent - teilweise sogar deutlich. So haben gleich 23 Tarife eine Verzinsung mit einer eins vor dem Komma. 2020 waren es noch zehn Tarife. Zu den Schlusslichtern der Wertung zählen Proxalto, Debeka und R+V Lebensversicherung a.G. mit jeweils 1,25 Prozent. Darauf folgen Öffentliche Berlin Brandenburg (1,50 Prozent), WWK (1,60 Prozent), Barmenia (1,65 Prozent) und Stuttgarter (1,70 Prozent).

Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Unternehmen mit einer klassischen privaten Rentenversicherungen diesmal deutlich. Nur noch 16 Versicherer würden aktuell eine klassische Renten-Policen mit einem lebenslangem Garantiezins von 0,90 Prozent offerieren. 2020 waren es noch 30 Gesellschaften. „Die traditionelle Klassik ist ein Auslaufmodell“, konstatierte Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Rating-Agentur. Stattdessen setzen weite Teile des Marktes auf Produkte mit herabgesetzten oder sogar vollständig abgeschafften Garantien. Die Garantien jener Produkte lägen oft bei 0,5 Prozent oder sogar nur bei 0,25 Prozent. „Durch die kapitaleffizientere Gestaltung soll der Kunde eine höhere Überschussbeteiligung erhalten“, erläuterte Lars Heermann.

Im Herbst 2020 hatte sich die Allianz sogar komplett von hundertprozentigen Garantien im Neugeschäft verabschiedet. Von den 26 Unternehmen, die mit einem neuen klassischen Tarif an der Studie teilgenommen haben, würden fünf eine anteilige und neun keine Beitragsgarantie mehr anbieten. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor. Trotz reduzierter Garantien sinkt auch bei Policen der neuen Klassik die laufende Verzinsung auf 2,28 Prozent (2,13 Prozent). Über alle Tarifarten und -generationen liegt der Wert bei 2,65 Prozent (2,74 Prozent).

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In Anbetracht der reduzierten Beitragsgarantien weist inzwischen jedoch ein Drittel der Tarife eine negative garantierte Beitragsrendite auf, konstatieren die Studienmacher. Diese pendele sich im Schnitt bei -0,24 Prozent ein. Und: Neben der Ansparphase verringern sich auch die Leistungsversprechen für die Auszahlungsphase der Verträge, wenn Kunden in den Rentenbezug übergehen. Dies lasse sich gut an der garantierten monatlichen Mindestrente ablesen, welche die Anbieter für einen neuen klassischen Mustervertrag mit einem Jahresbeitrag von 1.200 € und 35 Jahren Laufzeit gewähren. Hier liege die garantierte Rente im Marktdurchschnitt bei aktuell knapp 106 Euro. Vor zwei Jahren sagten die Lebensversicherer im Schnitt noch knapp acht Euro mehr an Monatsrente verbindlich zu. „Auch an der Rentenhöhe wird deutlich, dass sich das Risiko ein Stück weit mehr auf die Kunden verlagert, weil der garantierte Anteil geringer ausfällt“, schlussfolgerte Dr. Reiner Will. „Umso wichtiger ist die Aussicht auf Über-schüsse jenseits der Garantie, die aber der Höhe nach unverbindlich sind.“

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