Das Ratinhaus Assekurata hat zum 21. Mal Altersvorsorgeverträge unter die Lupe genommen. Dazu seien 43 Versicherer mit einem Marktanteil von 70 Prozent durchleuchtet worden. Damit hat sich der Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr leicht vermindert. Im vergangenen Jahr waren noch 46 Anbieter mit einem Marktanteil von etwa 73 Prozent durchleuchtet worden.

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Auch in der aktuellen Studie ist abzulesen, ob die Versicherer im Neugeschäft weiterhin klassische Produkte anbieten. Und: 26 der 43 teilnehmenden Gesellschaften haben klassische Produkte im Angebot. Das heißt allerdings nicht, dass diese Unternehmen die gesamte Produktpalette bedienen würden. Im vergangenen Jahr hatten noch 21 der 46 teilnehmenden Unternehmen klassische Produkte im Portfolio. Damit ist die Zahl der Anbieter mit klassischen Produkten wieder gestiegen.

Nach eigenen Angaben würden beispielsweise 14 Gesellschaften noch klassische Kapitallebensversicherungen anbieten. Jeweils 13 Unternehmen hätten private Renten-Policen sowie laufende Renten im Angebot. Bei der Basis-Rente seien nur noch fünf Versicherer aktiv. Dagegen seien noch vier Unternehmen in der Riester-Rente dabei.

Die traditionelle Klassik ist also zum Auslaufmodell geworden. Stattdessen setzen weite Teile des Marktes auf Produkte mit herabgesetzten oder sogar vollständig abgeschafften Garantien. Bei der neuen Klassik setzt der Großteil der Gesellschaften auf eine Beitragsgarantie von 90 Prozent. Lediglich ein Anbieter würde aktuell noch 100 Prozent der eingezahlten Beiträge garantieren. Eine vollständige Bruttobeitragsgarantie scheint wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll darstellbar zu sein. Gleichzeitig liegen die Mindestvertragslaufzeiten für den teilweisen Beitragserhalt zwischen zwei und 15 Jahren.

Generell haben sich die Rahmenbedingen für Lebensversicherer in 2022 deutlich verändert. Mehrere Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) ließen die Zinsen am Kapitalmarkt steigen. „Die aktuelle Deklarationsrunde der Lebensversicherer steht damit erstmals seit langer Zeit wieder im Zeichen steigender Marktzinsen“, sagte Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur. Diese Entwicklung würde sich allerdings in den Überschussbeteiligungen erst allmählich widerspiegeln. Das liege schlicht an den Eigenschaften des Geschäftsmodells. „Einerseits dauert es viele Jahre, bis der höhere Marktzins in der Kapitalanlage von Lebensversicherern ankommt, andererseits sind durch die Zinswende stille Lasten in den Bilanzen entstanden.“, unterstreicht der Assekurata-Geschäftsführer.

Bei Policen der neuen Klassik wächst die laufende Verzinsung für Neugeschäftstarife auf 2,19 Prozent (2,05 Prozent). Die laufende Verzinsung für die im Neugeschäft angebotenen Tarife fällt bei klassischen Tarifen mit durchschnittlich 2,26 Prozent (2,15 Prozent) etwas höher aus als in der Neuen Klassik. Im Marktdurchschnitt liege die laufende Verzinsung für 2023 bei 2,62 Prozent. Damit stieg der Wert im Vergleich zum Vorjahr um genau 0,07 Prozentpunkt. Im gewichteten Durchschnitt über alle Tarifarten und -generationen liegt der Wert bei 2,76 Prozent (2,69 Prozent). „Marktweit steigt damit die Überschussbeteiligung gegenüber dem Vorjahr an. Dies hat historischen Charakter, erfolgte dies doch letztmals vor 15 Jahren“, erläutert Will.

Immerhin 18 Unternehmen haben ihre laufende Verzinsung angehoben und kein Unternehmen hat eine Absenkung vorgenommen. Den aktuell besten Wert halten die Versicherer Athora und Ideal mit jeweils 3,0 Prozent. Die niedrigsten Werte der Branche liegen aktuell unter 2,0 Prozent - teilweise sogar deutlich. Mit der Debeka gibt es sogar ein Unternehmen, dessen Verzinsung im vergangenen Jahr unter der Ein-Prozent-Marke lag. Für das aktuelle Jahr meldet das Unternehmen aus Koblenz eine laufende Verzinsung von 1,25 Prozent.

Bei der deklarierten Gesamtverzinsung sieht die Entwicklung ähnlich wie bei der laufenden Verzinsung aus. Für den Mustervertrag einer privaten Rentenversicherung ist sie im Branchenschnitt um elf Basispunkte auf 2,81 Prozent (2,68 Prozent) angestiegen. „Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren kommt bei den meisten Anbietern zum Vertragsende allerdings keine weitere Beteiligung an den Bewertungsreserven mehr hinzu“, ergänzt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. „Hier wirken sich die stillen Lasten der Zinsanlagen in den Büchern der Lebensversicherer unmittelbar aus, wodurch häufig keine zu verteilenden Bewertungsreserven mehr vorhanden sind.“

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In Anbetracht der reduzierten Beitragsgarantien weisen inzwischen fast alle Tarife der neuen Klassik eine negative garantierte Beitragsrendite auf, konstatieren die Studienmacher. Diese pendele sich im Schnitt bei -0,61 Prozent (-0,68 Prozent) ein. Auch hier hat die Absenkung des Höchstrechnungszinses somit deutliche Spuren hinterlassen. In den Tarifen der Klassik liegt die garantierte Beitragsrendite bei 0,41 Prozent (0,39 Prozent).

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