Das Ratinhaus Assekurata hat zum 21. Mal Altersvorsorgeverträge unter die Lupe genommen. Dazu seien 43 Versicherer mit einem Marktanteil von 68 Prozent durchleuchtet worden. Damit hat sich der Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr leicht vermindert. Im vergangenen Jahr waren noch 43 Anbieter mit einem Marktanteil von etwa 70 Prozent durchleuchtet worden. Im Vergleich zum Vorjahr habe sich der Teilnehmerkreis erneut etwas verschoben. So hätten beispielsweise die Versicherer Ergo, Generali und Zurich nicht an der diesjährigen Auswertung teilgenommen.

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Auch in der aktuellen Studie ist abzulesen, ob die Versicherer im Neugeschäft weiterhin klassische Produkte anbieten. Und: 26 der 43 teilnehmenden Gesellschaften haben klassische Produkte im Angebot. Das heißt allerdings nicht, dass diese Unternehmen die gesamte Produktpalette bedienen würden. Damit ist die Zahl der Anbieter mit klassischen Produkten im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. Im Jahr 2023 war die Zahl der Unternehmen mit klassischen Produkten im Portfolio von 21 auf 26 angestiegen. Nach eigenen Angaben hätten jeweils 13 Gesellschaften noch klassische Kapitallebensversicherungen, private Renten-Policen beziehungsweise laufende Renten im Angebot. Bei der Basis-Rente und bei der Riester-Rente seien jeweils nur noch vier Versicherer aktiv.

Die traditionelle Klassik ist also zum Auslaufmodell geworden. Stattdessen setzen weite Teile des Marktes auf Produkte mit herabgesetzten oder sogar vollständig abgeschafften Garantien. Bei der neuen Klassik setzt der Großteil der Gesellschaften auf eine Beitragsgarantie von 90 Prozent. Lediglich ein Anbieter würde aktuell noch 100 Prozent der eingezahlten Beiträge garantieren. Eine vollständige Bruttobeitragsgarantie scheint wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll darstellbar zu sein. Gleichzeitig liegen die Mindestvertragslaufzeiten für den teilweisen Beitragserhalt zwischen zwei und 15 Jahren.

Game-Changer Zinswende

Generell haben sich die Rahmenbedingen für Lebensversicherer in den vergangenen beiden Jahren deutlich verändert. Mehrere Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) ließen die Zinsen am Kapitalmarkt steigen. „Das im Vergleich zu früheren Jahren erhöhte Zinsniveau wirkt positiv auf die aktuellen Überschussbeteiligungen der Lebensversicherer“, sagte Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur. Diese Entwicklung würde sich allerdings in den Überschussbeteiligungen erst allmählich widerspiegeln. Das liege schlicht an den Eigenschaften des Geschäftsmodells. Während es einerseits es viele Jahre dauere, bis der höhere Marktzins in der Kapitalanlage von Lebensversicherern ankommt, sind andererseits durch die Zinswende stille Lasten in den Bilanzen entstanden. „Trotz der aktuell unsicheren Zinsperspektive sind die Deklarationen für 2024 spürbar gestiegen.“, unterstreicht der Assekurata-Geschäftsführer. Das zeige sich insbesondere bei größeren Gesellschaften. Diese würden tendenziell etwas höhere Überschussbeteiligung ausschütten.

Bei Policen der neuen Klassik machten sich die gestiegenen Zinsen am Kapitalmarkt bemerkbar. Denn bis auf drei Anbieter haben alle die laufende Verzinsung für 2024 teilweise deutlich angehoben. Folglich wächst die laufende Verzinsung für Neugeschäftstarife auf 2,58 Prozent (2,19 Prozent). Die laufende Verzinsung für die im Neugeschäft angebotenen Tarife fällt bei klassischen Tarifen mit durchschnittlich 2,46 Prozent (2,26 Prozent) etwas niedriger aus als in der Neuen Klassik. Im Marktdurchschnitt liege die laufende Verzinsung für 2024 bei 2,77 Prozent. Damit stieg der Wert im Vergleich zum Vorjahr um genau 0,16 Prozentpunkt. Im gewichteten Durchschnitt über alle Tarifarten und -generationen liegt der Wert bei 2,88 Prozent (2,73 Prozent). „Marktweit steigt damit die Überschussbeteiligung gegenüber dem Vorjahr stärker an als im Vorjahr. Aus Kundensicht ist dies eine erfreuliche Entwicklung“, erläutert Will.

Immerhin 27 Unternehmen haben ihre laufende Verzinsung angehoben und kein Unternehmen hat eine Absenkung vorgenommen. Die stärksten Erhöhungen haben mit 1,10 Prozentpunkten die Proxalto sowie mit jeweils einem Prozentpunkt die Provinzial NordWest und die Provinzial Rheinland. Den aktuell besten Wert hält die Viridium-Tochter Entis mit 3,25 Prozent. Darauf folgen die Versicherer Athora, BL die Bayerische Leben, DEVK Deutsche Eisenbahn und Ideal mit jeweils 3,0 Prozent. Die niedrigsten Werte der Branche liegen aktuell unter 2,0 Prozent. Den schwächsten Wert hat aktuell die Signal Iduna mit 1,65 Prozent.

Bei der deklarierten Gesamtverzinsung sieht die Entwicklung ähnlich wie bei der laufenden Verzinsung aus. Für den Mustervertrag einer privaten Rentenversicherung ist sie im Branchenschnitt um 29 Basispunkte auf 3,12 Prozent (2,83 Prozent) angestiegen. „Im Gegensatz zu früheren Jahren kommt bei den meisten Anbietern zum Vertragsende allerdings keine weitere Beteiligung an den Bewertungsreserven mehr hinzu“, ergänzt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. „Hier wirken sich die stillen Lasten der Zinsanlagen in den Büchern der Lebensversicherer unmittelbar aus, wodurch häufig keine zu verteilenden Bewertungsreserven mehr vorhanden sind.“

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In Anbetracht der reduzierten Beitragsgarantien weisen inzwischen fast alle Tarife der neuen Klassik eine negative garantierte Beitragsrendite auf, konstatieren die Studienmacher. Diese pendele sich im Schnitt bei -0,60 Prozent (-0,61 Prozent) ein. Auch hier hat die Absenkung des Höchstrechnungszinses somit deutliche Spuren hinterlassen. In den Tarifen der Klassik liegt die garantierte Beitragsrendite bei 0,41 Prozent (0,41 Prozent).

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