Kontaktloses Bezahlen wird in Zeiten der Coronakrise empfohlen: auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, sich mit Bargeld zu infizieren, selbst wenn man sich mit der Hand nach dem Bezahlvorgang ins Gesicht fasst. „Das auf dem Geldstück klebende Virus würde ich mal weitgehend vergessen“, sagte etwa Virologe Christian Drosten im NDR-Podcast. Da es sich um behüllte Viren handle, seien sie gegen Eintrocknung extrem empfindlich.

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Dennoch hat Corona die Akzeptanz von bargeldlosem Bezahlen in der deutschen Bevölkerung deutlich erhöht. Nur noch jeder Zweite zieht das Bargeld der Zahlung mit Girocard oder Kreditkarte vor, während vor zwei Jahren noch rund 60 Prozent der Bürgerinnen und Bürger Bargeld bevorzugten. Doch das kann sich als heimtückisch und teuer entpuppen. Denn wie das Onlineportal biallo.de ermittelt hat, verlangen bereits 460 Banken Gebühren, wenn mit Girocard bezahlt wird. Eine Übersicht über alle Institute findet sich auf der Webseite des Finanzportals.

Girocard kann teuer werden

Die hohen Gebühren werden vor allem dann fällig, wenn man bei den betroffenen Instituten die falsche Karte nutzt: nämlich die Girocard. Für Zahlvorgänge mit dieser Karte dürfen die Banken nämlich die Nutzer zur Kasse bitten, während hingegen in der gesamten EU die Zahlung mit Kreditkarten kostenlos möglich sein muss. Und tatsächlich greifen die Banken hier gern zu. Mindestens 463 von gut 1.200 regionalen Geldhäusern berechnen entsprechende Gebühren, berichtet biallo.de auf seiner Webseite.

Die Gebühren variieren von Institut zu Institut stark: zwischen 0,02 und 0,75 Euro werden jedesmal fällig, wenn man an einer Supermarkt-Kasse, Tankstelle oder beim Frisör die Girokarte einsetzt: im Schnitt immerhin 35 Cent. Das bedeutet, ein Kunde, der dreimal täglich mit Giro zahlt, muss im Jahr 360 Euro zusätzlich einplanen - zusätzlich zu allen anderen Gebühren, die ein Geldhaus bereits für Kontoführung etc. berechnet. Betroffen seien nicht alle Kontomodelle der Institute: in der Regel aber immer das klassische Filialkonto oder Basiskonto.

Ärgerlich: Viele der öffentlichen Institute greifen laut biallo.de zu: die Sparkassen also, die einen Versorgungsauftrag haben und in gerade in ländlichen Regionen oft die einzigen verblieben Filialbanken sind. 192 Sparkassen berechnen im Schnitt 33 Cent für jede Transaktion mit der Girocard. Die Gebühren reichen von 0,02 Euro bis 0,70 Euro pro Bezahlvorgang.

Noch zahlreicher sind die Genossenschaftsbanken, die ihre Kundinnen und Kunden für Girocard-Zahlungen abkassieren. 265 regionale Institute berechnen eine Gebühr, im Schnitt 0,36 Euro. Während minimal 0,05 Euro fällig werden, müssen maximal 0,75 Euro je Zahlung eingeplant werden.

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Private Banken sind da weniger kassierfreudig. Ganze sechs Institute berechnen laut Biallo entsprechende Gebühren für Girocard-Zahlungen: im Schnitt 28 Cent.

ärgerlich: fehlende Transparenz

Ärgerlich sind die Gebühren für das Zahlen mit Girocard auch deshalb, weil viele regionale Banken ihre Kundinnen und Kunden nicht transparent informieren, dass die Zahlvorgänge etwas kosten - und wie viel. Zwar seien die Institute seit 2015 gesetzlich verpflichtet, die Kosten zumindest auf ihrer Webseite auszuweisen, berichtet biallo.de: unter den Begriffen "Pflichtinformationen" oder auch "Entgeltinformationen gemäß Zahlungskontengesetz /ZKG)“. Doch oft seien entsprechende Informationen nur auffindbar, wenn man gezielt mit der Stichwortsuche danach suche. Selbst dann seien die Infos nicht immer zu finden.

Oft müsse auf der Gebührenabrechnung danach gesucht werden, welche Gelder die Bank für sogenannte Buchungsgebühren berechne. Fallen diese deutlich höher aus als im Vorjahr, so sei dies ein Hinweis für entsprechende Kosten für Girocard-Zahlungen. Auch im "Preisaushang" oder dem "Preisleistungsverzeichnis" von Bank und Sparkasse seien diese mitunter versteckt.

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Kreative Begriffe verschleiern Kosten

Und die Banken lassen sich offenbar nichtssagende Begriffe einfallen, um die Gebühren nicht ausweisen zu müssen. Mitunter finde man Formulierungen wie "beleglose Buchungen", "Preis pro Posten" oder "Lastschrifteneinzug", wenn es um Girocard-Zahlungen gehe, berichtet das Onlineportal.

"Beleglose Buchungen" seien zudem ein Hinweis darauf, dass für weitere Transaktionen Gebühren berechnet werden: etwa für Mietzahlungen oder Gehaltseingänge. "Statt ehrlich und offen die Entgelte für Kartenzahlungen konkret zu nennen, werden diese im Preisverzeichnis regelmäßig unter Buchungsposten versteckt", kritisiert Niels Nauhauser, Bankenexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Positiv immerhin: Überregionale Banken wie Deutsche Bank, Post- oder Commerzbank würden aktuell noch nicht solche Gebühren berechnen. Aber auch das könne sich künftig ändern, gibt biallo.de zu bedenken. Auch höherpreisige Kontomodelle bei den betroffenen Regionalbanken, die in der Regel mehr Services zum Pauschalpreis inkludieren (Premiumkonten), seien bisher davon verschont geblieben.

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Was aber tun, wenn man von Girocard-Gebühren betroffen ist? Neben Bargeldzahlung empfiehlt das Portal, auf Kreditkarten umzusteigen, etwa Mastercard oder Visacard. Oder das Smartphone zu nutzen. Auch für Google Pay, Apple Pay und ähnliche Bezahlfunktionen per Smartphone seien gebührenfrei.

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