Die Bonus.Gold GmbH aus Köln könnte im Mittelpunkt eines neuen Anlageskandals auf dem grauen Kapitalmarkt stehen. Anleger haben bei dem Investor Edelmetall im Wert von 45 Millionen Euro investiert. Doch wie das Handelsblatt und die Webseite investmentcheck.de berichten, ist das Investmenthaus vor Kurzem verkauft wurden. Mit bitteren Konsequenzen: Seitdem könnten Kunden nicht mehr auf ihre Konten zugreifen, die Ansprechpartner seien nicht mehr erreichbar. Zudem habe es eine Razzia aus bisher ungeklärten Hintergründen gegeben.

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Ähnliches Geschäftsmodell wie PIM Gold

Gegründet wurde Bonus.Gold 2017 von drei Männern, die zuvor bei der PIM Gold GmbH aus dem Hessischen Heusenstamm tätig waren: ausgerechnet jenem Unternehmen also, gegen das die Staatsanwaltschaft aktuell wegen Betrugs ermittelt. PIM Gold wird verdächtigt, ein Schneeballsystem unterhalten zu haben: Und tatsächlich lässt aufhorchen, dass das Geschäftsmodell des Kölner Investors ähnlich aussieht.

Laut „Handelsblatt“ sammmelte Bonus.Gold Geld von Anlegern ein, um damit Gold zu kaufen. Doch das Edelmetall sollte nicht ausgeliefert werden, sondern bei den Domstädtern verbleiben, um damit einen ordentlichen Aufschlag zu erwirtschaften. Das sollte möglich sein zum Beispiel durch den Handel mit Altgold und die Herstellung von türkischem Hochzeitsschmuck. Bis zu 22 Prozent Rendite binnen zwei Jahren wurden den Anlegern versprochen.

Im März 2017 erwarb Murat Kaynar die Geschäftsanteile an dem Unternehmen und setzte seinen Sohn als Geschäftsführer von Bonus.Gold ein. Er versicherte dem „Handelsblatt“, rund 870 Kilogramm Gold vom Geld der Anleger erworben zu haben. Das Vorhandensein des wertvollen Metalls habe auch der Wirtschaftsprüfer Artur Bieganski Anfang des Jahres bestätigt, schreibt "Investmentcheck".

Doch bereits im Juni 2019 habe ein Wirtschaftsprüfer bemängelt, dass die Existenz von mehr als 90 Prozent des Kundengoldes für das Geschäftsjahr 2017 als „nicht hinreichend nachgewiesen“ eingestuft worden sei, so berichtet das "Handelsblatt". Fehlende Bilanzen seien nie nachgeliefert worden.

Kunden klagten seit dem Frühjahr 2020, dass zugesagte Zahlungen ausblieben bzw. ihnen das Gold nicht ausgeliefert werde. Kaynar begründete dies damit, dass der Handel mit Hochzeitsschmuck aufgrund der Coronakrise zum Erliegen gekommen sei, das Gold deshalb nicht vollständig ausgeliefert werden könne - wollte die alten Renditen aber später wieder erwirtschaften.

Verkauf nach Großbritannien

Am 3 September schließlich habe die Familie Kaynar ihr Investment bei Bonus.Gold beendet und das Investmenthaus verkauft. Neuer geschäftsführender Gesellschafter ist Günther Dollmann. Der 71jährige wurde in Köln geboren, doch lebt aktuell im britischen Gravesand, wie investmentcheck.de berichtet. Für die Privatanleger keine gute Nachricht: Wird die Firma ins Ausland verlegt, könne dies es erschweren, Ansprüche durchzusetzen.

Kaynar begründet seinen Ausstieg beim Goldinvestor gegenüber der Finanzseite damit, dass er das Gold habe rückabwickeln wollen, es aber Verwerfungen mit dem Vertrieb gegeben habe. Der nicht verkaufte Hochzeitsschmuck sollte eingeschmolzen und die Überschüsse unter den Anlegern aufgeteilt haben. Wegen Verwerfungen mit dem Vertrieb habe er sich entschieden, die Branche zu verlassen.

Das "Handelsblatt" zitiert nun aus einem Gutachten des Frankfurter Rechtsanwalts Christian Seyfert. Bestände, die als Kommissionsware bei Herstellern von türkischem Hochzeitsschmuck lagerten, seien demnach „wirtschaftlich gefährdet“. Es bestehe das Risiko, dass dieses Kundengold „nicht oder nur teilweise oder zu einem späteren Zeitpunkt“ herausgegeben werde. Verluste von bis zu 50 Prozent seien denkbar, die sich erhöhen könnten, wenn das Gold zu Schleuderpreisen auf dem Markt verkauft werden müsse.

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"Die Entwicklung bei Bonus.Gold ist extrem besorgniserregend. Eine Firma, die nicht mehr für ihre Anleger erreichbar ist, verdient deren Vertrauen nicht", kommentiert auch der Finanzjournalist Stefan Loipfinger seine Recherchen, Betreiber des Portals investmentcheck.de. Ein weiteres Detail dürfte betroffene Anleger verunsichern. Der neue Eigentümer Dollmann betreibt eine Beratungsfirma. Eine Dienstleistung: das „englische Insolvenzverfahren“ mit einer „Restschuldbefreiung nach zwölf Monaten“.

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