Auch Herbert Sedlmaier war kein unbekanntes Gesicht, als er zum Jahresbeginn 2018 für die Aufgaben Finanzen und Risikomanagement ins Boot geholt wurde. Der 57jährige Versicherungsmathematiker war zuvor in leitenden Funktionen bei der Allianz SE und als Geschäftsführer bei Towers Watson angestellt — unter anderem. Beide Personalien zeigten, dass man durchaus gewillt war, auf Personal mit langjähriger Branchenerfahrung zu setzen.

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Doch die ursprünglichen Pläne mussten bald korrigiert werden. Anfangs als reiner Digitalversicherer für Sach- und Unfallversicherungen gedacht, hatte Groenen das Geschäftsmodell später korrigiert und auf den hybriden Kunden ausgerichtet — Kunden also, die sowohl online abschließen als auch persönlich beraten werden wollen. „Digital, wenn möglich - persönlich, wenn nötig“, gab er als Motto für Flypper aus.

In den letzten Monaten war es dann auffällig still um Flypper geworden. Es gab bereits Gerüchte über das Scheitern des Digitalversicherers, unter anderem bei der Branchenmesse DKM in Dortmund: auch, weil Groenen auf seinen Social-Media-Kanälen mittlerweile mit branchenfremden Projekten in Erscheinung trat, zum Beispiel einem Tattoo-Netzwerk, Sneaker-Anbieter und mit Schoko-Glückskeksen. Nun ist das Scheitern des Insurtechs offiziell: Flypper wird es nicht geben.

Während Groenen nun mit branchenfremden Projekten ausreichend beschäftigt scheint, zudem als Speaker und Dozent tätig ist, haben Loisel und Sedlmaier schon eine Anschlussverwendung gefunden. Sie sollen Aufgaben beim neuen Sachversicherer Selosc übernehmen, einem gemeinsamen Projekt der Gothaer und der Flypper-Muttergesellschaft Scira, berichtet der Branchendienst "Versicherungsmonitor". Sowohl die BaFin als auch das Kartellamt müssen das Projekt aber noch prüfen, bevor es starten kann.

Viele der "jungen Wilden" müssen aufgeben

Damit folgt Flypper einen regelrechten Trend: dem FinTech- und InsurTech-Sterben, das in den letzten Jahren viel Kapital verschlang. 62 Fintechs verschwanden in 2017 vom deutschen Markt, so eine Studie des Beratungshauses PwC, im Jahr 2018 waren es weitere 74 Fintechs. Und von Anfang Januar 2019 bis zum Mai 2019 mussten 34 deutsche Fintechs aufgeben: ein Trend, der sich laut Studie zunehmend beschleunige (der Versicherungsbote berichtete).

Die Gründe für das Scheitern sind vielfältig. Viele Versicherer können die Dienste und Geschäftsmodelle der InsurTechs mittlerweile im eigenen Haus bereitstellen: zum Teil, indem sie mit den Start-ups Partnerschaften eingehen oder sie ganz kaufen. Aufgrund der Marktmacht der Etablierten können dann wiederum neue Wettbewerber mit ähnlichen Geschäftsmodellen verdrängt werden. Bei Flypper dürfte zudem eine Rolle gespielt haben, dass zunehmend große Insurtechs aus anderen Staaten auch auf dem deutschen Markt aktiv werden. Der US-Konzern Lemonade verkauft seit Juni 2019 hierzulande Versicherungen: Er bringt aus den USA viel Kapital und Erfahrung mit.

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Speziell in Deutschland gibt es darüber hinaus ein Problem mit der Anschlussfinanzierung von Start-Ups, wie der „Insur-Tech-Radar“ aus dem Hause Policen Direkt zeigt. Die neuen Anbieter starten mit viel Tamtam: Ihnen geht aber das Geld aus, wenn es darum geht das weitere Wachstum zu finanzieren. Ursache hierfür sind unter anderem strengere Regulierungsvorgaben in Deutschland als in anderen Staaten, da speziell in der Versicherungsbranche sehr teure Vorgaben der Finanzaufsicht beachtet werden müssen.

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